Furtwangen – Im Bereich Linacher Höhe sind drei Windkraftanlagen geplant. Diese Anlagen sollen Strom für 25.000 Menschen liefern. Doch die Pläne stoßen auch auf Bedenken. So weist der Schönenbacher Ortschaftsrat Arnold Hettich auf angebliche Risiken durch Abrieb oder einen Brand hin. Dabei werden vor allem zwei Stoffe erwähnt, Carbon-Fasern und Bisphenol A, die gesundheitlich bedenklich seien. Der SÜDKURIER hat nachgefragt.
Der Energiedienstleister Badenova ist mit seiner Tochtergesellschaft Badenova Wärmeplus als Projektentwickler bei dem Vorhaben auf der Linacher Höhe involviert und hat vielfältige Erfahrung im Bereich der Windkraftnutzung. Pressesprecher Daniel Feld meint vorneweg: „Als Energieversorger treibt Badenova die Energiewende auf allen Ebenen aktiv voran. Dabei haben wir das Allgemeinwohl stets im Blick – unsere kommunale Trägerschaft verpflichtet uns dazu. Alle Sicherheitsaspekte werden berücksichtigt, und wir befinden uns mit der verwendeten Technologie auf der Höhe der Zeit. Vor Ort darf man die Energiewende aber auch gerne wollen.“
Der Brand einer Windkraftanlage sei „sehr selten“, so Feld. Bei über 28.600 Anlagen an Land in Deutschland komme es laut Bundesverband Windenergie im Jahr zu sechs bis sieben Unfällen. „Das Risiko für einen Brand oder eine Havarie ist damit an sich schon sehr gering“, betont Feld. Die Bundeswehr etwa sehe in ihrer diesbezüglichen Broschüre einen Gefahrenbereich von 50 Metern und einen Absperrbereich von 100 Metern um die Brandstelle vor.
Besonders zu den Carbonfasern (CFK), die im Brandfall frei werden können, zitiert Feld aus der Broschüre: „Von einer Faserexposition ist bei einem Aufenthalt ohne persönliche Schutz-Ausrüstung in einem Abstand von weniger als 20 Metern von abgebrannten CFK auszugehen.“ Eine Gefährdung von Anwohnern sei folglich ausgeschlossen, schlussfolgert Feld. Bei Fasern, die keinen Temperaturen über 650 Grad ausgesetzt seien, „ist von keiner Gefahr durch Faserfreisetzung auszugehen“.
Bisphenol A (BPA) wird laut Feld in der Produktion von Windkraftanlagen als Ausgangsstoff für Epoxidharz verwendet. „Das BPA wird also in der Herstellung nahezu vollkommen verbraucht und ist im fertigen Rotorblatt nach der chemischen Reaktion und Aushärtung als Einzelmoleküle nicht mehr relevant vorhanden.“ Die aus BPA hergestellten Epoxidharze fänden unter anderen auch in Lebensmittelverpackungen Anwendung. Über die Gefahren von BPA informiert das Bundesinstitut für Risikobewertung: Auf deren Webseite ist zu lesen: „Der Stoff hat eine geringe akute Giftigkeit. Allerdings wird er im Tierversuch bei langfristiger Aufnahme (Exposition) mit einer Reihe von Effekten in Zusammenhang gebracht. Die Frage, ob und inwieweit Bisphenol A die menschliche Gesundheit beeinträchtigt, wird seit Jahren wissenschaftlich diskutiert und ist bislang nicht abschließend geklärt.“ Feld fügt hinzu: „Es sind uns keine Untersuchungen bekannt, die erhöhte Werte von BPA im Wasser oder Boden in der Nähe von Windenergieanlagen festgestellt haben. Dies gilt auch für Carbonfasern.“
In den Quellen, auf die Ortschaftsratsmitglied Hettich hinweist, wird auch eine Gefahr durch den Abrieb von Windkraftanlagen und insbesondere deren Rotorblätter erwähnt. So heißt es in dem Beitrag in „Frag den Staat“: „Studien aus den Niederlanden zufolge werden bereits während der Nutzung der Anlagen durch Verschleiß jährlich Dutzende Kilogramm Mikroplastik als Splitter und Feinstäube hunderte Meter hoch in die Atmosphäre gewirbelt, um teils in großer Entfernung auf den Boden oder in die Meere abzusinken.“ Badenova-Pressesprecher Feld geht bei 28 600 Windkraftanlagen in Deutschland von einem Abrieb von 78,4 Tonnen im Jahr aus. Er vergleicht diese Zahl mit dem Abrieb von Reifen, der bei 102.090 Tonnen liegt, und dem von Schuhsohlen, der bei 9047 Tonnen im Jahr liege, also deutlich höher als bei den Windkraftanlagen. Als Quelle nennt er den Faktencheck vom Bundesverband Windenergie.
Außerdem hätten sich die Werkstoffe von Windkraftanlagen in den vergangenen 20 Jahren „erheblich entwickelt, und der Abrieb ist bei modernen Anlagen trotz deutlich größerer Rotoren geringer“. Und weiter schreibt Feld: „Zentral ist eine gute Betriebsführung bei den Windkraftanlagen, da ordnungsgemäße Wartung und eine laufende Überwachung der Anlagen die Brandgefahr noch weiter senken und mögliche Erosionsschäden frühzeitig ausgebessert werden, bevor der Schaden sich ausweitet. Dies ist durch unser sehr erfahrenes Team in Freiburg sichergestellt“, so der Badenova-Sprecher.