Die Donaueschinger Gänseschar gehört einfach zum Stadtbild dazu und ist seit Jahren eine Attraktion. Sicher sind die gefiederten Wahrzeichen auf hunderten Smartphones zu finden – mit Brauerei, Bräustüble, Stadtkirche und Blick auf Schützenbrücke oder Schlosspark im Hintergrund.

2022 waren noch fünf Gänse rund um die Brigach unterwegs, seit 2024 sind es nur noch vier Gänse. Und der Schwund setzt sich fort: Seit einigen Wochen beobachten SÜDKURIER-Reporter, dass die Gänse-Clique derweil zu einem Trio zusammengeschrumpft ist. Was ist mit den abtrünnigen Gänsen passiert?

Schwimmend auf der Brigach im Jahr 2022.
Schwimmend auf der Brigach im Jahr 2022. | Bild: Simon, Guy

Was sagen die Experten?

Gemäß Umweltexperte Gerhard Bronner vom Donaueschinger Umweltbüro handelt es sich vermutlich um die Zuchtrasse Toulouser Gans.

Mit ihrem massigen Körper sind die Toulouser eine schwere Gänserasse. Sie sind von ruhigem Wesen und äußerst zutraulich. Die Gänserasse wird vorwiegend in Frankreich als Nutztier gezüchtet. Die Leber ist größer als bei anderen Rassen und wird für die Herstellung von Gänseleberpastete verwendet – auch als fois gras bekannt.

Hat sich etwa ein hiesiger Gastronom an dem Federvieh vergriffen? Das ist unwahrscheinlich, denn die Delikatesse der französischen Küche ist noch auf keiner Donaueschinger Speisekarte aufgetaucht.

2024 war die Gänse-Gang noch zu viert.
2024 war die Gänse-Gang noch zu viert. | Bild: Fröhlich, Jens

Zu schwer zum Fliegen

Laut Vogelexperte Otto Körner kommt auch ein Heimflug nicht infrage, denn die Gänse seien zu schwer und sind meist zu Fuß oder schwimmend unterwegs.

Aber wo sind die Tiere nun? Sind sie Opfer hungriger Tiere geworden – hat der Fuchs die Gans gestohlen? Bronner vermutet, dass das fehlende Federvieh eines natürlichen Todes gestorben ist. „Sie sind ja schon etliche Jahre alt, und möglicherweise sind sie an Krankheiten verstorben. Angesichts ihrer Größe glaube ich nicht, dass ein Fuchs sie geholt hat.“

Sportliche Gänse: 2022 spazierten noch fünf Gänse über den Sportplatz.
Sportliche Gänse: 2022 spazierten noch fünf Gänse über den Sportplatz. | Bild: Fröhlich, Jens

Auch Otto Körner kann nur mutmaßen. Es könne auch sein, dass sich die Gänse für ein lauschiges Schäferstündchen im Sinne der Fortpflanzung von der Gruppe absondern.

Ein lauschiges Schäferstündchen

Dann suchen sie sich einen ungestörten Platz abseits, der Sicherheit und Nahrungsverfügbarkeit bietet. Was gegen diese These spricht: Die fünfte Gans ist ja schon seit über einem Jahr abwesend, die vierte fehlt hingegen erst seit wenigen Wochen. Allerdings könne laut Körner auch „ein menschlicher Zugriff nicht ausgeschlossen werden“. Gibt es gar Wilderer in Donaueschingen?

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Hier wäre ja das Ordnungsamt auf den Plan gerufen – der SÜDKURIER fragt also dort nach. „Über den Verbleib der fehlenden Gänse ist uns leider nichts bekannt. Solange keine Gefährdung der öffentlichen Sicherheit vorliegt, was zum Beispiel der Fall wäre, wenn sich erkrankte Tiere im öffentlichen Raum aufhalten würden, besteht hier auch keine städtische Zuständigkeit“, wird mitgeteilt.

Die Suche wird also einstweilen eingestellt. Immerhin flanieren ja noch drei Gänse umher, die bestimmt weiterhin als amüsante Fotomotive dienen.