Donaueschingen – Es war keine leichte Entscheidung für Bea Hoffmann-Heyden: Lange hat die Gründerin und Geschäftsführerin der „Alten Hofbibliothek„ gekämpft, doch zum Ende des Jahres trennen sich ihre Wege von denen der geschichtsträchtigen Adresse an der Haldenstraße. „Ich kann nicht mehr – weder beruflich, noch finanziell, noch privat“, sagt die Mutter von drei Kindern.

Bea Hoffmann-Heyden hört zum Ende des Jahres als Geschäftsführerin auf.
Bea Hoffmann-Heyden hört zum Ende des Jahres als Geschäftsführerin auf. | Bild: Hoffmann-Heyden, Bea

Im Mai 2015 hatte sie zusammen mit Alexandra Meier die „Alte Hofbibliothek„ übernommen. Eigentlich wollten die beiden dort nur ein Whisky Tasting organisieren, waren von den Räumen aber so begeistert, dass Hoffmann-Heyden ein Konzept für den Veranstaltungsort entwickelte. Die Hoffnung: Vielleicht könne man es dem Besitzerehepaar, Eveline und Felix Banthien, verkaufen. Das klappte auch, doch die Banthiens waren so begeistert, dass sie gleich fragten, ob die Beiden ihre eigenes Konzept nicht nur verkaufen würden, sondern auch in die Realität umsetzen wollen.

Das könnte Sie auch interessieren

„Und da ich überzeugt von dem Konzept war, haben wir das auch gemacht“, blickt Hoffmann-Heyden zurück. Sie war damals genauso davon überzeugt, wie sie es heute ist – auch wenn Maier mittlerweile nicht mehr im Team ist. „2020 war das erste Jahr, an dem wir die Ernte unserer Arbeit hätten einfahren können und wir wären so richtig durchgestartet“, sagt die Geschäftsführerin der „Alten Hofbibliothek„. Anfangs sei es schon schwer gewesen, besonders da sie nie Schulden machen habe wollen. Doch der besondere Veranstaltungsort, für dessen gelungene Sanierung es sogar den Landes-Denkmalpreis gab, war bei den Kunden nachgefragt.

Bei den Musiktagen hat die „Alte Hofbibliothek“ sich mittlerweile etabliert.
Bei den Musiktagen hat die „Alte Hofbibliothek“ sich mittlerweile etabliert. | Bild: unbekannt

Doch dann kam Corona: „Die Belastung ist unheimlich groß“, erklärt Bea Hoffmann-Heyden. Da ist die Ungewissheit, wie es im kommenden Jahr weitergeht. Veranstaltungen, die zwar organisiert sind, aber dann doch nicht stattfinden können. Partner, denen es ebenfalls schlecht geht, und denen man aufbauende Worte zukommen lässt, die man doch selbst so dringend braucht. Und alles ist unkalkulierbar geworden. „Ich musste im Oktober innerhalb von zwei Tagen alle Veranstaltungen absagen und die Waren, die schon gekauft waren, wieder zurückgeben.“ Mit dem Beachclub und der Buchbaar gab es auch zwei neue Konzepte, mit denen in der Corona-Zeit mit wenigen Tischen noch etwas geboten werden sollten. „Doch bei so einem Haus braucht man die Veranstaltungen.“ Und dann sei nun auch noch die Bewirtung weggebrochen.

„Viele Leute sind echt am Limit.“
Bea Hoffmann-Heyden, Geschäftsführerin „Alte Hofbibliothek

Gerade auch diese Kurzfristigkeit sorge für viel Aufwand: „Wenn ich weiß, dass ich in vier Wochen schließen muss, dann plane ich ganz anders“, erklärt Hoffmann-Hayden. Bei Weitem sei es nicht so, dass diejenigen, die nun wieder schließen mussten, einfach die Ladentüre abschließen und dann in die Freizeit gehen. Ganz andere Aufgaben warten auf sie und nicht jeder habe beispielsweise die Erfahrung, wie man Kurzarbeit beantrage oder wie man an Unterstützung kommt. „Damit tun sich viele sehr schwer.“ Und für alle, die keinen großen finanziellen Puffer haben und auch keine Kredite aufnehmen wollen, weil diese auch zurückgezahlt werden müssen, wären die Zeiten noch viel härter. „Viele Leute sind echt am Limit.“

Das könnte Sie auch interessieren

Was die Entscheidung noch schwerer machte: Zum einen ist die „Alte Hofbibliothek„ ihr Herzensprojekt und zum anderen hängen davon auch viele Mitarbeiter, Partner und Kunden ab. Und so nimmt sie nicht einfach ihren Mantel und geht, sondern führt aktuell Gespräche. Es geht um die Nachfolge. Denn nur weil die Geschäftsführerin geht, soll nicht mit der „Alten Hofbibliothek„ Schluss sein. Interessenten gebe es und es sehe sehr gut aus. Diejenigen, die schon für nächstes Jahr gebucht haben, bräuchten sich nicht sorgen: „Wir haben Buchungen von März bis Oktober und in manchen Monaten sind wir auch schon ausgebucht.“

„Mein Nachfolger wird damit so richtig durchstarten. Und dann werde ich mich für ihn freuen.“
Bea Hoffmann-Heyden

Wohin der Weg der „Alten Hofbibliothek„ führen wird, ist für Hoffmann-Heyden sicher: „Mein Nachfolger wird damit so richtig durchstarten. Und dann werde ich mich für ihn freuen.“ Doch für sie selbst ist noch alles offen. „Vielleicht bin ich die Antwort auf die Frage, die sich ein anderer stellt.“ Ansonsten heißt es jetzt erst einmal: Viel Zeit mit der Familie und auch mit sich selbst verbringen – etwas, was in letzter Zeit viel zu kurz gekommen sei.

Die Geschichte der Alten Hofbibliothek

  • Die Hofbibliothek: Als Fürst Joseph Wilhelm Ernst seinen Wohn- und Regierungssitz nach Donaueschingen verlegte, löste er damit in der Stadt einen wahren Bauboom aus. Schließlich brauchten seine Beamten Arbeitsstätten und Wohnhäuser. Der Bibliotheksbau stammt aus den Jahren 1732 bis 1735 und wurde nach den Plänen des FF-Baumeister Franz Joseph Salzmann, von dem viele Gebäude in der Stadt stammen, einst als Fürstliches Kanzleigebäude errichtet. 1860 wurde in dem Gebäude die Hofbibliothek untergebracht, wo sie bis 1999 zu finden war.
  • Der Dornröschenschlaf: Im Jahre 1999 trennte sich das Haus
    Fürstenberg von den über 100.000 Bänden der Hofbibliothek. Das Gebäude fiel in einen Dornröschenschlaf, aus dem es das Ehepaar, Eveline und Felix Banthien. Die beiden, die schon mehrere Immobilien des Fürstenhauses gekauft und saniert hatten, gaben 2011 bekannt, dass sie sich nun der Hofbibliothek widmen werden. Der Donaueschinger Architekt Lukas Gäbele übernahm das Projekt, das nach der Sanierung mit dem Landes-Denkmalpreis ausgezeichnet wurde.
  • Neues Leben: In der Alten Hofbibliothek ist auch das Kinder- und Jugendmuseum zu finden. Anfangs gab es dort auch ein Restaurant, das jedoch 2013 geschlossen wurde. Im Mai 2015 wurde die „Alte Hofbibliothek“ mit einem großen Fest eröffnet. (jak)