Das Bargeld verliert in Deutschland immer mehr an Bedeutung. 7,48 Milliarden Bezahlvorgänge und damit 11,5 Prozent mehr als im Vorjahr wurden per Girocard getätigt. Noch nie zahlten innerhalb eines Jahres so viele Menschen in Deutschland auf diese Weise.

Gleichzeitig gibt es mittlerweile immer mehr Diskussionen um eine potenzielle Abschaffung. Doch was sagen Händler aus der Region zum Bezahlen mit Karte, inwiefern lohnt es sich für ihr Geschäft und wie sehen sie die Zukunft des Bargeldes?

Martina Holwegler von der gleichnamigen Metzgerei in Donaueschingen beschreibt ihre Einschätzung als übereinstimmend mit den kürzlich veröffentlichten Zahlen. So würden immer mehr Kunden bargeldlos zahlen, auch für Kleinstbeträge werde die Karte gezückt. Auch Smartphones und Smartwatches würden immer mehr zum Einsatz kommen.

Martina Holwegler stört sich daran, dass viele Kunden auch Kleinbeträge mit der Karte begleichen.
Martina Holwegler stört sich daran, dass viele Kunden auch Kleinbeträge mit der Karte begleichen. | Bild: Fröhlich, Jens

Die Entwicklung ließe sich nicht aufhalten, trotzdem sei sie kein Fan von ihr. So würden für den Betrieb höhere Kosten anfallen, seit die Metzgerei ihren Kunden bargeldloses Zahlen ermöglichen würde. Martina Holwegler schätzt diese auf 200 bis 300 Euro monatlich. Sie setzten sich hauptsächlich aus Transaktions- und Gerätekosten zusammen: „Ich sehe das mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, so Holwegler.

Einerseits freue sie sich darüber, ihren Kunden einen optimalen Service bieten zu können. Andererseits ärgert sie sich über die Transaktionskosten, wenn ein Kunde seinen Fleischkäsewecken mit Karte bezahlt.

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Für sie sei die stärkere Nutzung von Kartenzahlung nicht nur darauf zurückzuführen, dass es für die Kunden praktischer sei. Vielmehr sei es eine Angewohnheit geworden. Im Gespräch betont sie außerdem, dass ein Großteil der Kundschaft sich gar nicht bewusst wäre, dass das bargeldlose Zahlen zu Kosten der Einzelhändler führen könnte. Die Entwicklung sei aber nicht aufzuhalten: „Ohne geht heute es nicht mehr.“

Es braucht Bargeld

Thomas Rahde betreibt seit etwa einem Jahr den Restaurant-Imbiss Aldente im Gebäude des Donaueschinger Bahnhofs. Anfangs sogar als Ein-Mann-Show. Er kann die Beobachtungen von Holwegler bestätigen. So werde immer häufiger mit Karte gezahlt. Er sieht das ganze aber eher unproblematisch. Da man nur EC- und Visakarten akzeptiere, würden sich die Transaktionskosten in Grenzen halten.

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Rahde kann allerdings beobachten, dass die Menschen immer noch auf Bargeld angewiesen sind. So ist im Bahnhof ein WC, für dessen Benutzung man 50 Cent bezahlen müsse. So werde er oft gefragt, ob er denn Geld wechseln könnte. Auf einen vollständigen Verzicht von Bargeld angesprochen, reagiert Rahde ablehnend: „Da bin ich ein völliger Gegner.“

Alle Karten werden akzeptiert

Auch in der Parfürmerie Butta sei ein stetiger Anstieg von Kartenzahlungen zu beobachten. Anders als im Aldente Restaurant-Imbiss könne man hier mit der Karte aller Anbieter, beispielsweise von American-Express, bezahlen. Melisa Irdem, Verkäuferin bei Butta, ist nicht bekannt, dass sich die Parfümerie an besonders hohen Transaktionskosten stören würde. Sie kann aber vor allem einen immer häufiger vorkommenden Einsatz von Smartwatches und Smartphones beobachten.

Kunden von Melisa Irdem zücken bei Bezahlungen immer häufiger Karten, Smartphones oder Uhren.
Kunden von Melisa Irdem zücken bei Bezahlungen immer häufiger Karten, Smartphones oder Uhren. | Bild: Johannes Haug

Verhältnismäßig teuer

Auch Bäckermeister Bernhard Bauer von der Bäckerei Schmid registriert, dass immer mehr mit Karte gezahlt wird. Er findet die Transaktionskosten im Verhältnis schon ziemlich teuer. „Aber das gehört halt zum Kundenservice“, sagt Bauer.

Mit Karte zahlen oder mit Bargeld? Der Trend geht deutlich weg von Scheinen und Münzen.
Mit Karte zahlen oder mit Bargeld? Der Trend geht deutlich weg von Scheinen und Münzen. | Bild: Wursthorn, Jens

Ein komplettes Aus von Bargeld sieht er allerdings als unrealistisch an. So brauchen einige Menschen immer noch den klaren Blick in den Geldbeutel, um festzustellen, wie viel man schon ausgegeben hat und was noch übrig ist. Außerdem seien viele Menschen, vor allem im höheren Alter, auf Bargeld angewiesen.