Die Hüfinger Kolpingsfamilie, fast 100 Jahre alt, besteht nur aus männlichen Mitgliedern. Man hat auch nicht vor, in nächster Zeit Frauen aufzunehmen. Das erklärt sich zum einen aus der Tradition. Der Männerbund stand schon am Beginn der heute weltweiten Kolping-Bewegung, „nämlich, dass 1850 in Köln eine Heimstatt für wandernde Gesellen als Gesellenverein gegründet wurde“, wie der Erste Vorsitzende Andreas Kupferschmid weiß.

Zufrieden mit den Strukturen

Und was die Frauen anlangt, gebe es alternativ ja auch die katholischen Frauengemeinschaften, die nur weibliche Mitgliederinnen haben. „Wir sind mit der bestehenden Struktur und Entwicklung sehr zufrieden“, bekräftigt der 2.Vorsitzende Markus Leichenauer.

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In der Tat scheint es wenig Gründe zu geben, dem Zeitgeist zu folgen. Mit 200 Mitgliedern über alle Altersstufen hinweg, aber mit einem starken Anteil an jüngeren Mitgliedern, sei man für die Zukunft sehr gut aufgestellt.

Gruppenbild ohne Dame: der erweiterte Vorstand der Kolpingsfamilie Hüfingen
Gruppenbild ohne Dame: der erweiterte Vorstand der Kolpingsfamilie Hüfingen | Bild: kolping-hüfingen

An anderen Orten würden Kolpingfamilien aufgrund des fehlenden Nachwuchses eingehen, in Hüfingen sei man gegenläufig unterwegs. Das älteste Mitglied ist 94, das jüngste 16, der Altersdurchschnitt liege bei 48 Jahren, was zeige, dass man über eine gute Nachwuchsarbeit verfüge.

Viele neue Mitglieder seien in den letzten Jahren von sich aus auf den Verein zugekommen, weil sie die Aktionen für Hüfingen gut fänden und sich beteiligen wollen. Seit zwei Jahren habe man zusätzlich eine Seniorengruppe gebildet, der man spezielle Angebote anbieten kann und weil man älteren Mitglieder Wertschätzung entgegen bringen möchte.

Das große Handwerker-Kollektiv

Dies könne auch bedeuten, dass jüngere Mitglieder auch Tätigkeiten der Nachbarschaftshilfe übernehmen: wie Rasenmähen, Fahrten zu Festen oder andere auch bauliche Tätigkeiten. „Was uns auszeichnet ist die Vielfalt der fachlichen Kenntnisse der Mitglieder, wir können eigentlich alle Gewerke abdecken“ erklärt Andreas Kupferschmid. Das sei 2024 ein wesentlicher Faktor zum Erfolg der 72- Stunden-Aktion zur Neugestaltung des Gartens des FF-Altenheims gewesen. „ Wir haben Menschen, Mut und Mittel“ betont Markus Leichenauer.

Das Helferteam nach dem Abschluss der 72Stunden-Aktion zur Neugestaltung des FF-Altenheimgartens
Das Helferteam nach dem Abschluss der 72Stunden-Aktion zur Neugestaltung des FF-Altenheimgartens | Bild: kolping-hüfingen

Die Großtat im Seniorenheim-Garten

Auch Bürgermeister Patrick Haas hob in einer schriftlichen Stellungnahme dieses Ereignis hervor: „Das war ein großartiges Beispiel für außergewöhnliches ehrenamtliches Engagement, bei der knapp 90 Helfer aller Altersgruppen gemeinsam den Garten des Fürstlich-Fürstenbergischen Seniorenheims mit schweren Baumaschinen neu gestaltet haben“, lobt er.

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Ganz allgemein habe man in Hüfingen ein tolles Netzwerk an Vereinen und ehrenamtlichen Zusammenschlüssen. In einer Zeit, in der es wieder mehr auf die Eigenverantwortung jedes Einzelnen ankomme, sei das ein großes Faustpfand. „Die Kolpingfamilie ist hierbei ein wichtiger Teil des starken ehrenamtlichen und sozialen Netzwerks in unserer Stadt“, so Patrick Haas.

Ergebnis einer spektakulären Aktion der Kolpingsfamilie: der Blick auf den neugestalteten Garten im FF-Altenheim
Ergebnis einer spektakulären Aktion der Kolpingsfamilie: der Blick auf den neugestalteten Garten im FF-Altenheim | Bild: kolping-hüfingen

Was für die Lebendigkeit des Vereins spricht, ist, die aktive Beteiligung möglichst aller Mitglieder. Wenn ich als Vorstand des Festausschusses zu einer Veranstaltung aufrufe, melden sich zehn Mitglieder, aber wenn es losgeht, sind 20 vor Ort“ berichtet der 2. Vorsitzende Hubert Bolli. Auch habe der erweiterte Vorstand 18 Mitglieder, um alle von der Jugend bis zu den Senioren zu beteiligen. Diese Struktur habe sich im Verein erfolgreich etabliert.

Wie man sich finanziert

Die Kolpingfamilie finanziert sich, neben moderaten Mitgliedsbeiträgen, vor allem über die Durchführung öffentlicher Veranstaltungen wie zum Beispiel das alle zwei Jahre stattfindende Stadtbächlefest, den sommerlichen Fiirobedhock, dem Kolping-Sommerfest und dem, von Familien mit Kindern stark nachgefragten Nikolausdienst im Dezember.

Die Säulen Bildung, Engagement, Gemeinschaft, Netzwerk und Glaube bilden den Rahmen für die Erstellung des jeweiligen Jahresprogramms, das neben internen Veranstaltungen, auch zu großen Teilen der Allgemeinheit angeboten wird. Die Kolpingfamilie bietet 2025 verschiedene Vorträge, beispielsweise über das griechische Bergkloster Athos, einen Erfahrungsbericht zum Ironman in Hawaii oder einen Vortrag über eine Reise durch drei südamerikanische Länder an.

Vortrag zieht in die Festhalle

Ein Werkstattbericht der Rettungsgrabung im Ziegelöschle 2, ein ebenso kommunalpolitisches wie lokalhistorisches Thema, das sich mit der Siedlungsgeschichte in Hüfingen befasst, fand so viel Interesse, dass man räumlich in die Festhalle ziehen musste, erinnert sich Leichenauer.

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Zum Programm gehören auch Besuch des Landtages, der Besuch in der türkisch-ziehen islamischen Gemeinde oder Ausflügen und Wanderungen. Bei der Vorbereitung des berühmten Hüfinger Blumenteppichs zur Fronleichnam beteilige sich man mit etlichen Helfern.

Für die Mitglieder gebe es interne Events wie zum Beispiel ein Seniorenstammtisch, Singabende, „ Schorle Mittag oder ein Kolping Grill-Seminar. Fest im Plan, doch leider noch ohne Termin, sei die Veranstaltung Bank-Geheimnisse, ein Gesprächsabend mit der Freiburger Fußballikone Nils Petersen.