Marica Schaulies steht vor einem Einkaufswagen voller Winterbekleidung und versteht die Welt nicht mehr. Jacken für Kinder und Erwachsene, Sweatshirts, Schals, Mützen und Hosen, auch ein paar Sommersachen, sind bestimmt für Flüchtlinge auf der griechischen Insel Lesbos. Die rund 60 sorgsam gestapelten Textilien sind das Ergebnis einer Spendenaktion, bei der Mitarbeiter des Donaueschinger Realmarktes die Kunden mit ins Boot holten. Jeder Spender konnte seine bezahlte Sachspende an der Infotheke hinterlegen.

Ähnliche Aktion 2014

Mit der Aktion habe man unter ähnlichen Vorzeichen eine Spendenaktion aus dem Jahr 2014 wiederholen wollen, sagt Schaulies, die bei Real als Betriebsratsvorsitzende fungiert. Damals habe sich das Deutsche Rote Kreuz Donaueschingen um die Weiterleitung der zwei Kisten voller neuer Kleidung gekümmert. Die Spende war damals für syrische Flüchtlinge in Syrien geplant, landete dann aber bei Flüchtlingen, die neu nach Deutschland gekommen waren.

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„Die Leute waren dankbar, die ganze Aktion war ein Riesenerfolg“, erinnert sich Schaulies. Anlass genug, den Spendenaufruf im vergangenen Dezember erneut zu starten. Doch mit dem textilen Sammlungsergebnis stehen Schaulies und ihre Mitstreiterinnen seit Januar ganz alleine da. Vom Donaueschinger DRK sei sie an den Kreisverband Villingen-Schwenningen verwiesen worden. Dort habe man ihr gesagt, man werde sich um die Sachspende kümmern. Auf eine Antwort wartet Schaulies seit zwei Monaten vergeblich.

Geldspenden offenbar beliebter

Sie ist maßlos enttäuscht. Die Ware ist bezahlt und kann nicht zurückgenommen werden. Bis nach Stuttgart und Berlin hat sie bei verschiedenen Hilfsorganisationen angerufen und wurde in der Regel mit dem Hinweis abgespeist, man sei für ihr Anliegen nicht zuständig. Was sie besonders ärgerte: Eine Ansprechpartnerin gab ihr zu verstehen, dass Geldspenden lieber angenommen würden. Sie seien praktikabler, weil sie die Wirtschaft im Krisenland ankurbeln könnten, wenn die Hilfsgüter dort gekauft werden.

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Schaulies frustriertes Fazit: „Wir sind jetzt die Gelackmeierten. So eine Aktion mache ich nie wieder.“ Der Anblick des prall gefüllten Einkaufswagens tue ihr in der Seele weh. Vielleicht, so ihre Hoffnung, könnten die Waren über die Donaueschinger Kleiderkammer an Bedürftige vermittelt werden.

DRK-Geschäftsführer entschuldigt sich

Gerhard Fuchs, Noch-Geschäftsführer des DRK-Kreisverbands VS, heißt die Kommunikationspanne nicht gut und wird entsprechend auf seine Mitarbeiter zugehen. Ohne eine Ausrede suchen zu wollen, sei es aber so gewesen, dass das DRK im Dezember mit der zweiten Pandemiewelle zu kämpfen hatte und auch in den Vorbereitungen der Schnelltests für Weihnachten war. Dies habe sicherlich auch dazu geführt, dass die Anfrage nicht weiter nachverfolgt wurde. „Dafür entschuldige ich mich in aller Form bei Frau Schaulies“, so Fuchs weiter.

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Keine Hilfstransporte möglich

Durch die Pandemie bedingt gebe es über das DRK derzeit keine Hilfstransporte. „Wir haben leider keine Möglichkeiten, um diese Spenden auf unbestimmte Zeit zu lagern“, bedauert Fuchs.

Am Ende eine „tolle Lösung“

Bleibt die Möglichkeit, die Winterkleidung an Bedürftige in der Region zu geben. Über die Kleiderspende freut sich bereits Sonja Geisert vom DRK-Kreisverband Donaueschingen. „Bald öffnen wir die ‚Kleiderwelt‘ in der ehemaligen Post“, sagt sie. Die im Real gerichtete Spende lässt sie von einer Mitarbeiter abholen. Für Marica Schaulies eine tolle Lösung.