Wohnraum ist begehrt. Und nachdem die Zinsen für eine Baufinanzierung nach einer langen Niedrigphase wieder nach oben klettern, sehen sich viele nach einer Mietwohnung um, anstatt ein neues Eigenheim zu bauen. Aber wie informiert sich ein Interessent überhaupt über die aktuellen Mietpreise in Donaueschingen und Umgebung?

Eine Möglichkeit ist dabei der Marktbericht des gemeinsamen Gutachterausschusses für den südwestlichen Schwarzwald-Baar-Kreis. Den gibt es seit dem 1. Januar 2020 und seine Geschäftsstelle ist bei der Stadt Donaueschingen angesiedelt. „Er umfasst elf Gemeinden“, sagt Rathaus-Sprecherin Beatrix Grüninger.

Beatrix Grüninger, Pressesprecherin.
Beatrix Grüninger, Pressesprecherin. | Bild: Simon, Guy

Der Ausschuss veröffentlicht einen Grundstücksmarktbericht, der online einsehbar sei und im Zwei-Jahres-Turnus aktualisiert werde. Dieser biete auch eine Mietübersicht, so Grüninger weiter.

Warum kein Mietspiegel?

Aber warum gibt es in Donaueschingen eigentlich keinen Mietspiegel? „Mietspiegel sind gesetzlich erst ab einer Einwohnerzahl von 50.000 vorgeschrieben. Daher ist Donaueschingen nicht betroffen“, erklärt Grüninger. Die Mietpreisentwicklungen werden indes von der Stadt verfolgt. Auch durch eigene Vermietungen und Grundstücksgeschäfte sei die Stadt grundsätzlich mit dem Thema befasst.

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Die Möglichkeiten seitens der Stadt, auf die Mietpreisentwicklung Einfluss zu nehmen beziehungsweise hierbei gegenzusteuern sind jedoch sehr begrenzt: Das wolle man etwa mit der Schaffung von Mietwohnungen auf dem neue Areal Am Buchberg. „Das Thema Mietwohnraum und günstiger Mietwohnraum spielt beispielsweise im Konversionsprozess eine wesentliche Rolle“, erklärt die Rathaussprecherin.

Wie sieht das aus?

So werden Grundstücke durch die Konversions- und Entwicklungsgesellschaft mbH Donaueschingen (KEG) nicht einfach meistbietend, sondern im Rahmen von Konzeptvergaben vermarktet. Das habe sich im Rahmen des Konversionsprozesses bereits gut bewährt: „So spielte der Mietwohnraum beispielsweise in der Prinz-Karl-Egon-Straße bereits eine Rolle und wurde dort anteilig als Teil der Konzepte umgesetzt. Fortgesetzt werden soll dies nun auch im Südteil des Konversionsareals“, sagt Grüninger.

Große Teile des früheren Militärkomplexes sind bereits abgerissen, wie der Blick in der Prinz-Karl-Egon-Straße zeigt. Hier soll neuer ...
Große Teile des früheren Militärkomplexes sind bereits abgerissen, wie der Blick in der Prinz-Karl-Egon-Straße zeigt. Hier soll neuer Wohnraum entstehen. | Bild: Simon, Guy

Hier sei die Fläche zwischen Villinger Straße, Hindenburgring und Friedhofsstraße an die DBA Deutsche Bauwert AG veräußert worden. Es sollen rund 120 Wohneinheiten in gemischter und sozial ausgewogener Form entstehen, also Eigentumswohnungen zum Kauf, Mietwohnungen sowie geförderte Einheiten als bezahlbarer, barrierefreier und altersgerechter Wohnraum für Menschen mit begrenztem Einkommen.

Unterstützung von Bauvorhaben

Neuer Wohnraum entspannt den Mietmarkt. Das weiß auch die Stadt und versucht, entsprechend viele Wohnraum-Projekte zu unterstützen, und zwar „im Rahmen im Rahmen des regulären Planverfahrens oder mit der Erstellung von vorhabenbezogenen Bebauungsplänen“, sagt Beatrix Grüninger. Als Beispiel nennt sie etwa den Bereich der Hans-Thoma-Höfe, auf dem aktuell neuer Wohnraum entstehen soll. Die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben hat dort Gebäude mit 88 neuen Mietwohnungen vorgesehen. Hierfür habe die Stadt einen vorhabenbezogenen Bebauungsplan erstellt.

Die ehemaligen Gebäude bei den Hans-Thoma-Höfe sind abgerissen, aktuell laufen dort die Erschließungsarbeiten. Geplant sind hier neue ...
Die ehemaligen Gebäude bei den Hans-Thoma-Höfe sind abgerissen, aktuell laufen dort die Erschließungsarbeiten. Geplant sind hier neue Mietwohnungen. | Bild: Simon, Guy

Die Stadt trete zudem auch als Vermieter auf. Sie selbst habe auch Mietwohnungen im Eigentum, die aktuell jedoch weitestgehend belegt seien. Die Mieten sieht die Stadt in Donaueschingen auf „einem normalen Niveau und auch in einem angemessenen Verhältnis zu den Nachbarstädten und -gemeinden.“

Wo erkundigen?

Um sich bezüglich der aktuellen Mietpreise zu erkundigen, verweist Volker Sülzle auf Makler, Baugenossenschaften oder den Verein Haus und Grund, dessen Vorsitzender er in Donaueschingen ist. Haus und Grund ist eine Interessenvertretung der privaten Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer.

Volker Sülzle ist Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins Haus und Grund Donaueschingen.
Volker Sülzle ist Rechtsanwalt und Vorsitzender des Vereins Haus und Grund Donaueschingen. | Bild: Kanzlei Sülzle

Was den Bericht des Gutachter-Ausschusses betrifft, habe er erweiterte Mittel, sagt Sülzle: „Er fragt dann etwa bei einem Verkauf auch ab, was der Erwerber mit einer Immobilie will.“ Das werde dann für statistische Zwecke genutzt.

Einen Mietspiegel gebe es in Donaueschingen nicht, Sülze geht aber davon aus, dass sich das noch ändert: „Die Tendenz geht dahin, immer mehr Gemeinden zu zwingen, einen Spiegel zu erstellen.“ Es könne sein, dass sich die politischen Vorgaben ändern, „ich gehe aber davon aus, dass es noch in dieser Legislatur-Periode passiert.“

Normales Niveau

Auch Sülzle sieht Donaueschingen auf einem normalen Niveau, was die Mietpreise betrifft. „Insgesamt ist das Mietniveau aus meiner Sicht in Südbaden jedoch zu niedrig im Verhältnis zu den Baukosten“, sagt er. Mietraum werde gebraucht, allerdings werde auch nur dort investiert, wo sich Rendite erwirtschaften lasse: „Als der Kreditzins so weit unten war, da hat das noch gut funktioniert.“ Im Bereich von drei bis fünf Prozent Zinsen, da sehe das anders aus: „Wenn ich kaufe, um zu vermieten, dann nicht, um zuzuschießen. Man will auch etwas rausbekommen.“

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Und die Online-Portale als Informations-Quelle? Dazu wollen sich Stadt und Volker Sülzle nicht äußern. Was der Haus und Grund-Vorsitzende allerdings feststellt: „Online wird ein Preisspiegel angeboten. Den verwechseln die Menschen oft mit der Mietwerttabelle.“