Tanzbare Musik schallt vom DJ-Pult, Cocktailshaker fliegen hinter der Bar durch die Luft, Gespräche kämpfen gegen die laute Musik an, hier und da hört man ein lautes „Prost“ und auf der Tanzfläche herrscht bis zu den Morgenstunden ein reges Treiben: beinahe wieder Normalität in der Donaueschinger Diskothek Okay – als habe es nie etwas anderes gegeben. Nur die Masken am Eingang sowie die 3G-Kontrolle erinnern wie Reliquien an die kräftezehrende Corona-Zeit. Es wirkt so, als ob die Besucher die langen Monate ohne Tanzen und Feiern wieder aufholen möchten und auf den ersten Blick haben sie es nicht verlernt.
Yamuna Merz war nach der Öffnung bereits drei Mal in der Diskothek. „Wir freuen uns sehr, dass wir Feiern gehen dürfen.“ Auch sei die Stimmung im „Okay“ gut gewesen. „Das Feiern war fast wie vor Corona“, sagt sie. Man merke, wie sehr die Jugend das Feiern vermisst habe, sagt sie. „Wir sind in Feierlaune.“
Unglaublich und komisch
„Es ist sehr cool, wieder auszugehen“, sagt Luzia Rothweiler. Sie freut sich, dass sie wieder mit Freunden unterwegs sein darf. „Da ist endlich wieder gute Laune da.“ Allerdings sei das Gefühl, wieder in einem Tanzlokal zu sein, fast noch etwas surreal und komisch. „Ich konnte es anfangs nicht glauben“, sagt sie. In der Diskothek habe sich wenig verändert. „Es war fast wie früher.“ Dem stimmt auch Schwester Anne zu: „Die Party war ganz cool.“ Auf der Tanzfläche sei viel losgewesen und sie habe viele bekannte Gesichter gesehen.
„Ich finde es schön, dass die Clubs wieder auf haben“, sagt Patrick Schacherer. Denn die anderthalb Jahre seien recht trostlos gewesen. Zwar habe sich Schacherer durch seine Arbeit im Rettungsdienst gut ablenkt. „Doch die Abwechslung hat gefehlt.“ Man könne man Zeit nicht nachholen und sie werde immer fehlen, aber Schacherer freut sich über etwas Normalität.

„Ich hab das Feiern vermisst“, sagt Elias Scheid. Der 18-Jährige sei davor erst einmal in der Diskothek gewesen. „Davor war es ja nicht möglich“, sagt er. Doch jetzt wolle er die vergangenen zwölf Monate nachholen. „Es ist schon schade, dass uns die Zeit geraubt wurde.“ Doch zum Glück gebe es jetzt wieder die Möglichkeit, schließlich sei man nur einmal jung.
Auch Erik Reichmann freut sich wieder über die Disko-Öffnungen. „Das ist ein ganz anderes Lebensgefühl“, sagt er. Zwar habe er versucht, aus der Zwangspause das Beste zu machen und positiv mit der Situation umzugehen, „doch es hat wirklich gefehlt“.
Zwangspause genutzt
„Es ist schön, dass wir wieder aufmachen können“, sagt Betreiber Ralf Bürger. Nach 18 Monaten Zwangspause freut er sich, dass der Betrieb wieder anläuft. Die Zeit habe er sinnvoll und innovativ genutzt, indem Bürger ein neues Kassensystem eingeführt sowie einige kleinere Renovierungen vorgenommen hat.
Doch es habe aufgrund der kurzfristigen Entscheidungen der Regierung nur wenig Vorbereitungszeit gegeben. „Die Vorordnungen kommen beinahe von heute auf morgen“, sagt er. Dabei sei es nicht einfach, den Betreib so schnell wieder hochzufahren. Doch seine elf Festangestellten und über 40 Aushilfen, freuen sich die Kurzarbeit hinter sich zu lassen. „Das Team funktioniert wieder“, sagt er.
Doch auch bei den Besuchern sei die Grundstimmung großartig: „bei unseren Gästen herrscht Euphorie.“ Um die 800 Menschen dürfen aktuell in die Donaueschinger Diskothek. „Wir haben mit einem deutlich höheren Andrang gerechnet“, sagt Bürger. Doch es habe bereits viele erfreuliche Abende gegeben. Dabei ist das junge Publikum zahlenmäßig stärker als die ältere Generation vertreten. „Das wird sich aber wieder einpendeln und aufbauen.“ Bürger könne sich vorstellen, dass die Älteren erst mal vorsichtiger sind.

Doch die Gäste würden sich problemlos an die Regeln halten. „Da kommt es zu keiner Konfrontation, sagt er.“ Durch die Verordnung könne auf der Tanzfläche und an der Bar ohne Maske gefeiert werden. Bürger habe sich ans Corona-Prozedere – wie auch die Masken – gewöhnt. Zwar bringe die Öffnung wieder mehr Normalität, „doch es ist nicht so, als hätte es Corona nie gegeben“, sagt er.
Angst vor Sozialen Medien unbegründet
„Das jüngere Publikum kann immer noch richtig feiern“, sagt er. „Wir hatten schon Angst, dass die Sozialen Medien und das Internet uns die Jugend klauen“, sagt Bürger. Denn in Corona habe es auch Feste vor dem Bildschirm in den eigenen vier Wänden gegeben. Daher sei es schön zu sehen, dass Gemeinschaft und Stimmung auch im realen Leben noch funktionieren.