Geisingen Eine unglückliche Wortwahl in Verbindung mit einem vermeintlich kritischen Unterton kann zu erhitzten Gemütern führen. Dann artet ein im Grunde einfacher Sachverhalt zu einer emotional aufgeladenen verbalen Auseinandersetzung aus. Solche Situationen kommen im Privat- und Berufsleben vor – und können sich auch, wie bei der jüngsten Sitzung des Geisinger Gemeinderats, in der Kommunalpolitik die Bahn brechen.

Was war los bei der Tagung des Stadtparlaments? Eigentlich war der Gemeinderat aufgerufen, auf der Basis von Ausschreibungen über drei Arbeitsvergaben im Zusammenhang mit der Sanierung, Modernisierung und Erweiterung des Kindergartens Alte Gerbe zu befinden. Die Angebote waren geprüft, die günstigsten Bieter standen fest – üblicherweise vespert der Gemeinderat derartig gesicherte Auftragsvergaben in Minutenschnelle ab.

Nicht so in diesem Fall. Bereits als mit dem Thema Elektroinstallation die erste Auftragsvergabe aufgerufen wurde, meldete sich CDU-Stadtrat Henrik Ball zu Wort: Gerade mit Blick auf das Großprojekt Alte Gerbe erwarte er von der Stadtverwaltung, zunächst umfassend und verlässlich über anstehende Arbeiten informiert zu werden, bevor er sich in der Lage sehe, über dieses und alle weiteren Arbeitspakete verantwortungsvoll zu entscheiden, richtete sich Ball an Bürgermeister Martin Numberger. Darauf habe er, so Henrik Ball weiter, schon mehrfach gedrängt, passiert sei leider nichts. Die Stadtverwaltung habe nichts getan, um dieses Informationsdefizit zu beheben. Er sei sich zudem ziemlich sicher, dass es nicht nur ihm so gehe, sondern ein Großteil des Gemeinderats seinen Standpunkt teile. Derweil rang Bürgermeister Numberger sichtlich um Fassung. Stadtrat Ball wolle offenbar bis in die tiefsten Tiefen eines jeden Arbeitspakets vordringen und darüber entscheiden, „welches Brandmelder-Modell wo angebracht wird und welche Kabelverbindungen wie und wo verlegt werden sollen“. Das sei zwar äußerst ungewöhnlich, ließe sich aber, wenn der Gemeinderat das tatsächlich so wünsche und entsprechend entscheide, einrichten, meinte der Bürgermeister. Dann müsse allerdings damit gerechnet werden, dass der durchaus ehrgeizige Zeitplan für die Sanierung der Alten Gerbe erheblich ins Wanken komme.

Das Geplänkel – oder besser: das Aneinandervorbeireden – zwischen Ball und Numberger wogte noch einige Zeit hin und her, bevor sich der Bürgermeister kurz zurückzog, um mit dem Planungsbüro Rücksprache zu halten. „Ich schlage vor, heute lediglich über die Vergabe der Elektroinstallation zu entscheiden und die Vergabe der beiden anderen Arbeitspakete zu vertagen. Ein Zeitverzug entsteht dadurch laut Planungsbüro noch nicht“, stellte der Bürgermeister einen Antrag, dem der Gemeinderat schließlich zustimmte.

Zuvor hatten die Fraktionssprecher Andreas Heidel (Aktive Bürger), Christoph Moriz (CDU) und Paul Haug (FW/FDP) die teils hitzige Diskussion wieder auf eine sachliche Ebene heruntergekühlt. Es gehe nicht darum, „über die letzte Schraube zu entscheiden“, sondern den Gemeinderat seitens der Stadtverwaltung regelmäßig und kompakt gehalten über den Stand der laufenden Arbeiten zu unterrichten. Das bestätigte letztlich auch Henrik Ball. Und damit kann offenbar auch Bürgermeister Martin Numberger leben, der zumindest äußerlich seine Fassung wiedererlangt hatte.