Am Dienstagnachmittag in Donaueschingen zeigt sich ein bemerkenswertes Phänomen: Zahlreiche gastronomische Betriebe in der Innenstadt, insbesondere entlang der Karlsstraße, bleiben an diesem Tag geschlossen.
Auffällig ist, dass sich gerade der Dienstag als Ruhetag etabliert hat. Doch was steckt hinter dieser Entwicklung? Die Gründe dafür sind vielfältig und reichen von historischen Traditionen über familiäre Überlegungen bis hin zu wirtschaftlichen Strategien.
Für das traditionsreiche Café Reiter hat die Wahl des Ruhetags eine historische Begründung. Inhaber und Konditormeister Wolfgang Reiter erläutert, dass sich diese Praxis bereits seit über einem Jahrhundert bewährt habe.

Ursprünglich sei der Dienstag als Ruhetag eingeführt worden, weil das Schloss an diesem Tag für Besucher geschlossen blieb. Damals habe sich das Café am Publikumsverkehr orientiert, weshalb es nur folgerichtig gewesen sei, den Dienstag als Ruhetag zu wählen. „Ein anderer Tag hätte keinen Sinn ergeben“, betont Reiter.
Auch wenn das Schloss heute nicht mehr für die Öffentlichkeit zugänglich ist, hält sein Betrieb an dieser Tradition fest. „Das hat sich so ergeben, und wir haben es so gelassen“, ergänzt er.
Montag ist gut besucht
In der Pizzeria da Carmine liegen die Beweggründe für den Ruhetag hingegen im familiären Bereich. Inhaberin Maria Galasso erläutert, dass viele Restaurants den Montag als Ruhetag bevorzugen, da der Wochenanfang häufig von geringerem Gästeaufkommen geprägt ist. In ihrem Fall sei dies jedoch anders: „Bei uns ist der Montag sehr gut besucht, was unter anderem daran liegt, dass viele andere italienische Restaurants an diesem Tag geschlossen haben.“
Andere Gegebenheiten in Italien
Eine ähnliche Haltung vertritt Massimiliano Longu, Inhaber der Eisdiele Rialto. Auch hier ist der Dienstag seit jeher Ruhetag, wenngleich Longu keine spezifische Erklärung für diese Entscheidung liefert. Er beobachtet jedoch, dass mittlerweile viele gastronomische Betriebe in Donaueschingen denselben Schließtag gewählt haben.

„Montag wäre vielleicht der sinnvollere Tag, um sich nach einem geschäftigen Wochenende zu erholen, doch an diesem Tag sind immer noch einige Gäste unterwegs“, stellt er fest.
Interessanterweise sei es in Italien weit schwieriger, einen Ruhetag festzulegen. „Dort muss man diesen sogar beantragen“, fügt er hinzu und verweist damit auf die größere Flexibilität der deutschen Gastronomie.
Strategische Entscheidung
Für Roberto da Ros, Inhaber der Eisdiele Gran Vitoria, liegt der Ruhetag am Dienstag in einer strategischen Entscheidung begründet. Er wählte diesen Tag bewusst, da das nahegelegene Vivaldi mittwochs geschlossen bleibt. „Wir wollten vermeiden, dass alle Lokale gleichzeitig ihren Ruhetag einlegen, damit den Gästen stets eine Anlaufstelle bleibt“, erklärt da Ros.

Er hebt hervor, dass eine lebendige Innenstadt maßgeblich von geöffneten gastronomischen Betrieben profitiere. „Wenn tatsächlich alle am selben Tag geschlossen hätten, wäre das der Todesstoß für die Innenstadt“, betont er.
„Leere Stühle wirken nicht charmant“
Während viele Gastronomen an festen Ruhetagen festhalten, gibt es auch Gegenbewegungen. Vanessa Lehmann vom Cafe Vanillis hat sich bewusst gegen Ruhetage entschieden. „Es ist schlichtweg wirtschaftlich rentabler, das Café durchgehend geöffnet zu halten“, erklärt sie.
Sie habe das Personal und die Nachfrage sei da. Früher hatte sie mittwochs und sonntags geschlossen, doch im Herbst des vergangenen Jahres entschied sie sich für eine Anpassung. Ihre Überzeugung: „Geöffnete Cafés tragen erheblich zur Belebung der Innenstadt bei.
Wer nach dem Frühstück noch durch die Stadt schlendert, besucht auch eher den Einzelhandel.“ Ein geschlossenes Café hingegen sei weniger einladend. „Leere Stühle wirken nicht besonders charmant“, ergänzt sie.

Auch Stefan Baur, Mitglied des Gewerbevereins und Bilderrahmen-Manufakteur, hat keine eindeutige Erklärung für die weit verbreitete Wahl des Dienstags als Ruhetag. „Die ersten Tage der Woche sind generell ruhiger, doch warum es speziell der Dienstag ist, kann ich nicht genau sagen“, räumt er ein.
Gleichwohl sieht er Potenzial für eine bessere Abstimmung unter den Gastronomen, um eine möglichst gleichmäßige Verteilung der Ruhetage zu erreichen. „Anfang der Woche ist es aber tendenziell schon ruhiger.“
Attraktivität der Innenstadt
Letztlich offenbart sich ein facettenreiches Bild: Während für einige Gastronomen historische oder betriebswirtschaftliche Gründe ausschlaggebend sind, basiert die Entscheidung für einen Ruhetag bei anderen auf familiären Überlegungen oder strategischen Absprachen mit benachbarten Betrieben.
Unabhängig von der jeweiligen Herangehensweise ist eines jedoch klar: Die Gastronomie spielt eine zentrale Rolle für das Stadtbild Donaueschingens und trägt zur Attraktivität des innerstädtischen Lebens bei – ganz gleich, an welchem Wochentag.
Doch was tun an einem Dienstag? Das Eiscafé Vivaldi, das Vanillis oder der Kulturbahnhof haben am Dienstag dennoch geöffnet.