In Donaueschingen weißt jedes Kind, wo die Donauquelle liegt und wo sie auf keinen Fall zu finden ist. Denn wie könnte denn am Beginn eines kleinen Zuflusses gleichzeitig der Ursprungsort des großen Stromes, der durch ganz Europa führt, sein? Und wer noch Zweifel hat, der kann auch bei Stadtführerin Martin Wiemer nachfragen. Die präsentiert dann gerne alte Karten, die sehr deutlich machen, dass der Beginn nie und nimmer zur Donauquelle erklärt werden kann.
Und so ist es um so verständlicher, dass die Donaueschinger Stadträte auch mit großer Mehrheit sich für ein Bekenntnis zu ihrer Donauquelle entschlossen haben. Hauptamtsleiter Mike Biehler hat nämlich mit wachsamen Auge eine Möglichkeit entdeckt. Der Paragraf fünf Absatz drei der Gemeindeordnung ist nämlich geändert worden. Hört sich nicht spannend an, aber er ist die Grundlage dafür, dass auf den Ortsschildern von Donaueschingen auch bald der Zusatz Donauquellstadt zu finden ist.
Künftig soll es nämlich möglich sein, dass auch Bezeichnungen geführt werden dürfen, die auf der geschichtlichen Vergangenheit, der Eigenart oder der heutigen Bedeutung der Gemeinde (dazu zählen auch Bezeichnungen mit geographischem Hintergrund) beruhen. Bislang waren nämlich nur die Zusätze Bad und Universität möglich. Vom Innenministerium kommt noch zusätzlich der Tipp: Es sollte etwas sein, dass das ein identitätsstiftendes Element für die örtliche Gemeinschaft bildet und auch mit einem längerfristigen Charakter verbunden ist. Irgendwelche vorübergehenden Phänomene sind also nicht erwünscht.
Und was gebe es in Donaueschingen schon Beständigeres als die Donauquelle? Schließlich stammt das älteste Zeugnis aus dem Jahr 15 vor Christus, als der römische Feldherr und spätere Kaiser Tiberius vom Bodensee gen Norden ritt und dort „nach einer Tagesreise die Quellen der Donau„ fand. Und nachdem die Donauquelle von 2013 bis 2015 aufwendig saniert worden ist, wird sie auch in den nächsten Jahrzehnten und -hunderte im Herzens Donaueschingens vor sich hinsprudeln.
Bei den Aussichten, endlich offiziell Donauquellstadt zu sein, herrscht im Gemeinderat natürlich ein Hochgefühl (Außer bei der FDP/FW-Fraktion, die vor einem Schnellschuss warnt und ans Tourismuskonzept erinnert). Aber sonst gibt es viel Lob, für die Idee und auch für den aufmerksamen Hauptamtsleiter, der die Möglichkeit entdeckt hat. Und so stimmen die Donaueschinger Stadträte schnell und mit großer Mehrheit zu – bevor noch irgendjemand in diesem kleinen Ort dahinten im Schwarzwald, wo so ein kleines Flüsschen entspringt, auf ganz doofe Ideen kommt. Denn die Donauquellstadt gibt‘s nur einmal.