Hartmut Ketterer

Die halbe Stadt Vöhrenbach und die halbe Burg wechseln den Besitzer. Diese Zeilen klingen mehr nach einem Aprilscherz – ist aber tatsächlich passiert, allerdings schon im Jahre 1435.

Erbaut 1275 bis 1350

Mit Burg ist die Burg Neufürstenberg gemeint, die damals auch das Amt Neufürstenberg beheimatete. Zu diesem Amt gehörten neben Vöhrenbach auch die Gemeinden Schönenbach, Langenbach und Urach. Gebaut wurde die Burg vermutlich von den Fürstenbergern in den Jahren 1275 bis 1350. Urkundlich erstmals erwähnt ist Neufürstenberg im Jahre 1381.

Die Schießscharte neben der mächtigen Schildmauer der Ruine Neufürstenberg erscheint nach der Sanierung im helleren Licht.
Die Schießscharte neben der mächtigen Schildmauer der Ruine Neufürstenberg erscheint nach der Sanierung im helleren Licht. | Bild: Hartmut Ketterer

Der Eingangs erwähnte Besitzerwechsel sowie die Geschichte der Burg hat Roland Weis ausführlich, reich bebildert und mit interessanten Rekonstruktionen in seinem im letzten Jahr erschienenen Buch „Burgen im Hochschwarzwald“ geschildert. Natürlich befasst sich Weis auch mit den benachbarten Burgen Zindelstein, Kirnburg am Kirnbergsee und Warenburg bei Villingen.

Verbindung nach Freiburg musste geschützt werden

Über Neufürstenberg liest man im Buch unter anderem Folgendes: Graf Egon zu Fürstenberg vermachte 1435 die halbe Burg und die halbe Stadt Vöhrenbach samt Zoll seinem Vetter Graf Heinrich. Die Aufgabe war die neue Straße, die den Breisgau mit der Baar verband, zu schützen. Dafür mussten die Benutzer der Straße, also Fußgänger, Reiter oder Händler mit Karren, Zoll bezahlen. In Hammereisenbach residierten die Fürstenberger aber selbst nicht, sondern setzten Burgvögte ein. Der erste urkundlich erwähnte Burgvogt war 1414 der „getreue“ Hans Hefinger. Um 1480 ist ein Hans von Reckenbach genannt, 1514 hießt der Burgvogt Junker Heinrich von Buch, der wohl dem Reiselfinger Rittergeschlecht von Buch entstammte.

Zur Kreditsicherung verpfändet

Festgehalten ist, dass 1405 die Burg an den Markgrafen von Baden zur Sicherung eines Kredits verpfändet wurde. Als Lehen kam Neufürstenberg dann an Graf Egon zu Fürstenberg zurück. Des Weiteren verpfändete man die Burg an Hans von Hornberg, der damit auch das lebenslange Recht auf Aufenthalt in der Burg besaß.

Der gemauerte Sturz der Ruine nach der Sanierung.
Der gemauerte Sturz der Ruine nach der Sanierung. | Bild: Hartmut Ketterer

Heute gehört die Burgruine dem Land Baden Württemberg. Dem Landesbetrieb Vermögen und Bau, der sich um alle Leistungen rund um die Immobilien des Landes kümmert, ist ist auch die umfassende Sanierung im vergangenen Jahr zu verdanken. Schon von Weitem bemerkt man jetzt die wesentlich helleren Mauern, besonders natürlich die über 20 Meter hohe Schildmauer. Doch auch Details der Ruine sind jetzt wieder besser zu sehen. Durch die Sanierung kommt der gemauerte Sturz an der Nordseite, die einzige noch vorhandene Schießscharte an der Südseite und andere Bauabschnitte eindrucksvoller zu Geltung.

Auch die vor der Sanierung fast mit Moos völlig überzogene Steinfangmauer, gibt der Ruine ein ganz anderes Aussehen. Dieses Bauwerk gehörte jedoch nicht zum ursprünglichen Burgbestand. Erst im Jahre 1894 entstand dies Mauer. Sie musste gebaut werden, da immer wieder Steine von der Ruine in den Hang und die darunter befindliche Straße stürzten. Auch die Schildmauer wurde aus Sicherheitsgründen einige Meter abgetragen.

Heute ist die Ruine als kulturhistorisches Baudenkmal eingestuft und macht nach der Sanierung eine gute Figur. Und das nach immerhin 495 Jahren seit der Zerstörung. Am 8. Mai 1525 wurde Neufürstenberg vom Klettgauer Haufen unter der Führung von Hans Müller von Bulgenbach im Bauernkrieg niedergebrannt.

So geht‘s zur Besichtigung

Wer die Ruine besichtigen will, der erreicht sie gut von der Ortsmitte, oder über einen kleinen, steileren Pfad an der Nordseite vom Bregtalwanderweg aus. Diesen Weg nahm kürzlich auch ein Besucher aus St. Georgen. „Eigentlich kenne ich die Ruine nur vom Vorbeifahren“, sagte der Gast „und jetzt will ich die Mauern endlich mal von nahem anschauen“. Er wurde nicht enttäuscht. Vor allem die stattliche Schildmauer beeindruckte und nebenbei gibt es einen herrlichen Blick auf das Bregtal und den Ort Hammereisenbach.

In den Burghof kommt man allerdings nur über einen schmalen Pfad. Mit gutem Schuhwerk und entsprechender Vorsicht geht das aber. Ein Ausbau des Pfades ist seitens des Landes derzeit nicht vorgesehen, wie Forstamtsmitarbeiter Johannes von Stemm auf Nachfrage sagte.

Zusätzliche Geländer, Treppen, Absturzsicherungen und so weiter und Kontrollgänge wären mit einem erheblichen Aufwand verbunden. Auch die personelle Ausstattung gebe das nicht her. Wer also die Ruine besichtigen will, geht auf eigene Gefahr.