Elisabeth Winkelmann-Klingsporn

Fünf Gasthäuser gehörten einst zum Leben im Dorf Aasen: der „Adler“, die „Burg“, der „Kranz“, die „Krone“ und der „Ochsen“ waren Treffpunkte und Festorte. Hier trank man das Feierabendbier, traf sich am Stammtisch und zum Kartenspielen, zum Frühschoppen am Sonntagvormittag nach der Messe bis die Frauen das Essen gekocht hatten, hier feierte man die Familienfeste und trank den Beerdigungskaffee.

Es waren die größeren Höfe im Ort, die solche Schankstuben hatten, und um die sich in der Regel die Frauen der älteren Generation kümmerten, während die junge Generation auf dem Feld und im Stall arbeitete. Das war bis in die 1950er Jahren so, als die damals noch selbständige Gemeinde etwa 450 Einwohner hatte. Das Bier wurde in der Wirtschaft getrunken, zuhause gab es selbst bereiteten Most.

Vereinsheime statt Gasthäuser

Inzwischen hat sich die Einwohnerzahl der einst selbständigen kleinen Gemeinde Aasen – heute Ortsteil von Donaueschingen – auf über 1.300 Bewohner verdreifacht. Von den alten Gasthäusern gibt es heute nur noch die „Burg“. Die alten Gaststuben boten eine kleine Nebeneinnahme zu den bäuerlichen Betrieben, die es auch alle nicht mehr gibt. Und damit hat sich auch die Gastronomie im Dorf stark gewandelt.

So sah das Gasthaus Krone an der Ostbaarstraße einmal aus. Ende des Zweiten Weltkrieges brannte das Anwesen durch Feindbeschuss nieder. ...
So sah das Gasthaus Krone an der Ostbaarstraße einmal aus. Ende des Zweiten Weltkrieges brannte das Anwesen durch Feindbeschuss nieder. Xaver Erndle baute es größer wieder auf und richtete die Landwirtschaft neu ein. Die Gastronomie wurde nicht weiter geführt. | Bild: Elisabeth Winkelmann-Klingsporn

Die Stammtische der früheren Gasthäuser haben längst bei den Vereinen ihre Orte gefunden. Schützen-, Musik- und Sportverein haben Vereinsheime gebaut und zu schönen Lokalitäten entwickelt. Lizensierte ehrenamtliche Vereinswirte-Teams sorgen an professionell ausgestatteten Theken für die Bedienung der Stammtischbesucher im Sportlerheim, im Musikschuppen und im Schützenhaus. Zudem sorgen die Frauen bei den Vereinsfesten für feinste handgemachte Torten-Buffets. Und die Freiwillige Feuerwehr Aasen hat das Kellergeschoss des Rathauses, den Florianskeller, stilgerecht als Vereinsheim eingerichtet.

Gehobene Küche in der „Burg“

Überstanden hat diesen Wandel nur die „Burg“. Dafür steht vor allem das neue Geschäftsmodell. Mit dem Besitzerwechsel und einer gelungenen architektonischen Sanierung haben die Pächter, die beiden Fachgastronomen Jason und Niklas Grom, binnen drei Jahren die traditionelle deftige Dorfwirtschaft zu einem Ort gehobener Gastronomie entwickelt. Die Burg in Aasen ist inzwischen zu einem Tipp geworden für Leute, die gepflegt essen möchten.

Die jungen Gastronomen Jason (links) und Niklas Grom betreiben die traditionelle Gastwirtschaft „Burg“ heute mit neuem Flair ...
Die jungen Gastronomen Jason (links) und Niklas Grom betreiben die traditionelle Gastwirtschaft „Burg“ heute mit neuem Flair und mit Erfolg. | Bild: Elisabeth Winkelmann-Klingsporn

Das Gasthaus „Ochsen“ in Aasen wurde bis in die 1960er Jahre von der Familie Schnekenburger samt Metzgerei betrieben. Nach mehreren Besitzerwechseln will ein Schweizer Investor die Liegenschaft in Aasen jetzt zu einem Wohnhaus mit 19 Wohnungen ausbauen.

Vom „Adler“ zum Spielplatz

Und wo sich heute an der Klosterstraße gegenüber der Pfarrkirche St. Blasius der Kinderspielplatz befindet, stand der „Adler“, der Bauernhof, auf dem Mathias und Franziska Scherer auch eine Gastwirtschaft betrieben.

Nach Übernahme der Liegenschaft durch das Baugeschäft Fritz Sieger in den 1960er-Jahren wurde hier ein Bauhof betrieben und die alten Gebäude abgetragen. In den 1970er-Jahren kaufte die Stadt das Gelände und richtete in den 1980er-Jahren einen großen, viel genutzten Spielplatz ein.

Bäckerei und neues Dorfcafé

Aber es tut sich in der Dorfgastronomie auch Neues: Im alten Lebensmittelladen, beim Bäckle, oder der Theres, wie es in Erinnerung an die frühere Inhaberin im Dorf noch manchmal heißt, bietet die Bäckerei Schmid beste Backwaren, Torten und Wurstwaren an und lädt zu Kaffee und Kuchen wie zum pikanten Vesper im Geschäft und bei gutem Wetter am deftigen Tisch vor der Ladentür ein.

Noch nicht in Betrieb, aber im Werden, ist ein weiteres gastronomisches Format: Im Erdgeschoß des großen Neubaus mit zehn kleineren Wohneinheiten für Betreutes Wohnen, der derzeit an der Klosterstraße gegenüber der Pfarrkirche St. Blasius der Fertigstellung entgegengeht, wird die Bauherren-Familie Bäurer künftig eine Kaffee- und Vesperstube, das „Aasemer Dorfcafe“ betreiben.

Miteinander trotz Corona

Derzeit muss sich alles nach den Bedingungen der Corona-Verordnungen richten. Die Gastronomie, der Einzelhandel und die Vereine müssen die vorgeschriebenen Hygiene-Maßnahmen konsequent umsetzen und dadurch reduzierte Besucherzahlen in Kauf nehmen. Das Leben in der Ortschaft, die Versorgung mit Lebensmitteln, die öffentlichen Sitzungen des Ortschaftsrates und das kommunikative Miteinander im Dorf sind dadurch auch unter Corona-Bedingungen möglich.