Seit dem Jahr 2014 pflegt das Fürstenberg-Gymnasium einen Austausch mit der Schule IES Alhendín de Granada in Andalusien. Schüler und Lehrer der Schulen besuchen sich gegenseitig, um Sprache, Land, Menschen und die Kultur der Partner kennenzulernen. Ein Beispiel dafür, dass dieses Konzept funktioniert, ist Germán Soriano Pena aus Spanien.
Der spanische Austauschlehrer hat hier die Fasnet kennen und lieben gelernt. Heute ist er bekannt als der Spanier im Hansel-Häs, „El Presidente“ der spanischen Frohsinn-Abordnung, wie ihn der zweite Zunftmeister Wolfgang Hansel einmal genannt hatte.

Aber wie kam es dazu? „Zum ersten Mal kam ich mit der Fasnacht über Familie Mauz in Berührung“, erzählt Germán Soriano Pena. Bei der fasnetbegeisterten Familie ist der Lehrer während dem Austausch immer untergebracht. Eva Mauz ist Lehrerin am Gymnasium. „Diese Begeisterung haben sie an mich weitergegeben“, ist sich der Spanier sicher. Auch lernte er dort die landestypische Gastronomie, Bräuche und Besonderheiten kennen.
Von Anfang an ein richtiger Hansel
„Am Anfang wusste ich gar nichts über die Fasnacht“, gibt der Lehrer zu. Ob Hansel- oder Hexen-Häs, das stand für ihn nie zur Debatte. Einerseits waren ihm die Gruppen völlig unbekannt, andererseits ist Familie Mauz seit vielen Jahren mit der Frohsinn-Zunft verbunden. In deren privater Häs-Kammer schlummern ausreichend Utensilien auch für Gast-Narren.

Der Spanier wurde so kurzerhand zum Hansel. Von Anfang an habe er sich als richtiger Teil der Zunftgruppe gefühlt. Das war im Jahr 2014. „In diesem Jahr war er zum ersten Mal am Zunftball mit dabei“, erinnert sich Gastgeberin Eva Mauz.
Anschluss innerhalb der Zunft war schnell gefunden. Kommuniziert wurde auf Englisch, oder Eva Mauz übersetzte. Schnell lernte er andere Zunftmitglieder kennen. Alle seien sehr nett zu ihm gewesen und hätten ihm alles erklärt. Einfach die besten Kollegen, die er sich vorstellen kann, wie er mitteilt, und das bis heute. Ein anderes Häs kam daher nie infrage. „Es ist erstaunlich, wie Fastnacht es schafft, Personen aus unterschiedlichen Ländern zu verbinden, obwohl man sich nur einmal im Jahr sieht.“
Die Tücken beim Umzug
Seither besuchen die spanischen Schülergruppen immer das auch das Zunftmuseum im Sennhof, wo Herbert Moch die Fasnet erklärt. 2016 nahm Germán Soriano Pena als Hansel am Narrentreffen in Lindau teil. Es war der erste Umzug und keine einfache Premiere. „Schon auf den ersten 150 Metern ist sein Hanselkorb gebrochen, sodass er nicht nur mit den normalen Hanselschwierigkeiten zu kämpfen hatte“, erinnert sich Eva Mauz.

Einen Schirm in der einen Hand, ein Gretle an der anderen, ein kaputter Korb und dazu auch noch eine verdrehte Scheme: „Ich konnte nichts mehr sehen. Das war vielleicht was! Zum Glück haben mir die anderen geholfen“, erinnert er sich. Es folgten Narrentreffen in Kißlegg (2017) und Sigmaringen (2023) und natürlich immer wieder Termine der Donaueschinger Fasnet.
Viele schöne Erinnerungen haben sich eingeprägt, besonders an die Narrentreffen. „Man konnte sehen, was für eine große Herzlichkeit und Verbundenheit zwischen den Zünften herrscht“, beschreibt er. Dazu die tolle Stimmung mit Musikkapellen in jedem Gasthaus und die vielen Hästräger aus unterschiedlichen Regionen.

Ganz anders und doch so ähnlich
„Fasnacht im Schwarzwald unterscheidet sich komplett vom Carnaval in Andalusien“, berichtet der Lehrer, „alles ist viel geplanter und organisierter.“ Jedes Häs-Detail müsse sitzen. Alle wüssten, wo sie laufen müssen. „Es ist einfach viel deutscher“, beschreibt er den Unterschied. Eine Tatsache, die ihn immer wieder auch zum Schmunzeln bringe. In Spanien gebe es kaum Regeln. Eine ganz andere Art zu feiern, die ihm aber auch gefalle.

Viele Regionen dort haben eigene Carnaval-Traditionen. Die wohl bekannteste sei der „Carnaval de Cádiz“, ein elftägiges Volksfest, bei dem spöttischer Gesang von Musikgruppen im Mittelpunkt stehe. Man ziehe durch die Straßen, es gibt Wagen, Musik und überall Essen und Trinken.
In seiner Heimat gehe man generell davon aus, dass es schwierig ist, an deutschen Traditionen teilzunehmen, in diese einzutauchen. Er selbst kann das nicht verstehen, denn der Kern der Tradition sei eigentlich sehr ähnlich. „Vielleicht auch, weil Spanien und Donaueschingen historisch gesehen katholische Regionen sind“, mutmaßt er und sieht mehr Überschneidungen als Unterschiede.

Rückkehr im Sommer
Bei der Fasnet 2024 wird Germán Soriano Pena derweil schmerzlich vermisst. Gesundheitliche Probleme verhinderten sein Kommen. „Es ist das erste Jahr, mit Ausnahme der Corona-Zeit, dass ich nicht dabei bin.“ Noch mehr aber fehlen ihm seine Freunde und Kollegen am Fürstenberg-Gymnasium und in Donaueschingen.
Die gute Nachricht: 2025 ist ein Wiedersehen geplant, vielleicht sogar im Sommer. „Toll daran wäre, Donaueschingen auch einmal während einer anderen Jahreszeit kennenzulernen, ohne Kälte und Schnee.“