Schon aus einigen Metern Entfernung sind vor der Eingangstür mehrere Zeitungsständer zu sehen. Und der eine oder andere Kunde kommt mit Zigaretten oder Tabak aus dem Laden in der Mühlenstraße heraus. Das Schreibwarengeschäft hat geöffnet. Selbstverständlich ist das nicht. Denn erst vor einigen Wochen ist genau hier Ladenbesitzer Bruno Morath überfallen worden – mitten am Tag und mitten im Stadtgebiet von Donaueschingen.

Schreibwarengeschäft Morath Video: Singler, Julian

Der 85-Jährige ist rüstig. Und robust. Genau deshalb lässt er sich von dem unschönen Vorfall im September auch keineswegs aus der Ruhe bringen. „Mir geht es gut“, sagt Morath heute. „Ich habe das Ganze gut weggesteckt.“ Einen Schock habe er nicht erlitten, lediglich seine Sprache habe kurz nach der Tat etwas gestockt. „Obwohl mir die Polizei sagte, die ersten Nächte könnten für mich etwas schwierig werden, konnte ich von der ersten Nacht an gut schlafen“, erzählt der Geschäftsmann.

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Alles ging sehr schnell

An den Tag des Überfalls erinnert sich Bruno Morath gut. Nachdem der Täter den Laden betreten hatte, sei der 85-Jährige von ihm in ein kleines Zimmer – direkt im Kassenbereich – geschmissen worden. Dabei sei er mit dem Knie und dem Schenkel gegen einen Tisch gestoßen: „Das gab ein paar blaue Flecken.“ Schlimmer habe es ihn dagegen an einem Arm getroffen. Weil Morath an einer Corona-Schutzscheibe hängengeblieben sei, zog er sich eine Schnittwunde zu. Später wurde er deswegen länger in einem Krankenwagen behandelt. In seinem Laden blieben Blutspuren zurück.

Bild 1: Wie Ladenbesitzer Bruno Morath den Raubüberfall auf sich erlebte
Bild: Singler, Julian

Trotz aller Blessuren war Morath nicht davon abzubringen, die Verfolgung des Räubers aufzunehmen. „So schnell komme ich mit meinen 85 Jahren nicht mehr hoch. Aber der Täter hatte sein Auto unmittelbar vor dem Laden geparkt. Ich bin dann, als ich wieder stand, hinterher und habe mir das Kennzeichen notiert“, schildert er. Zuvor habe der Räuber die Kasse geöffnet und geleert.

Räuber kommt ein zweites Mal

Doch vorbei war der Schrecken dann noch immer nicht. Denn der Täter kam noch einmal zurück, wie Morath berichtet: „Er hatte in der Hektik einige Scheine auf den Boden geworfen und diese beim Abhauen vergessen. Dass er noch mal da war, habe ich gar nicht wirklich mitbekommen. Alles ging sehr schnell.“

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Auf das einschneidende Erlebnis wird der Senior mehrfach angesprochen – von Kunden genauso wie von der Familie. „Mein Sohn zum Beispiel hat zu mir gesagt: Ich wusste von Anfang an, dass du das gut wegstecken wirst“, kann Morath schon wieder schmunzeln. Der Täter wurde unmittelbar nach der Straftat von der Polizei geschnappt, doch über Hintergründe wie etwa zum Motiv oder zur Person wisse der Geschäftsmann nichts. Von der Polizei jedenfalls habe er bisher keine näheren Infos erhalten.

„Ich mache weiter, solange ich kann. Was soll ich den ganzen Tag nur zuhause sitzen.“
Bruno Morath, Ladeninhaber

Was jetzt folgt? Für Bruno Morath ist klar: „Ich mache weiter, solange ich kann. Was soll ich den ganzen Tag nur zuhause sitzen.“ In den vergangenen Jahren sei er bereits kürzergetreten. Doch seine Arbeit mache ihm Spaß, mittlerweile sehe er den Job als Hobby. Und somit werden in der Mühlenstraße auch zukünftig Zeitungsständer vor der Eingangstür stehen oder Kunden Tabakwaren kaufen können.

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