Furtwangen Ein stolzes „Super! Weiter so“ oder ein ehrlich gemeintes „Macht nichts – gib nicht auf!“, wenn der Ball nicht im Tor landet, machen Kerstin Waldvogel aus Neukirch zu einer besonderen Trainerin. Die Sportbegeisterte trainiert in dem 640-Einwohner-Dorf mehrere Mannschaften der Sportfreunde Neukirch. Nun wird ihr Engagement geehrt. Sie wurde von der württembergischen Sportjugend beim landesweiten Ehrenamtswettbewerb zu einem der „Top Zehn Vorbilder“ des Jahres 2024 gewählt. Was die Neukircherin zu einer besonderen Trainerin macht, berichten Vorbild-Patin Christine Dorer, die sie zu dem Wettbewerb anmeldete, und Kerstin Waldvogel selbst.

Man muss kein Vereinsmitglied sein, um zu sehen, dass Waldvogel ihre Tätigkeit als Trainerin und Jugendleiterin am Herzen liegt – es reicht, einmal in ein Training reinzuschnuppern. Und davon leitet sie einige. Ihre Vorbild-Patin berichtet in einem Schreiben über ihre Tätigkeiten, dass Waldvogel den Jugendspielbetrieb der rund 100 aktiven Kinder des Neukircher Sportvereins in acht Mannschaften organisiert. Darüber hinaus leitet sie das Eltern-Kind-Turnen, plant verschiedene Aktivitäten wie die jährliche Familienfackelwanderung, eine Halloween-Party für Kinder oder eine Mini-WM während des Sportfests. Außerdem stellt sie Ausflüge auf die Beine, etwa wenn die Kinder als Einlauf-Kids der SC-Freiburg-Frauen einen besonderen Moment erleben.

Selbst ist Waldvogel auch Mitglied und spielt in der Mannschaft der Alten Herren und Alten Damen mit. „Wobei die Mannschaft besser Ü 35 heißen würde – in Wirklichkeit spielen dort viele Mitglieder ab einem Alter von 35 Jahren mit“, erzählt die 46-Jährige schmunzelnd.

Das Vorbild erklärt, dass sie seit dem 16. Lebensjahr Fußball spielt. Ihr sei vor allem wichtig, zu zeigen, dass Fußball auch ein Mädchensport ist. „Ich möchte junge Mädchen dazu ermutigen, Fußball zu spielen“, fügt sie hinzu. Zurzeit spielen die jungen Fußballerinnen entweder in den Jungenmannschaften mit oder kommen alle zwei Wochen zu einem Mädchentraining. Warum ihr gerade Fußball so wichtig ist, beantwortet sie so: „Neukirch ist Fußball. Und familiär. Und dadurch ist der Verein Familie für mich.“ Das spiegelt sich auch in ihrer Familie – zwei ihrer drei Kinder sind in ihre Fußstapfen getreten und trainieren seit mehreren Jahren Jugendmannschaften. Trotzdem sind der Sport und der Verein eher ein Ausgleich, sagt die Trainerin, denn hauptberuflich besitzen Waldvogel und ihr Mann eine Metzgerei in Neukirch.

Dass Waldvogel mal eines der zehn Vorbilder des Jahres in Baden-Württemberg werden würde, hätte sie nie gedacht. Anmelden musste sie eine Patin. Im Prinzip kann das jedes Mitglied eines Vereins sein, das der Meinung ist, dass der Trainer oder die Trainerin ein außerordentlich großes Engagement zeigt. Und in diesem Fall übernahm Christine Dorer diese Rolle. „Kerstin hat selbst drei Kinder und engagiert sich so für andere – da war mir klar, sie hätte das Zeug dazu, Vorbild des Jahres zu werden“, berichtet Dorer überzeugt. 238 Bewerbungen von Trainern für Kinder- und Jugendsport wurden in der Winterzeit bei dem Wettbewerb „Vorbilder des Jahres“ eingereicht. Der Pate hat die Aufgabe, einen Bericht über die herausstechenden Tätigkeiten der Person zu schreiben. „Es geht darum, das Engagement sichtbar zu machen; anzuerkennen, wie viel die Person macht.“ Außerdem gewinnen die finalen zehn Vorbilder ein Preisgeld von 1000 Euro.

Zunächst landete Waldvogel unter den besten 30, kurz danach erfuhr sie, dass sie es unter die Top Zehn schaffte. Am Dienstag, 6. Mai, geht es für sie nach Stuttgart, dort findet die Ehrung im Gebäude des Sparkassenverbands, der den Wettbewerb unterstützt, statt. Waldvogel reist an dem Tag mit einem gemieteten Bus an – zusammen mit ihrer Familie, dem ehemaligen Jugendvorstand und Furtwangens Bürgermeister Josef Herdner.