Ralf Bürger betreibt seit mehr als 30 Jahren das Okay. Seither musste seine Discothek an lediglich einem Öffnungstag geschlossen bleiben, sagt er. Der Grund sei im Jahr 1990 das immense Hochwasser im Städtedreieck um Donaueschingen, Bräunlingen und Hüfingen gewesen. „Damals gab es kein Frischwasser. Die Maschinen und Toiletten konnten nicht genutzt werden“, erinnert sich Bürger. Seit mittlerweile 42 Jahren ist er selbstständig in der Branche tätig ist.

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Jetzt ist Corona-Zeit. Und die Pandemie trifft das Okay noch viel härter als einst das Hochwasser. „Eine Wiedereröffnung ist überhaupt nicht absehbar. Solange es eine Maskenpflicht und Abstandsregelung gibt, solange macht ein Discothekenbetrieb keinen Sinn“, sagt Ralf Bürger deutlich. Das Kerngeschäft, also Nähe, Tanzen, Unterhaltungen: bis auf Weiteres undenkbar.

Blick von außen auf das Okay in der Donaueschinger Raiffeisenstraße. Normalerweise wird dort ausgelassen gefeiert und getanzt. Doch ...
Blick von außen auf das Okay in der Donaueschinger Raiffeisenstraße. Normalerweise wird dort ausgelassen gefeiert und getanzt. Doch daran ist aktuell nicht zu denken. | Bild: Singler, Julian

Die unfreiwillig freie Zeit nutzt das Tanzlokal für Renovierungsarbeiten. „Wir bringen Dinge auf Vordermann, für die ansonsten keine Zeit ist. Da geht es um tote Leitungen, Streichen, Ausbessern, die Lichttechnik oder das Ausräumen von Schränken“, erzählt der Inhaber. An der Substanz des Gebäudes dagegen ändert sich nichts.

Reinigungsgerät, Putz- und Mülleimer statt feiernder Menschenmassen und krachender Musik: Das ist zurzeit das Bild auf der Tanzfläche ...
Reinigungsgerät, Putz- und Mülleimer statt feiernder Menschenmassen und krachender Musik: Das ist zurzeit das Bild auf der Tanzfläche der Discothek. | Bild: Singler, Julian

Disco reagierte früh auf Corona-Krise

„Anfänglich war ich der Meinung: Kein Thema, wir schaffen das locker. Wir hatten gut gewirtschaftet und Rücklagen gebildet“, schildert Ralf Bürger die Auswirkungen der Corona-Krise auf das Okay. Mit internen Maßnahmen habe man sofort reagiert. So wurden etwa die Kühlhäuser abgeschaltet, alle Verbraucher vom Netz genommen. Kurzarbeit für sämtliche Mitarbeiter hat die Disco laut des Geschäftsführers „recht zügig angemeldet“.

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Finanzspritzen sind Gold wert

Über die finanziellen Hilfen – nicht nur von staatlicher Seite – ist Bürger froh: „Das hat bisher gut funktioniert. Zunächst gab es die Soforthilfe, ohne die wir uns heute in einer anderen Situation befinden würden.“ Danach habe sein Betrieb drei Monate lang Bundesmittel erhalten. Bis November bestehe die Möglichkeit, Hilfe vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga) in Anspruch zu nehmen.

Allgemein gesehen würden Discotheken im öffentlichen Interesse benachteiligt werden – auch in Verbänden. Ralf Bürger sagt: „Dehoga ist genau das, was schon im Namen steckt. Aus diesem Grund haben Discobetreiber einen eigenen Verband gegründet, der dem Dehoga untergeordnet ist.“ Der Bundesverband deutscher Discotheken und Tanzbetriebe (BDT) sei „unsere Stimme im Dehoga„, so der Okay-Besitzer.

Leere Tanzfläche im Okay Video: Singler, Julian

Die größte Herausforderung für das Tanzlokal? „Die Situation ist unabsehbar, gerade eine langfristige Planung ist nicht möglich. Das kostet viel Energie“, sagt Ralf Bürger. Seine Befürchtung sei lange gewesen, dass „man uns die guten Monate März, April, Mai nimmt und wir dann mitten im Sommerloch aufmachen dürfen, das ist ungefähr im Juli“. Nun gelte es, „die Zähne zusammenzubeißen und das irgendwie hinzubekommen“.

In Corona-Zeiten ähnelt das Okay eher einer Baustelle als einer Discothek. Grund dafür sind Renovierungsarbeiten des Inhabers.
In Corona-Zeiten ähnelt das Okay eher einer Baustelle als einer Discothek. Grund dafür sind Renovierungsarbeiten des Inhabers. | Bild: Singler, Julian

„Uns wird es 2021 noch geben“

Einen Vorwurf macht Bürger niemandem. Schließlich sei eine solche Pandemie für alle eine schwere, neue Prüfung. Obwohl er auch für den kommenden Herbst nicht viel Hoffnung auf eine Wiedereröffnung hat, verspricht der Discobetreiber: „Uns wird es nächstes Jahr noch geben – das ist eines, was sicher ist. Aber es wird eine schwierige Aufgabe.“