Handarbeiten bieten vielerlei Beschäftigung. Für den Hausgebrauch lässt sich nähen, stricken oder häkeln. In Verbindung mit der heimischen Tracht ist das Sticken seit Alters her verbreitet. Besonders Festtagstrachten wurden schon früher mit Stickereien verschönert. Diese Kunst beherrscht auch Gaby Moch. Weit über die Grenzen Donaueschingens hinaus sorgt sie quasi für Kulturpflege mit Nadel und Faden.
Bei Maria Deutsch im Kurs gewesen
Die Anfänge reichen weit zurück. In den 1970er Jahren nahm die gebürtige Geisingerin an einem Kurs teil, den die Trachtenstickerin Maria Deusch aus Aasen den Narrenzunft-Mitgliedern auf der Baar anbot. „Damals stickte ich auch meine erste Tracht. Meine Mutter wurde von der Trachtenstickerin in die Geheimnisse und Technik eingewiesen, und dieses Wissen gab sie an mich weiter“, erzählt sie.

Als dann die Familie 1989 nach Donaueschingen zog und dem Frohsinn beitrat, bot Gaby Moch h den interessierten Frauen an, im privaten Rahmen eigene Trachten zu sticken. „Die Nachfrage wurde aber so groß, dass wir zuerst im Probelokal der Trachtengruppe und später in den Räumen des Zunftmuseums regelmäßig zusammen kamen“, erinnert sich die Erzieherin.
Und was ist das Tolle an diesem Hobby? Sticken sei ein altes Handwerk, das nicht nur auf der Baar ausgeübt wird. Diese spezielle Stick-Technik, die sogenannte Spreng-Technik, ist aus dem klösterlichen, Kirchlichen Bereich überliefert.
Tracht wird meist an der Fasnet getragen
„Es ist schön, dies am Leben zu erhalten, das wahrscheinlich ohne die Fasnet bestimmt so langsam in Vergessenheit geraten wäre. Und jedes Gretle ist stolz, eine selbst gestickte Tracht an der Fasnet zu tragen“, weiß die Mutter dreier erwachsener Kinder. Sie selbst hat übrigens schon 40 Trachten gestickt. Ganz besonders stolz ist sie, dass sogar einige junge Mädchen aus der Trachtengruppe ihre eigene Tracht gestickt hätten.
Sticken könne jeder lernen, der einigermaßen gut mit Nadel und Faden zurechtkomme. Aber man brauche Zeit und vor allem Geduld, sonst könnte es schnell zum Frust kommen, wenn man meint, eine Tracht müsse in vier Wochen fertig sein.

Mit dem langsamem Tempo des Stickens kommt nicht jeder klar. „Die erste Reaktion von Leuten die mir über die Schulter schauen bei der Arbeit, war oft: ‚Oh je, des dät mich verrückt mache, do het ich ko Geduld dezue‘.“
Doch viele, die unter Anleitung eine Tracht gestickt haben, bestätigen ihr dagegen, dass Sticken entspannt. Man müsse aber bereit sein, Zeit dafür zu investieren. „Denn es sind immerhin bis zu 400 Stunden, die man für eine Tracht benötigt“, so Gaby Moch.
Leider werde die Rohstoffe-Beschaffung immer problematischer. Samt sei noch überall erhältlich, auch der Silberfaden. Aber Kappenbändel oder Kollerbändel seien rar gesät.
Stick-Abende finden im Zunfthaus statt
Der Sitzungssaal im Zunfthaus Sennhof-Museum, wo übrigens ein ganzer Saal den Baaremer Trachten gewidmet ist, ist der Ort, an dem sich zu normalen Zeiten dienstags alle 14 Tage, bis zu 15 Stickerinnen treffen. Das Einzugsgebiet reicht bis Geisingen und Wurmlingen.
Und natürlich läuft die Stickarbeit nicht immer so rund, wie man es sich wünschen würde. Es „fuxt“. Und was macht man da schon mal gerne? „Fluchen“, entgegnet die 66-Jährige mit einem Lachen im Gesicht. Doch wenn dies geschieht in ihrer Runde, dann für einen guten Zweck. Gabi Moch hat ein Kästchen aufgestellt, das in solch einem Fall gefüttert werden muss. Am Ende des Jahres kommt der Inhalt dem Verein krebskranker Kinder in Freiburg zu Gute.
In den Stickkursen fehlt die Ausdauer
Bis heute ist das Interesse am Sticken einer eigenen Tracht bei Jung und Alt verbreitet. Nur an der Ausdauer hapert es. Meist nach der Fasnacht kommen viele in den Stickkurs. „Im Sommer und zu der Urlaubszeit wird der Besuch etwas spärlicher“, resümiert sie. Seit zwei Jahren sind die Treffen pandemiebedingt lahmgelegt. Neuanfang ungewiss.