Oberes Bregtal Vor 80 Jahren erreichte der Schrecken des Krieges das bis dahin relativ ungeschorene obere Bregtal. Gefallene und Vermisste sowie eine schlechte Versorgung mit Lebensmitteln hatten die Einwohner schon vorher ertragen müssen. Zum Kriegsende gerieten der Schwarzwald und die Baar ins Visier der französischen Luftstreitkräfte, die für diesen Frontabschnitt zuständig waren und mit englischen und amerikanischen Flugzeugen ausgestattet waren.
Um die deutschen Truppenbewegungen zu erschweren und den Nachschub abzuschneiden, wurden besonders die Bahnhöfe wie zum Beispiel Freiburg und Donaueschingen angegriffen und wichtige Bauwerke wie die Ravennabrücke bombardiert und im Tiefflug vor allem Lokomotiven und Lastkraftwagen beschossen. Dabei gab es viele Opfer unter der Zivilbevölkerung.
Am 20. April 1945 setzte ein französischer Tiefflieger den Altenvogtshof (Gasthaus Rößle) und die Kirche in Neukirch in Brand. Die Franzosen überquerten den Rhein Ende März bei Speyer, am 16. April bei Kehl, drangen dann nach Süden vor und erreichten auch das heutige Gebiet des Schwarzwald-Baar-Kreises.
Es gibt nur noch wenige Zeitzeugen, die sich an die Ereignisse vor 80 Jahren erinnern. Josef Rombach war damals zwölf Jahre alt und wohnte mit seiner Mutter und seinen jüngeren Geschwistern im Neukircher Forsthaus, sein Vater war beim Militär. Wehrmachtssoldaten, Fahrzeuge und Gespanne schoben sich durch das enge Hexenloch Richtung Osten.
Josef Rombach war Zeuge, wie eine Gruppe Soldaten in Zugstärke sich vor seinem Elternhaus auflöste. Ein Unteroffizier ließ seine Männer in Linie stillstehen, lobte ihren bisherigen Einsatz, sagte dann aber, dass jeder nun auf sich allein gestellt sei. Des öfteren, so Josef Rombach, klopften einzelne Soldaten an der Haustüre und erbaten sich etwas zu essen und Zivilkleidung, um sich in die Heimat durchzuschlagen.
Spannend war für die Forsthauskinder, Luftkämpfe am Himmel zu beobachten. Einmal stürzte ein deutscher Jagdflieger unweit des Hexenlochs ab, und Josef, seine Geschwister und die Nachbarskinder eilten zur Absturzstelle. Josef Rombach kann sich noch genau an den toten Piloten erinnern, der kopfüber aus der Kabine hing.
Im Wagnerstal, einem Seitental des Hexenlochs, hatten sich derweil sechs Männer, deren Herkunft bis heute unklar ist, in der Jagdhütte des Nähseiden-Fabrikanten Gütermann versteckt und wollten sich von den französischen Truppen überrollen lassen, um nachher als Partisanen die Besatzer zu bekämpfen. Sie wurden jedoch von den französischen Truppen entdeckt, die die Blockhütte am 29. April 1945 in Brand schossen und alle töteten. Die französischen Truppen – in der Mehrzahl berittene Kavallerie aus den französischen Kolonien in Nordafrika – hatten am 25. April Gütenbach erreicht. Weil die Straße nach Simonswald gesprengt wurde, um die Franzosen aufzuhalten, wurde als Strafe Gütenbach zur Plünderung freigegeben, und die Haustüren durften auch nachts nicht abgeschlossen werden.
In Furtwangen wollte der Ortskommandant Major Schneider den Ort mit allen Mitteln verteidigen, was wohl die völlige Zerstörung Furtwangens bedeutet hätte. Besonnenen Soldaten und mutigen Bürgern aus der Stadt gelang es jedoch, den Major von seinem Vorhaben abzubringen, und so konnte der Ort am 25. April den einrückenden Franzosen kampflos übergeben werden.
Zwar war für das obere Bregtal damit der Krieg zu Ende, aber friedliche Zeiten waren noch nicht angebrochen. Marodierende Soldaten und Zwangsarbeiter, die sich für ihre Behandlung an den Deutschen rächten, trieben ihr Unwesen, auch die Versorgungslage mit Lebensmitteln war schlecht. Es sollte Zeit vergehen, bis eine Zivilverwaltung eingerichtet war und der Wiederaufbau beginnen konnte.