Das Jahr neigt sich dem Ende zu, und seit dem 11. November ist die fünfte Jahreszeit angebrochen, die närrische. Höchste Zeit für die Zünfte, sich nach Fahrtmöglichkeiten umzuschauen, um gemeinsam zu Narrentreffen oder Umzügen zu fahren oder befreundete Narren zu besuchen.

Früh genug, sollte man meinen. Weit gefehlt, denn für viele ist der Zug bereits abgefahren.

Situation hat sich weiter verschärft

Bereits an der vorigen Fasnet gab es enorme Schwierigkeiten, Busse zu bekommen. In der Corona-Zeit hatten viele Busunternehmen Kapazitäten abgebaut oder ihr Betätigungsfeld auf den öffentlichen Nahverkehr verlagert. So standen weniger Reisebusse zur Verfügung, auch an Fahrern mangelte es.

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Inzwischen ist fast ein Jahr vergangen, die Fasnet-Saison 2024 ist früh und daher kurz und im Bereich der Schwarzwälder Narrenvereinigung gibt es außer dem großen Narrentag zum 60. Jubiläum der Waldwinkel-Zunft am 13. Januar in Hubertshofen keine größeren Veranstaltungen. Trotzdem scheint sich die Situation weiter verschärft zu haben.

„Wir haben viel mehr Anfragen, als wir bewerkstelligen können“, sagt Dieter Petrolli, hier auf einem Archivbild zu sehen.
„Wir haben viel mehr Anfragen, als wir bewerkstelligen können“, sagt Dieter Petrolli, hier auf einem Archivbild zu sehen. | Bild: Hanna Mayer

Absagen und Notlösungen

„Wir sind ausgebucht“, berichtet Eva Schmerbach vom Busunternehmen Henkel in Unterbränd. „Es gab noch nie so viele Anfragen wie dieses Jahr. Sie kamen sogar von auswärts bis Waldshut oder Freiburg.“ Bereits im April hatten sich die ortsansässigen Köhler dort einen Bus für ihre Fahrten nach Hubertshofen und am Fasnetsonntag nach Talheim gesichert, wie Narrenmutter Claudia Rokoschoski berichtet.

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Weniger Glück hatten die Siibe Hiisli Liit aus dem Nachbarort Waldhausen. Bereits 2023 hatten sie alle Auswärtstermine streichen müssen. „Wir möchten nach St. Georgen und Niedereschach“, erzählt Narrenvater Michael Wetzel.

Siibe Hiisli Liit hoffen auf Neunsitzer

„Wir haben vier Busunternehmen angefragt, drei haben abgesagt, ein viertes hält uns hin.“ Eventuell könne man von einem Autohaus zwei Neunsitzer mieten. Diese könne man mit Siebensitzern von Vereinsmitgliedern ergänzen und sich so behelfen.

Die Hubertshofener Waldwinkel-Zunft hat aufgrund der eigenen Veranstaltung keine großen Fahrten. Nach Dittishausen, Allmendshofen oder Donaueschingen fahren die Mitglieder mit Privatautos. Gesucht wird allerdings noch ein Busunternehmen, das am Jubiläum einen Shuttle-Service von Wolterdingen nach Hubertshofen übernimmt. Er habe viele Absagen erhalten, sagt Narrenvater Christian Knöpfle.

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Das liegt wohl am Angebot. „Wir haben viel mehr Anfragen, als wir bewerkstelligen können“, sagt Dieter Petrolli vom gleichnamigen Reiseunternehmen in Fischbach ohne Bezug auf die Wünsche in Hubershofen. “Wir sind ausgebucht, bevor es losgeht, denn wir wissen, dass unsere Stammkunden alle wieder zurückkommen. Damit sind wir ausgelastet.“

Somit könne er keine Angebote für Neukunden machen. Und selbst unter diesen Voraussetzungen müssten die Zünfte flexibel sein. Zeiten müssen angepasst werden, um an einem Tag hintereinander zwei Gruppen mit einem Fahrer und einem Bus transportieren zu können.

In erster Linie werden Stammkunden bedient

„Die Situation ist unverändert“, sagt Alexander Rosenfelder, Disponent bei Luschin-Reisen in Bad Dürrheim. Auch dieses Unternehmen bedient in erster Linie die Stammkundschaft. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir niemanden stehenlassen, der bisher mit uns gefahren ist.“

Es gebe viele Anfragen aus der Region, aber auch von weiter her, sogar aus dem Bodenseeraum. Aber diese könne Luschin nicht bedienen, weder von den Fahrzeugen noch vom Personal her. Es bestehe zwar ein guter Personalstamm, doch neue Fahrer seien schwer zu bekommen.

Bus schon nach der letzten Fasnet bestellt

Alle drei großen Zünfte des Städtedreiecks präsentieren sich auf dem großen Narrentreffen der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte am 20. und 21. Januar in Weingarten.

„Wir haben Busse bekommen“, sagt Organisator Michael Schlatter. Allerdings sei die Anfrage direkt nach der Fasnet erfolgt. Es habe einen Zwischenbescheid gegeben, dass die Anfrage eingegangen ist: Man werde die Kapazitäten überprüfen und sich dann melden, hieß es. Das sei ein Novum.

Niederflurbusse werden im Linienverkehr eingesetzt, so wie dieser der Firma Luschin. Für den Transport von Narren mit ihrem ganzen ...
Niederflurbusse werden im Linienverkehr eingesetzt, so wie dieser der Firma Luschin. Für den Transport von Narren mit ihrem ganzen Equipment ist er nicht so gut geeignet, da er keinen Stauraum bietet. | Bild: Lutz Rademacher

Das Angebot sei dann erst vor wenigen Tagen eingegangen. Die Kosten seien etwa 20 Prozent höher als bisher. Für die Fahrt seien drei Linienbusse zugesagt worden. Damit könne man leben, auch wenn diese Niederflurbusse keinen großen Kofferraum haben.

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Die Instrumentenkoffer könne man im Stehplatzbereich unterbringen und viele Musiker nähmen ihre Instrumente auf den Schoß. Zudem habe das Busunternehmen in Aussicht gestellt, zu tauschen, falls kurzfristig ein Reisebus frei werde.

Ein weiterer Bus konnte kurzfristig für den Rosenmontag gechartert werden. Dann geht es in kleinerer Besetzung nach Bonndorf. Das klappe allerdings nur durch persönliche Kontakte.

Narren nutzen auch den Zugverkehr

„Wir können uns in Hüfingen nicht beklagen“, sagt Christoph Köhler. „Wir können weiterhin mit dem Busunternehmen kooperieren, mit dem wir sonst auch zusammen geschafft haben. Man kennt sich, das ist ein Vorteil.“ Zu einem anderen Termin in Schwenningen fahren die Narren allerdings mit dem Zug.

„Die Situation hat sich nicht geändert. Und durch das große Narrentreffen in Weingarten sind sämtliche Busunternehmen im Kreis gefordert“, analysiert Matthias Reichmann von der Narrenzunft Eintracht Bräunlingen.

Bräunlinger nutzen drei Busse

Der Verein habe ein Busunternehmen bekommen, aber auch zu einem dementsprechend hohen Preis. Auch die Eintracht habe sich darum direkt nach der Fasnet 2023 gekümmert. Insgesamt wurden für Samstag zwei Busse gechartert und für Sonntag ein weiterer sowie drei für die Rückfahrt. Trotzdem fahren einige Narren noch mit dem Zug. Einen Bus belegt allein die Stadtmusik, hinzu kommen 16 Hexen, 20 Trommler, die Stadtwehr, die Hansel und der Narrenrat.