Unterschiedlicher könnten die beiden Kandidaten nicht sein. Auf der einen Seite Thomas Braun. „Brauni„, den in Geisingen wohl jeder kennt. In Karo-Hemd, Weste und Turnschuhen. Gewinner des Musikwettbewerbs Närrischer-Ohrwurm und auch sonst für die eine oder andere ausgefallene Aktion bekannt, wie beispielsweise seinen „Feierbus“ oder den zum Tretmobil umgebauten Trabi, mit dem er nach Berlin strampelte, um Spenden für Multiple Sklerose Erkrankte zu sammeln. Der Geisinger, der schwätzt, wie ihm der Schnabel gewachsen ist, und das auch bei der offiziellen Kandidatenvorstellung.
Auf der anderen Seite Martin Numberger: Jurist mit Verwaltungserfahrung aus dem Tuttlinger Landratsamt und kommunalpolitisch schon früh von der eigenen Familie geprägt worden. Aktuell wohnt er in Überlingen, aber ist bereit, im Falle einer Wahl nach Geisingen zu ziehen. 36 Jahre, im Anzug, mit schwarzen Schuhen und Krawatte. Geschliffene Rede – auch wenn am Ende die Zeit dann doch ziemlich knapp wird.
Respekt haben beide verdient: Denn es bedeutet schon etwas, sich für ein Bürgermeisteramt zu bewerben und sich mit Herzblut und Lust den Herausforderungen widmen zu wollen, die die Tätigkeit mit sich bringt. Und beide haben sich zur Kandidatur entschieden, als der Amtsinhaber noch im Rennen war. Den einen oder anderen Interessierten hat das abgeschreckt. Ist das Risiko in einem solchen Falle doch groß – schließlich gehen viele noch davon aus, dass der Amtsinhaber einen gewissen Bonus hat. Doch diese Zeiten sind längst vorbei. Landauf, landab mehren sich die Fälle, in denen Amtsinhaber abgewählt werden. Die Bürger akzeptieren längst nicht mehr alles, und machen von ihrem Recht gebrauch: Bürgermeister ist man schließlich nicht auf Lebenszeit. Das haben beide Kandidaten erkannt, der eine, weil er Geisingen kennt und zeigen wollte, dass es eine Alternative gibt, der andere, weil es ihm ausreichend geschildert wurde.
Doch bei allen Unterschieden, die die beiden Kandidaten für das Geisinger Bürgermeisteramt auf der Bühne des Hans-Sorg-Saals vor rund 800 Bürgern präsentieren, haben sie doch eine Gemeinsamkeit. Beide haben erkannt, was den Geisingern die vergangenen Jahren gefehlt hat und was sie sich nach der Walter-Hengstler-Zeit wünschen: Ein Bürgermeister, der für sie greifbar ist. Der mit ihnen spricht, mit ihnen in den Dialog tritt, der für sie da ist.
Die Betonung des Wir-Gefühls und die Bedeutung der Bürger hat an diesem Abend Hochkonjunktur. Während Numberger „gemeinsam nach Stuttgart„ gehen will, wenn es nicht endlich mit dem A 81-Lärmschutz klappt, betont Braun: „Wir müssen alle zusammenhalten.“ Bürgerversammlungen und Sprechstunden des Bürgermeisters sind natürlich mit einbegriffen. Denn ohne die Bürger geht es eben nicht.