Andreas Saier ist Glücksbringer. Dieses Attribut wird mit seinem Beruf schon seit Jahrhunderten verbunden. Wenn der Schornsteinfeger kommt, dann funktioniert der Kamin, es kann gekocht und geheizt werden. Ein Gefühl von Sicherheit und Glück.

Alte Heizung raus?

Das ist zwar immer noch so, aber bei vielen Hausbesitzern schwingt da heute auch noch etwas anderes mit. Die Furcht vor einer vernichtenden Beurteilung der alten Ölheizung, die in den eigenen vier Wänden für Wärme sorgt.

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Aber wann muss die alte Heizung weg? „Im Prinzip nach Ablauf von 30 Jahren“, sagt Saier. Denn das Gebäudeenergiegesetz (GEG) schreibt eine Austauschpflicht für viele Öl- und Gasheizungen vor, die über 30 Jahre alt sind. „Aber dann kommen die Ausnahmen“ – und die sind zahlreich.

Für wen gilt das?

Pauschal lässt sich sagen, dass die Regelung rein für Gebäude gilt, die nicht selbst genutzt werden und einen Standard-Kessel benutzen. Für alle anderen Öl-Heizungen gilt die Austauschpflicht nicht. „Da ist dann etwa die Frage, ob ein Brennwert-Kessel verbaut ist, oder ein Niedertemperatur-Kessel. Das verändert die Ausgangslage bereits“, erklärt Saier.

Thema steht jeden Tag an

Die Verunsicherung durch das Gesetz sei jedoch da und allgegenwärtig: „Für uns Schornsteinfeger ist da sehr viel Aufklärungsarbeit notwendig.“ Jeden Tag habe Saier mehrere Male mit dem Thema zu tun.

In neu gebauten Wohngebäuden sind Ölheizungen mittlerweile eine Seltenheit. 2020 bekamen lediglich 0,7 Prozent der Neubauten eine ...
In neu gebauten Wohngebäuden sind Ölheizungen mittlerweile eine Seltenheit. 2020 bekamen lediglich 0,7 Prozent der Neubauten eine entsprechende Heizung. | Bild: Simon, Guy

Und wie oft musste er selbst dann schon die Hiobsbotschaft für eine alte Heizung bringen? „Das hab ich hin und wieder bei einer alten Heizungsanlage schon erlebt“, erklärt er. Saier ist der Nachfolger des Wolterdinger Bezirksschornsteinfegers Peter Weschle, der sich mittlerweile im Ruhestand befindet. Zuvor war Saier in St. Märgen und den Nachbargemeinden unterwegs.

Fachliche Empfehlung

Bei der sogenannten Feuerstättenschau werde allerdings nicht nur auf den Kessel geschaut, sondern etwa auch, ob die Rohrleitungen gedämmt sind und moderne Umwälzpumpen verbaut sind. „Auf der einen Seite gibt es die gesetzlichen Vorgaben, auf der anderen die fachliche Empfehlung“, sagt Saier. Das bedeutet, man müsse gut abwägen: „Wie gut lässt sich mit einer 30 Jahre alten Heizung noch Energie sparen oder kann sich ein Austausch lohnen?“ Die Beantwortung dieser Frage sei nicht für jeden Kunden auch gleich zu beantworten.

Wann passt was genau?

„Wenn jemand beispielsweise ein altes Dach umgedeckt haben möchte. Dann empfiehlt sich zu dem Zeitpunkt etwa auch, eine Solarthermie-Anlage anzubringen. Wenn jemand sein Haus verkaufen will, dann würde ich nicht davor eine neue Anlage installieren, sondern die Entscheidung dem neuen Eigentümer überlassen auf welche Energieform er künftig setzen will“, so Saier. Jeder Kunde sei gleichzeitig eine Einzel-Analyse. „Wenn es einen hohen Brauchwasserbedarf gibt, dann würde ich immer eine Solaranlage empfehlen.“

Schornsteinfeger Andreas Saier hat den Bezirk von Peter Weschle aus Wolterdingen übernommen, der in den Ruhestand getreten ist.
Schornsteinfeger Andreas Saier hat den Bezirk von Peter Weschle aus Wolterdingen übernommen, der in den Ruhestand getreten ist. | Bild: Landratsamt Schwarzwald Baar Kreis

Welche Energieform passt?

Beim Austausch der Heizungsanlage stellt sich dann dem Hauseigentümer die Frage, auf welche Energieform er künftig setzen möchte. Hier gibt es ein großes Spektrum von Pellets über Gas oder gar einer Wärmepumpe oder einem Blockheizkraftwerk. In bestimmten Fällen darf auch wieder eine neue Ölheizung eingebaut werden.“

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Wenn die neu reinkomme, dann gelte es aber, einen bestimmten Anteil über regenerative Energien abzudecken: „15 Prozent müssen es sein. Das kann dann über eine Solaranlage sein, Dämmungsverfahren, einen Kachelofen oder sogar durch einen Sanierungsfahrplan nachgewiesen werden“, sagt der Schornsteinfeger. „Man probiert das dann auf den Kunden entsprechend anzupassen.“

Wo gespart werden kann

Was Saier als Tipp geben kann: „Die billigste Energie ist die, die man nicht verbraucht.“ Im Haus zu dämmen, etwa den Dachboden, „das kann eigentlich jeder mit etwas Beratung selbst machen.“ Thermostat-Ventile an den Heizungen bringen großen Nutzen. Alte Fenster durch neue Fenster ersetzen.

„Die billigste Energie ist die, die man nicht verbraucht“, sagt Schornsteinfeger Andreas Saier. Da hilft es etwa, die ...
„Die billigste Energie ist die, die man nicht verbraucht“, sagt Schornsteinfeger Andreas Saier. Da hilft es etwa, die Leitungen der Heizung zu isolieren. | Bild: Simon, Guy

Zu und Abgangsleitungen der Heizung isolieren, um die Wärme zu halten. Nutzvolle Kleinigkeiten eben, sagt Saier. „Oft sind die Heizungskeller sehr warm, weil viel Temperatur über die Leitungen verloren gehe. „Auch über eine Nacht-Absenkung ist da nachzudenken.“ Bei einer Nachtabsenkung wird die Raumtemperatur während der Nachtstunden abgesenkt, um Energie zu sparen.

Mit dem Fachmann sprechen

Generell empfiehlt Saier: „Wer sich Gedanken über eine Investition macht, sollte vorher mit einem Fachmann darüber sprechen.“ Den Austausch einer relativ neuen Ölheizung zu Gunsten anderer Formen, das würde Saier meist nicht empfehlen: „Sie würden ja auch ein halb-neues Auto nicht wegwerfen.“

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