2019 war ein schweres Jahr für den Kreisverband Donaueschingen des Deutschen Roten Kreuzes (DRK). Der Geschäftsführer und auch noch die Buchhalterin waren ausgefallen. Es gelang dem damaligen Geschäftsführer-Stellvertreter Tobias Rosenstiel und seinem Team nur durch großes persönliches Engagement und ehrenamtlich geleistete Zusatzarbeit, die Geschäfte am Laufen zu halten.

Alle Hoffnung setzte der Kreisverband in eine Fusion mit dem Kreisverband Villingen-Schwenningen. Diese sollte die Aufgaben bündeln und dadurch Personal einsparen. Doch diese Fusion fand dann 2020 nicht statt.

Unmittelbar danach kam die Corona-Pandemie, später der Ukrainekrieg, und damit Folgen wie Personalmangel im Gesundheitswesen und eine hohe Inflation.

Das Rote Kreuz muss sich jetzt nach einer Alternative umschauen, sagt Tobias Rosenstiel, Kreisgeschäftsführer des DRK Donaueschingen.
Das Rote Kreuz muss sich jetzt nach einer Alternative umschauen, sagt Tobias Rosenstiel, Kreisgeschäftsführer des DRK Donaueschingen. | Bild: Lutz Rademacher

Tobias Rosenstiel, seit Januar 2022 nun Kreisgeschäftsführer des DRK in Donaueschingen, erzählt, wie der Kreisverband überlebt hat und mit welchen Herausforderungen er heute zu kämpfen hat.

Mehrere Mitarbeiter sind gegangen

„Erschwerend kam damals dazu, dass verschiedene Mitarbeiter im Vorfeld der geplanten Fusion nicht bereit waren, die Umstrukturierung mitzugehen und gekündigt hatten“, blickt Rosenstiel zurück. „In der Verwaltung waren wir nur noch zu dritt; es gab keine Buchhaltung mehr, keine Lohnbuchhaltung.“

Nichtsdestotrotz, den Kopf in den Sand zu stecken, das ist nicht seine Art. Im Gegenteil. Die Frage war: „Wie kommen wir aus diesem Scherbenhaufen wieder raus, und zwar besser als wir reingekommen sind?“

Es galt, die Verwaltung zu modernisieren und zu digitalisieren. Und neue Mitarbeiter zu finden. Es sei eine tolle Chance gewesen, alte Zöpfe abzuschneiden und die Verwaltung auf „neue zeitgemäße Füße“ zu stellen, blickt Rosenstiel heute zurück. Und das sei gelungen. Damit falle es jetzt auch leichter, neue Projekte in Angriff zu nehmen.

Kampf mit Personalmangel

Mit Personalmangel kämpft man allerdings auf einer anderen Ebene. Der DRK-Kreisverband sucht dringend Notfall- und Rettungs-Sanitäter. Von 56 Stellen sind nur 48 besetzt.

Um den Fachkräftemangel zu kompensieren, wird konsequent ausgebildet. Beispielsweise kommen jedes Jahr zwischen zwei und vier Notfallsanitäter-Schüler dazu, mehr ist nicht zu verkraften. Andererseits sucht man händeringend neues Personal, unter anderem über die sozialen Medien – konkurriert dabei aber auch mit drei anderen Hilfsorganisationen im Kreis.

Auch die Unterstützung von Leuten im Freiwilligen Sozialen Jahr (FSJ) ist rückläufig. Früher waren es zwölf FSJler, heute nur noch acht, die im Krankentransport aber nicht im Rettungswagen eingesetzt werden dürfen.

Erste Abstriche bei bisherigen Leistungen

Das heißt, DRK-Autos könnten in Zukunft stehen bleiben, sollte der Fachkräftemangel nicht besser werden. Transporte finden beispielsweise später statt. Einige weniger wichtige Leistungen wie den Transport von Senioren zum Rollatortag habe man ersatzlos streichen müssen.

Die Überstundenkonten der vorhandenen Mitarbeiter quellen zudem über. “Trotzdem bekommen wir es hier in Donaueschingen aktuell noch ganz gut gebacken“, so Rosenstiel. Doch es sei nicht mehr, wie es einmal war. Wie es langfristig weitergehen soll, da ist er ratlos. Die nächste Herausforderung komme in der Urlaubszeit.

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