Vorfreude, aber auch ein bisschen Nervosität sind Niklas Kern anzusehen, wenn er über den 23. Februar 2025 spricht. Dann wird der 20-Jährige nämlich zum zweiten Mal in seinem Leben ein Wahllokal betreten.
Doch das Erlebnis wird dann ein anderes sein als im Juni 2024, als Kern bei Kommunal- und Europawahl zum ersten Mal seine Stimme abgeben durfte. Bei der vorgezogenen Bundestagswahl Ende Februar wird der Donaueschinger einer von 160 freiwilligen Wahlhelfern in der Stadt sein.
Leidenschaft für die Politik
Als der Bruch der Ampelkoalition im November 2024 beschlossen war, hatte sich Niklas Kern direkt bei der Stadt wegen des Jobs als Wahlhelfer gemeldet. „Ich war schon immer politisch interessiert und deshalb wollte ich das jetzt einfach machen.“ Die Zusage bekam der 20-Jährige noch vor Weihnachten. Was genau ihn am Wahlsonntag erwartet, weiß Niklas Kern noch nicht. Licht ins Dunkel soll eine verpflichtende Wahlhelfer-Schulung in der Woche vor der Wahl bringen.
Bei dieser ist dann auch Hildegard Hall-Rögele dabei. Die 71-Jährige wird zum dritten Mal eine Wahl in Donaueschingen als Wahlhelferin begleiten. Während sie sich im vergangenen Dezember freiwillig auf einen Aufruf der Stadt hin meldete, kam sie beim ersten Mal vor etwa 50 Jahren jedoch etwas anders ins Wahllokal. Damals sei sie in einem Schreiben von der Stadt auf ihre Bürgerpflicht hingewiesen worden.
Bei der Bundestagswahl ist Hildegard Hall-Rögele nun aber auf Eigeninitiative dabei. Warum? Nach ihrer Erfahrung bei der Kommunalwahl wollte sie sich wieder engagieren: „Im Vergleich zu den großen Stimmzetteln bei der Kommunalwahl sind Bundestagswahlen eine leichte Aufgabe.“ Außerdem sei sie durch ihren Ehemann, den SPD-Stadtrat Peter Rögele, ohnehin sehr involviert in das politische Geschehen.
Freiwillige melden sich in Massen
Hildegard Hall-Rögele und Niklas Kern sind zwei von überraschend vielen freiwilligen Wahlhelfern, die sich bundesweit für die Wahl beworben haben.
Einige Kommunen hatten sich noch Ende 2024 darum gesorgt, genügend Leute zu finden, um die Wahl gut über die Bühne zu bringen. Jetzt berichten viele Gemeinden sogar von Rekordzahlen an Freiwilligen. Die Stadt Dortmund musste Medienberichten zufolge aufgrund des Andrangs gar Absagen verteilen.
Und auch der Donaueschinger Wahlleiter Sebastian Pfaff kommt nicht ins Schwitzen. Die Stadt hat neben den 160 freiwilligen Wahlhelfern sogar noch einen Puffer: „Es gibt auch noch eine Warteliste von Wahlhelfern, für den Fall eines kurzfristigen Ausfalls.“

Ein Anreiz für das große Interesse dürfte das in vielen Gemeinden aufgestockte Erfrischungsgeld für Wahlhelfer sein. Das Bundeswahlrecht sieht 35 Euro Entschädigung für Wahlvorstände sowie 25 Euro für alle weiteren Wahlhelfer vor.
Viele Kommunen haben für die Bundestagswahl deutlich mehr Geld geboten. In Donaueschingen gibt es laut Wahlleiter Sebastian Pfaff 70 Euro für die Vorstände und 60 Euro für die übrigen Helfer.
Bürgerpflicht geht vor Fasnet
Die Wahlhelfer sind bei der Bundestagswahl in zwei Schichten mit je vier Wahlhelfern eingeteilt. Einmal von 8 bis 13 Uhr und von 13 bis 18 Uhr. Zur Auszählung werden dann alle acht Wahlhelfer pro Wahllokal wieder eingespannt. Dabei überprüfen sie die Wahlberechtigungen der Wähler, halten sie im Wählerverzeichnis fest, geben Stimmzettel aus und zählen die Stimmen anschließend aus.
Für die freiwilligen Helfer ist der Wahlsonntag also durchgetaktet. Zum Termin der vorgezogenen Bundestagswahl am 23. Februar, mitten in der Fasnet, ist das besonders für Narren ein Thema.
Auch Niklas Kern und Hildegard Hall-Rögele sind in Zünften aktiv. Kern hat für den Job als Wahlhelfer extra einen Umzug mit dem Wildsau-Alarm in Vöhringen abgesagt: „Ich finde, das ist schon noch ein bisschen wichtiger“, sagt Kern und lacht.
Hildegard Hall-Rögele hätte mit den Schellenberghexen am Wahlsonntag eigentlich ebenfalls groß gefeiert. Doch die Zunft hat die Sause nach der Terminierung der Wahl einen Tag vorgezogen. Somit ist der Wahlsonntag für beide frei für die Bürgerpflicht. Möglichkeiten, die Fasnet zu feiern, gibt es in diesen Tagen schließlich noch zur Genüge.