Der Stadtbus, das Verkehrskonzept, die Großbaustelle Öschberghof und das Sterben der Donaueschinger Einzelhändler – kommunalpolitisch hat die Stadt den Narren wahrlich eine exzellente Grundlage für ihren Zunftball geboten. Und der Frohsinn hat sich Flügel wachsen lassen, hat sich mit der Luft-Hansel-Plaire-Line in die Lüfte erhoben und der Kommunalpolitik gekonnt den Spiegel vorgehalten. Schließlich hat man es als OB ja auch nicht so einfach, wenn "unser einfaches Stadtbuskonzept vom einfachen Bürger einfach nicht verstanden wird", so das brillante Erik-Pauly-Double (Alexander Bertsch). Die Lösung ist schnell gefunden, der Busbahnhof wird zum ersten überirdischen Kopfflughafen, der Stadtbus zum Airbus und der Oberbürgermeister zum Oberpiloten.

Liebhaber und Beobachter der Kommunalpolitik kommen schon bei der ersten Nummer voll auf ihre Kosten: Wenn Claudia Jarsumbek (Nicole Bäurer) zur "Saftschubse" wird, Konrad Hall (Wilfried Strohmeier) als CDU-Luftsprecher die Sicherheitsvorschriften erklärt oder Martina Wiemer (Cordula Hauger) im Airbus plötzlich Stadtführungen anbietet und mit dem Lied "Zehn kleine Einzelhändler" ein Abgesang auf die Karlstraße anstimmt. Im Cockpit hat der Oberpilot Pauly wenig im Griff, zum Glück gibt es den Copiloten Bernhard Kaiser (Jürgen Wintermantel).

Einblicke in das Leben im Koffer: Auf einer Reise lässt sich einiges erlebt.
Einblicke in das Leben im Koffer: Auf einer Reise lässt sich einiges erlebt.

Und der "kleine Kaiser" erklärt dem Chef die Welt, weiß stets eine Antwort auf seine Fragen und fordert ihn auch mal auf, "endlich das Ruder in die Hand zu nehmen", aber Kaiser bleibt letztendlich der "Rettungspilot der Stadt". Köstlich zu beobachten, das Mienenspiel der Beiden, während sie den Airbus landen – wie gekonnt, wird auf einer großen Videoleinwand eingeblendet. Ein Element, das der Frohsinn noch öfters geschickt in die Handlung des Zunftballes einbindet. Das ermöglicht den Verzicht auf ein großes Bühnenbild und erweitert den Handlungsspielraum. Außerdem haben die Bühnenbildbauer dafür um so mehr Einsatz in die einzelnen Nummern gesteckt und beispielsweise einen überdimensionalen Koffer oder ein Gepäckband gebaut.

Und für alle kommunalpolitischen Probleme, die noch nicht thematisiert und gar gelöst wurden, gibt es ja immer noch Ignaz (Markus Kuttruff) und Severin (Thomas Höfler), die es trefflich auf den Punkt bringen. Sie wettern gegen den Konzept- und den Gutachterwahnsinn und fordern, auch mal den "normalem gesunden Menschenverstand und das Gehirn" einzuschalten – und das alles, während sie eine Golfpartie im strahlenden Öschberghof genießen und auf die Skyline von Donaueschingen blicken, die bald "nur noch ein Schatten ihrer selbst ist". Der Vergleich Öschberghof – Eschingen geht klar aus. Die Lösung: Aldi kauft auch die Stadt, der Hotelchef Alexander Aisenbrey kümmert sich im Rathaus um das Personal, die Finanzen und die Bauprojekte, der Brauereichef Georg Schwende übernimmt den Tourismus und die Wirtschaft und Erbprinz Christian darf den "Bonbon-Onkel" machen.

Nur ein Problem wollen die beiden nicht lösen: Weder Ignaz noch Severin wollen das Amt des Stadtbaumeisters übernehmen.

Stimmgewaltiger Auftritt (von links): Alexander Bertsch, Kai Armuruster, Peter Stelzl, Martin Laufer und Regina Armbruster.
Stimmgewaltiger Auftritt (von links): Alexander Bertsch, Kai Armuruster, Peter Stelzl, Martin Laufer und Regina Armbruster.

Doch die Oberen der Stadt auf die Schippe zu nehmen, reicht alleine nicht für ein ausgewogenes Zunftballprogramm. Es braucht auch Tanz, wie das Gretleballett als schicke Stewardessen, das Zunftballett als knallharte Security-Bräute oder das Männerballett – da kommt Stimmung im Publikum auf. Gepaart das Ganze mit dem närrischen Humor, wenn Clara und Ida (Nicole Bäurer und Martina Dannecker) nach einem amüsanten Familienvideo auf dem Gepäckband um die Welt reisen. Oder das Bodenpersonal Kurt und Peter (Alexander Gut und Benjamin Bäurer) aus Versehen die Furtwanger-Quellen-Airline, die notlanden muss, weil das Quellwasser ausgegangen ist, im Aasener Weiher versenken und den Koffer von Bürgermeister Bernhard Kaiser durchwühlen. Oft braucht es nur wenige Worte, um den Saal zum Toben zu bringen. "Wer braucht denn schon eine Einbahnstraße" oder die Erwähnung eines Konzeptes oder der Stadtbus – und schon jubelt das Publikum.

Wer fehlt noch? Das große Finale, dass den Zunftsängern Alexander Bertsch, Kai Armuruster, Peter Stelzl, Martin Laufer und Regina Armbruster gehört. Etwas lang dauert es, bis sie endlich ihre Stimmen ertönen lassen. Darauf warten schließlich alle. Erst rhythmische Einlagen, dann wirres Handyklingeln, das sich letztendlich doch noch charmant zum Narrenmarsch zusammenfügt und dann singen sie endlich: "Ab in den Süden..." Tja, mit einer Luft-Hansel-Plaire-Line ist alles möglich.