Was komplex klingt, beeinflusst sämtliche Bauvorhaben der Gemeinde: Ökopunkte und Ökokontoflächen haben den Gemeinderat Eigeltingen beschäftigt. „Das baurechtliche Ökokonto ist ein freiwilliges Instrument, um in Bezug auf die Eingriffsregelung rechtzeitig Vorsorge treffen zu können“, eröffnete Hauptamtsleiter Daniel Schweizer den Tagesordnungspunkt in der jüngsten Sitzung. Er verwies auf die Komplexität des Konstrukts, mit dem Eigeltingen seit 20 Jahren arbeitet.
Schon Anfang Juni haben sich die Gemeinderäte mit Rathausmitarbeitern und dem Bewirtschafter diese Ökokontoflächen angesehen. Sie sind wichtig, damit die Gemeinde bei Bauvorhaben flexibel aufgestellt ist. Rainer Strähle, der für Forst, Gewässer und Umwelt zuständig ist, erläuterte mit Beate Schirmer vom Büro für Freiraumplanung in der jüngsten Sitzung nun auch den Gemeinderäten, worum es genau geht.

So funktioniert ein Ökopunktekonto
Konkret geht es darum, dass Gemeinden bei Bauvorhaben verpflichtet sind, aus Naturschutzgründen sogenannte Ausgleichsflächen zu schaffen. Wer der Natur schadet, muss dies an anderer Stelle wiedergutmachen. Damit Bauvorhaben und Ausgleichsmaßnahme nicht zeitgleich umgesetzt werden müssen, gibt es das Modell. Dadurch können Gemeinden frühzeitig Naturschutzmaßnahmen angehen und dafür Ökopunkte verdienen.
Diese werden sozusagen auf einem Konto gespart und können später mit Bauvorhaben verrechnet werden. „Das Ökokonto ist als Öko-Sparbuch also ein reines Guthabenkonto“, fasste Beate Schirmer in der Sitzung zusammen.
Die Zuständigkeit für das baurechtliche Ökokonto liege bei der Kommune und bedürfe keiner Anerkennung durch die Naturschutzbehörde, obwohl eine Abstimmung immer sinnvoll sei. Eine fachliche Eignung sei nicht gegeben, wenn die Maßnahme den technischen Umweltschutz betrifft, wie bei Solaranlagen oder insektenfreundlicher Beleuchtung. Ebenso reiche der bloße Erwerb von wertvollen Flächen und der Verzicht auf Bebauung nicht aus.
Woher kommen die Ökopunkte?
Ökokontoquellen könnten dagegen durch die Aufwertung der Schutzgüter Boden, Wasser, Flora und Fauna entstehen, erklärte Rainer Strähle den Räten. Dabei seien kleinsträumige Eingriffe meist die kostenintensivsten. Das Schutzgut Boden erbringe in der Gemeinde Eigeltingen rund 50 Prozent des Ökokontos und sei damit das beste.
Dies ergebe hohe Planungssicherheit bei geringen Folgekosten. Hier spiele die Extensivierung von Flächen und die Beweidung eine große Rolle für Eigeltingen. Diese zeichneten sich dadurch aus, dass nach dem einmaligen Prozess keine großen Folgekosten entstünden und das Monitoring in den Folgejahren einfach sei. Zudem habe man geringen Pachtverlust. „Der gute, ehrliche Gewinn für die Schutzgüter ist zudem ein Imagegewinn für die Gemeinde“, betonte Strähle. Denn jeder sehe gerne auf blühende Landschaften.
Als weiteren Vorteil nannte er, dass durch diese Art der Bewirtschaftung auch Nebenflächen gepflegt und Arbeitsplätze geschaffen würden. Beate Schirmer fügte an: „Durch das Fell und den Kot der Tiere ist die Beweidung wie eine Impfung der Flächen.“
Wie steht Eigeltingen da?
Insgesamt elf solcher Ökokontomaßnahmen haben der Gemeinde bisher 945.500 Ökopunkte erbracht. So brachten laut Unterlagen zum Beispiel die Umwandlung von Acker- in Grünland „Im Geländ“ rund 90.000 Punkte, Ansaaten und Aufwertungen in „Längenried“ 300.000 Punkte sowie durch Durchgängigkeit am Krebs- und Bielbach 130.000 Punkte und die Extensivierung von Grünland im „Dobel Nord“ 110.000 und am „Römischen Gutshof West“ 170.000 Punkte.
Bürgermeister Alois Fritschi fragte zudem konkret nach, wie viele Ökopunkte die geplanten Gewerbegebiete von zwei Hektar Größe davon beanspruchten. Schirmer antwortete, etwa 900.000 Ökopunkte – wofür die Gemeinde umgerechnet etwa eine Million Euro zahlen müsste, wenn sie die Punkte kaufen müsste.
Die Ermittlung des Wertes bei der Umrechnung eines Ökopunkts in Euro ist laut Schirmer komplex und flexibel. Der Wert eines Ökopunktes liegt dabei laut der Onlineplattform kompensationsmarkt.de in der Regel zwischen 0,50 und 7 Euro pro Ökopunkt.
Um diese Flächen geht es
Zudem listete Schirmer sieben weitere Bebauungspläne mit ihrer Größe, dem Bedarf an Biotopwertpunkten und Ökopunkten sowie dem Durchschnittswert pro Hektar auf. Dabei seien Schwankungen je nach Gebiet natürlich. So verbrauchte das Gebiet „Untere Blatt III“ im Jahr 2006 bei 1,61 Hektar Größe beispielsweise rund 59.000 Ökopunkte, „Im Brühl III“ ein Jahr später 291.500 Punkte bei 2,05 Hektar.
„Klein Öschle IV“ schlug im Jahr 2010 mit 49.000 Ökopunkten bei 1,46 Hektar zu Buche, „Wiesengrund“ im Jahr 2016 mit 76.500 Punkte bei 1,74 Hektar sowie „Altweiler“ 2018 mit 91.000 Punkten bei 0,5 Hektar Fläche und zuletzt im Jahr 2021 das 4,39 Hektar große „Bollenberg“ mit rund 280.000 Punkten.