„Eine ganze Schicht in Quarantäne. Das könnten wir uns nicht erlauben.“, sagt Tobias Hauschel. Er leitet den Rettungsdienst des DRK-Kreisverbands Donaueschingen und zählt einige Maßnahmen auf, die über die gesetzlichen Abstands- und Hygienemaßnahmen hinaus gehen. FFP2-Maskenpflicht gilt in der gesamten Rettungswache. Das Gebäude ist für Publikumsverkehr gesperrt, Lehrgänge und Sitzungen sind abgesagt.
Besatzungen werden zusammengehalten
Nur noch die Rettungswagen-Besatzungen und die Verwaltungsspitze im Schichtbetrieb beleben den Rotkreuz-Standort. Die Pausenzeiten sind versetzt, die Tische so angeordnet, dass sich Besatzungen nicht mischen. Jeweils doppelt besetzt sind in der zwölfstündigen Tagschicht vier Krankentransport-, ein Rettungswagen- und ein Notarztteam. Ziel ist es, sie eine ganze Einsatzwoche zusammenzuhalten und nach den Erholungstagen wieder gemeinsam starten zu lassen. Meist gelinge das, sagt Hauschel.

Gewandelt hat sich die Einsatzsituation. „Angstrate und Anspannung sind bei einzelnen Mitarbeitern schon höher als im Frühjahr“, räumt Hauschel ein. „Wir hatten eine positiv getestete Mitarbeiterin, auch der Mitfahrer musste in Quarantäne„. Dank der FFP2-Masken sei die ganze Schicht unberührt geblieben Schutzmasken liegen in schier unendlicher Zahl auf der Wache vor. Mitarbeitern ist es über Pflichtanlässe hinaus freigestellt, wann sie die Maske wechseln möchten.
Fahrzeugputz dauert 45 Minuten
Hoch ist die Anspannung, wenn Patienten mit Corona-Verdacht gefahren werden. Der Ansteckungsgefahr und dem mulmigen Gefühl begegnen die Helfer mit Vollanzug, Gesichtsschild, zwei paar Handschuhen und einer Komplettreinigung des Fahrzeugs nach dem Einsatz. „Allein das Putzen dauert 45 Minuten“, verdeutlicht Hauschel die Mehrbelastung. Mindernd wirkt der aktuell rund 15-prozentige Rückgang von Fahrten zu Ärzten und Kliniken.
Beim Polizeirevier an der Lehenstraße drückt ein Besucher auf die Klingel. Er schildert sein Anliegen durch die Sprechanlage, ihm wird geöffnet: Doch weiter als in den Schleusenbereich geht es in diesen Tage nicht. Die Polizeibeamtin Dominique Neu führt das Gespräch mit dem Besucher durch eine Panzerglasscheibe und händigt ihm das Formular über eine Schleuse aus, wie man sie beim Geldabheben in Banken kennt.

„Die schriftliche Anzeigenerstattung hat stark zugenommen“, sagt Revierleiter Thomas Knörr. Insbesondere per E-Mail gelte das. Verwunderlich sei dies nicht, würden die Bürger doch aufgefordert, sich schriftlich zu Sachverhalten zu äußern. Und wenn ringsum Ämter und Einrichtungen für den Publikumsverkehr eingeschränkt öffneten, läge der Weg zur Polizei eben nahe. „Das spüren wir schon“, so Knörr.
Aber nicht alle Angelegenheiten ließen sich dabei indirekt und schriftlich klären. Wenn eine Vernehmung notwendig wird, steht im Hof ein Nebengebäude zur Verfügung. Für diese Gespräche können ermittelnde Beamte den Fortbildungsraum des Reviers nutzen. „Ins eigentliche Dienstgebäude holen wir kaum noch jemanden“, ergänzt Knörr.

Im Hauptgebäude, Dienstsitz für etwa 50 Mitarbeiter, gelten die aktuellen Hygieneregeln per innerdienstliche Anweisung. Die Beamten bewegen sich dort mit FFP2-Masken, am Arbeitsplatz darf die Maske abgelegt werden. Am Anfang sei das fremd gewesen, jetzt ein „Selbstläufer“, erinnert sich Knörr. An den Schreibtischen sind Spuckschutzwände installiert, Ermittlungsbeamte im Tagdienst verfügen über ein Einzelbüro.
Stoffmasken haben ausgedient
Maske auf heißt es auch im Kontakt mit dem polizeilichen Gegenüber, wie es offiziell heißt. Die Stoffmaske mit Polizeilogo hat längst ausgedient. Begegnungen bergen Risiken, Beamte können zu Kontaktpersonen werden, es folgen Testung und Quarantäne. Hier gebe das Gesundheitsamt das Handeln vor, so Knörr. Zwei Corona-Infektionen gab es im Revier im November. Bis heute sei nicht bekannt, wo sich die erste Person infiziert hat. Als eine zweite Infektion auftrat, wurde die ganze Dienstgruppe zwei Wochen außer Dienst genommen.
Ausgleich ohne Überstunden
Alle Kollegen kamen unbeschadet zurück, die Vakanz wurde ohne Überstunden ausgeglichen. Das Aufgabenaufkommen halte sich die Waage, meint Knörr: „Natürlich spüren wir, dass durch die Ausgangssperre nachts weniger los ist.“ Gleichwohl gehörten Sonderkontrollen samt Umgang mit „Unverbesserlichen“ zu den Begleiterscheinungen dieser Zeit.

Alles anders als sonst: Das gilt auch für die Feuerwehr. Alles, was über die Aufrechterhaltung des Einsatzdienstes erforderlich ist, sei derzeit nicht möglich, sagt Gesamtkommandant Gerd Wimmer. Also keine Sitzungen, keine Schulungen – wobei hier teils Online-Angebote einspringen – und vor allem kein Übungsdienst. Das ist für Wimmer durchaus ein Problem: „Wir sind überhaupt nicht so gut, dass wir damit über mehrere Monate klarkommen.“
Außer bei Einsätzen werden derzeit aber auch Geräte und Fahrzeuge nicht bewegt. Das kann Schäden verursachen oder die Einsatzfähigkeit gefährden. Deshalb sind die drei hauptamtlichen Gerätewarte gefordert. Sie fahren die acht Abteilungen ab und prüfen selbständig hydraulische Rettungsgeräte, Pressluftatmer, Lüfter, Motorsägen oder Pumpen.
264 Männer und Frauen sind im Einsatzdienst der Feuerwehr Donaueschingen. Cornona-Fälle gab es schon mehrere, sagt Wimmer. Da werde etwaiger Personalmangel durch andere Abteilungen ausgeglichen.
Ausgerückt wird mit FFP2-Masken, nach dem Einsatz werden die Fahrzeuge desinfiziert; seit neuestem mit Gerät, das das Fahrzeuginnere mit einem Desinfektionsmittel-Nebelfilm überzieht. Gut ausgestattet ist die Wehr mit Masken, Schutzausrüstung aller Klassen und Einmalhandschuhen. „FFP2-Masken habe ich schon in China bestellt, als hier noch keiner daran dachte“, sagt Wimmer.