Andreas Haller entgleisen die Gesichtszüge. Der Tourismusamtschef ist mehr als überrascht. Auch OB Erik Pauly blickt irritiert in Richtung des CDU-Fraktionssprechers. Marcus Greiner sorgt mit einem Satz für die erste große Überraschung in den Haushaltsberatungen: „Wir beantragen, das Donauquellfest komplett herauszunehmen.“
Ein kurzer Satz mit großer (Aus)Wirkung: Denn werden die 90.000 Euro aus dem Haushalt 2023 gestrichen, dann kann das Donauquellfest im kommenden Jahr nicht stattfinden. Eigentlich hätte das Fest, das die Stadt und die Fürstenberg-Brauerei gemeinsam veranstalten, schon in diesem Jahr stattfinden sollen. Aufgrund der Corona-Pandemie wurde es allerdings verschoben. Der neue Termin: 17. und 18. Juni 2023.
Die Vorbereitungen laufen schon. Deshalb ist Andreas Haller wenig begeistert vom überraschenden CDU-Vorstoß. „Wir haben noch neun Monate bis zur Veranstaltung. Eine Absage zum jetzigen Zeitpunkt würde uns alles andere als leicht fallen“, erklärt Haller. Gespräche wurden schon geführt, Verträge unterzeichnet, Bands gebucht, Equipment reserviert.

Außerdem: „Durch die Absage des letzten Donauquellfest haben wir bereits vier Jahre keine Veranstaltung gehabt.“ Denn die letzte Veranstaltung hat 2019 stattgefunden.
Auch der OB sieht eine plötzliche Absage kritisch: „Wir haben schon Vereinbarungen mit der Brauerei getroffen“, sagt Pauly. Klar, könne man mit einer Absage viel Geld sparen. Die Entscheidung müsse letztendlich der Gemeinderat treffen.
Doch warum braucht es für ein Donauquellfest plötzlich 90.000 Euro?
Ganz so nackt kann man die geplanten 90.000 Euro nicht stehen lassen. Laut Haller müsse man auch die 22.000 Euro Einnahmen gegenrechnen, so dass unter dem Strich nur 68.000 Euro benötigt würden. Und die Summe sei durch die Neukonzeption entstanden. Im ersten Jahr habe man weniger Geld gebraucht, da habe es sich aber quasi um eine eintägige Veranstaltung gehandelt und viele Besucher wären am Sonntag enttäuscht gewesen.
Also hat sich damals ein Arbeitskreis zusammengesetzt. Herausgekommen ist beispielsweise die Lounge an der Donauquelle oder die Piazza im Kreuzungsbereich an der Stadtkirche. Das alle kostet Geld. 2019 wären es 60.000 Euro gewesen. Und mit Preissteigerung und dem Mindestlohn, der beispielsweise bei der Security zum Tragen komme, würden nun eben 68.000 Euro benötigt. „Da ist kaum Spielraum drin“, sagt Haller.
Die CDU blickt jedoch auf den Haushalt. Schließlich wird Jahr für Jahr diskutiert: Wo können wir sparen? Und die aktuelle Krisensituation hat das noch verschärft. „Wir müssen uns schon darüber unterhalten, ob wir wirklich zwei große Feste machen wollen“, so Greiner.
Das Herbstfest allerdings stünde nicht zur Disposition. Das hat eine langjährige Tradition. Das sehe beim Donauquellfest anders aus – auch wenn die Zusammenarbeit mit der Brauerei sehr positiv zu bewerten sei.
Unterstützung bekommt Greiner von seiner Fraktionskollegin Ramona Vogelbacher. Die Wolterdingerin blickt schon weit voraus. Nämlich auf das Jahr 2025 – ein wichtiges Jahr für Wolterdingen, denn da soll die 1250-Jahr-Feier stattfinden. „Das stemmen wir mit 10.000 Euro und wir wollen nicht mit einem Minus herauskommen“, erklärt die CDU-Stadträtin.
Und dann treffe auch noch die Nachricht ein, dass 2025 das Donauquellfest stattfindet und die Ortschaften ihre Feste zurückstellen sollen. „Die Frage sei doch: Braucht es so viel Feste?“ „Die Stadt kann doch nicht mit so einer Leistung ein Fest finanzieren und so ein Minus in Kauf nehmen, während Privatleute, die für ihre Feste haften, sich kein Minus leisten können.“ Und Greiner legt nach: „Wir können der Brauerei ja sagen, dass sie sich 2025 in Wolterdingen beteiligen kann.“
Und der Rest des Gemeinderates?
Nicht nur Haller und Pauly werden von der CDU überrascht.
Grünen-Fraktionssprecher Michael Blaurock: „Wir haben das in so vielen Gremien besprochen. Eine Absage war nie Thema.“
SPD-Fraktionssprecher Jens Reinbolz: „Dass wir das Donauquellfest aus der Hüfte herausgeschossen absagen, sehen wir überhaupt nicht.“
FDP/FW-Stadtrat Markus Kuttruff: „Die Summe ist uns auch aufgefallen. Aber wir würden nicht so weit gehen, dass Fest komplett abzusagen.“
GUB-Fraktionssprecher Marcus Milbradt: „Das Fest abzusagen ist nicht richtig. Nach den vergangenen zwei Jahren ist das etwas, worauf sich die Bevölkerung freut.“
Und der OB?
„Ein Kernstadt-Fest ohne Minus wird wohl nicht möglich sein“, sagt Pauly. Auf der anderen Seite könne man bei Festen auch viel Geld einsparen. Eine Absage für 2023 sieht er nicht, aber: „Wir sollten über die Thematik grundsätzlich sprechen.“
Schließlich finanziere die Stadt einige Feste: das Herbstfest, das Donauquellfest alle zwei Jahre, die neue Museumsnacht und auch am Weihnachtszauber ist die Stadt finanziell beteiligt. „Aber wenn wir das Donauquellfest nicht mehr machen wollen, sollten wir der Brauerei gegenüber so fair sein und nächstes Jahr über die Veranstaltung 2025 entscheiden.“