Es geht um einen Soldaten, der ersetzt werden soll. Nun geht das aber nicht, in dem man neue rekrutiert. Der Soldat ist einer aus Metall. Und er war nicht in der Kaserne in Donaueschingen zu Hause, sondern direkt über dem Eingang des Fürstlich Fürstenbergischen Archivs in der Haldenstraße.

Dort befand er sich zwischen goldenen Ranken und Adlern an einem durchaus prominenten Platz. Wann genau er allerdings verloren ging – das weiß niemand so genau. Die Rede ist von einer Soldatenfigur, die wohl aus dem verzierten Bereich über der Archivtür herausgebrochen wurde. „Die Frage war, wie wir das fehlende Stück ergänzen sollten“, sagt Jörg Martin, Leiter des Archivs. Immerhin: die zweite Soldatenfigur ist erhalten geblieben und befindet sich jetzt im Gebäude in einer Vitrine.

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Wie sie überhaupt weggekommen ist, darüber lässt sich nur mutmaßen. Vermutlich habe sie irgendwann mal jemand herausgebrochen. Dazu sei wohl auch Werkzeug notwendig gewesen. Wann das genau war? „Das wissen wir nicht. Es fällt an der Stelle ja nicht sofort auf“, erklärt Martin.

Hier gehört der Soldat eigentlich hin – und soll es nach Fertigstellung der Bemalung auch wieder.
Hier gehört der Soldat eigentlich hin – und soll es nach Fertigstellung der Bemalung auch wieder. | Bild: Simon, Guy

Der materielle Wert sei hier nicht ausschlaggebend, wohl aber der ideelle: „Als Kulturstück ist er von großem Wert.“ Das Gitter und somit der Soldat lassen sich nämlich sehr gut auf das Jahr 1763 datieren: „Damals wurde das Gebäude fertiggestellt und es gibt entsprechende Rechnungen“, erklärt der Archivar. Gefertigt hat die Soldaten-Figuren ein Schlosser namens Johann Georg Kaltenbach aus Hüfingen.

Soldat ersetzen

Das Archivgebäude sei 2021 und in diesem Jahr umfassend saniert worden, einige Arbeiten laufen aktuell noch. „Da dachten wir dann auch daran, die fehlende Figur zu ersetzen“, so Martin. Eine neue Figur zu machen, das stellte sich jedoch als schwieriger heraus, als ursprünglich angenommen: „Wir haben bei mindestens zehn Gießereien angefragt, um den Soldaten traditionell im Gußverfahren herstellen zu lassen.“ Das sei jedoch nicht möglich. Eine solche Arbeit werde kaum mehr gemacht.

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War der herstellende Handwerker früher aus Hüfingen, so kommt auch heute ein Hüfinger Betrieb ins Spiel. Martin wendet sich an das Unternehmen 3D-Druck Laule in der Schaffhauserstraße. Hier kann man helfen. Gebraucht wird dazu allerdings das noch vorhandene Gegenstück.

Ein 3D-Modell

„Anhand der Originalfigur haben wir einen 3D-Scan gemacht. So konnten wir ein digitales Modell des Soldaten erstellen“, erklärt Geschäftsführer Alexander Laule. Das Modell habe man schließlich für die sogenannte additive Fertigung im Metalldruck genutzt. Das, was man mittlerweile umgangssprachlich als 3D-Druck bezeichnet. „Wir schaffen damit eine hohe Festigkeit mit leichtem Gewicht“, so Laule weiter. Dafür sorgt etwa das Aluminium als Bestandteil.

Die Möglichkeiten, die dieses Verfahren bietet, werden in verschiedenen Branchen genutzt, ob Industrie, Medizintechnik oder Handwerk.

Links das Original von 1763, rechts der mit dem Verfahren der additiven Fertigung hergestellte Soldat. Er muss jetzt noch bemalt werden.
Links das Original von 1763, rechts der mit dem Verfahren der additiven Fertigung hergestellte Soldat. Er muss jetzt noch bemalt werden. | Bild: Simon, Guy

Mittlerweile befindet sich ein neuer Soldat im Archiv. Zwar noch nicht wieder an seinem angestammten Platz, aber immerhin. Martin ist zufrieden: „Wir wollten bewusst keinen Kunststoff oder irgendwas, dass da wie aus Disneyworld daherkommt.“

Was jetzt noch fehlt, das ist die passende Bemalung. „Hier stehen wir bereits in Kontakt mit Zinnfiguren-Sammlern.“ Sie sollen helfen, dass der Soldat wieder in alter Pracht erstrahlen kann. Wie er mal ausgesehen hat, das weiß man nicht nur anhand des noch vorhandenen. Auf Gemälden und bemalten Stücken ist zu sehen, wie genau die Uniform ausgesehen hat.

Die Fürstenberg-Soldaten

„Fürstenberg hatte vor 1806 sein eigenes Soldatenkontingent. Das waren etwa 200 bis 300 Mann aus dem gesamten fürstlichen Territorium. Darauf war man sehr stolz“, erklärt der Archivar. Sie waren Teil der Reichsarmee und kämpften in den Napoleonischen Kriegen gegen die Franzosen. Nach der Eroberung durch Napoleon seien sie deshalb auch aufgelöst worden. Bekannt sind auch noch Details zur Art und Weise, wie die Soldaten damals ausgehoben, also rekrutiert wurden: „Es gab ein rechtssicheres System, wer wie viele stellte.“

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Im Erdgeschoss des Archivs stehen auch noch zwei Aufsteller, die ebensolche Soldaten zeigen. Einer davon ist ein Original, ebenso alt wie die kleinen Soldaten über der Tür: „Sie kommt vermutlich aus dem Kinzigtal. Es gibt dazu zwei Theorien. Entweder war sie eine Art Werbung für das Militär, oder ein Statthalter für das Wachhaus“, sagt Martin.

So sahen die Uniformen der Fürstlich Fürstenbergischen Soldaten zu Zeiten der Napoleonischen Kriege aus. Die rechte Figur stammt aus der ...
So sahen die Uniformen der Fürstlich Fürstenbergischen Soldaten zu Zeiten der Napoleonischen Kriege aus. Die rechte Figur stammt aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. | Bild: Simon, Guy

Frisch bemalt kann der neue Soldat dann seinen Platz über der Eingangstür einnehmen. Und wenn wieder etwas passieren sollte? „Das 3D-Modell haben wir im Rechner, wir können wieder einen herstellen“, sagt Laule.