Die Tage der Plastiktüte sind gezählt. Seit längerer Zeit ist sie in vielen Geschäften bereits kostenpflichtig. Mit Jahresbeginn 2022 ist jedoch ein neues Verpackungsgesetz in Kraft getreten, das die Ausgabe von Plastiktüten mit einer Wandstärke von 15 bis 50 Mikrometern untersagt. Stabile Mehrwegtüten sind weiterhin erlaubt.
Wer im neuen Jahr bereits im Einzelhandel oder im Supermarkt unterwegs war, könnte eine Ausnahme in dem Gesetz entdeckt haben: die sogenannten Hemdchenbeutel, die an der Obst- und Gemüsetheke im Supermarkt zum Schutz der Ware abgerissen werden können. Aber was bedeutet die neue Plastiktüten-Regelung für Kunden und Händler in Donaueschingen? Werden nun hunderte Plastiktüten der Händler nutzlos?
Ist die Plastiktüte aus der Donaueschinger Innenstadt verbannt?
Nein, sagt Gerhard Werb, Geschäftsführer des Spiel- und Hauswarengeschäfts Thedy. Er erklärt, dann man beim Geschäft in der Karlstraße bei Nachfragen noch immer vorrätige Plastiktüten ausgebe. „Diese sind Exemplare mit dicken Wänden, die man mehrmals verwenden kann.“ Er findet die Regelung aber schwierig und fragt: „Wie will man bei vorrätigen Tüten herausfinden, dass sie nicht zu dünn für die Regelung sind?“
Generell, so zeigten seine Beobachtungen, würden Kunden aber immer weniger nach Plastiktüten fragen. „Die meisten kommen bereits mit eigenen Papier- oder Stofftaschen.“ Er begrüßt die neue Regelung und glaubt, dass es im Einzelhandel langfristig kaum noch Plastiktüten geben wird. Sobald die vorrätigen verteilt sind, werde er auch keine mehr nachbestellen, sagt Werb.
Papier statt Plastik
Papier statt Plastik: Das gilt bereits seit mehreren Jahren nebenan bei der Buchhandlung Osiander. „Für uns hat sich mit dem Jahreswechsel nichts geändert“, Mitarbeiterin Nathalie Schmid erklärt. „Seit 2015 geben wir schon keine Plastiktüten mehr aus.“ Gekaufte Ware werde stattdessen in Papiertüten ausgegeben oder in Papierumschlägen. „Wer über einen Wert von 50 Euro einkauft, erhält kostenlos eine Stofftasche dazu.“

Auf Papier setzt man auch beim Modehaus Banholzer. Dort bietet Geschäftsführerin Magdalena Kleinhans bereits seit 2018 nur noch Tragetaschen aus diesem Material an. „Manchmal fragen Kunden nach Plastiktüten. Dann muss ich mich aber immer entschuldigen, dass wir keine mehr haben.“ Laut ihrer Beobachtung habe bei den meisten Kunden ein Umdenken stattgefunden. „Die meisten kommen mit Stoffbeuteln, wo sie dann gekaufte Ware reinpacken“, so Kleinhans.
Ähnlich ist es bei der Filiale der Billigtextilkette Zeemann an der oberen Karlstraße. Wer für eingekaufte Ware eine Tragetasche brauche, könne an der Kasse Beutel für etwa einen Euro kaufen, die aus Recyclingmaterial hergestellt wurden, erklärt Mitarbeiterin Tatjana Luft. „Seitdem wir keine Plastiktüten mehr kostenlos herausgeben, fragt auch kaum noch jemand danach“, sagt sie.

Hier werden noch immer Plastiktüten ausgegeben
Wo man außerhalb von Supermärkten aber auch im neuen Jahr Hemdchenbeutel mit dünner Wandstärke bekommt, sind beispielsweise Gastronomiebetriebe, die Essen zum Mitnehmen verkaufen. Ein Beispiel ist der Bosporus Grill in der Max-Egon-Straße. Wer bei Inhaber Shenol Arifov einen Döner zum Mitnehmen bestellt, bekommt diesen in einem Hemdchenbeutel in die Hand gedrückt.

Kurioserweise gilt das neue Gesetz nur für den Handel, nicht aber für die Gastronomie, obwohl seit Pandemie-Beginn die Zahl der Takeaway-Angebote und -verkäufe auch beim Bosporus Grill stark ansgestiegen sind. Kein Wunder also, dass die Deutsche Umwelthilfe die neue Regelung für nicht ausreichen hält. Sie fordert dagegen, Plastiktüten generell zu verbieten und stattdessen auf nachhaltigere Verpackungsprodukte zu setzen.