Eigentlich ist die Entscheidung schon gefallen. Mehrheitlich haben sich die Hüfinger Stadträte in der vergangenen Woche dafür ausgesprochen, dass neben dem Neubau an der Lucian-Reich-Schule im Bestand erst einmal nur die Aula saniert werden soll. Das Dach und die westliche Fassade des Gebäudes, in dem aktuell auch die Verwaltung der Schule untergebracht ist, sollen erst zu einem späteren Zeitpunkt in Angriff genommen werden.

Doch die SPD-Fraktion ist mit dieser Entscheidung überhaupt nicht zufrieden: Die Hüfinger Lucian-Reich-Schule sei für die SPD-Fraktion seit Jahren eines der wichtigsten kommunalpolitischen Themen. „Wir haben uns in der Vergangenheit immer intensiv für die Weiterentwicklung einer hochwertigen Bildungsstätte in unserer Stadt eingesetzt. Das wollen und werden wir auch in Zukunft tun, auch wenn es inzwischen etwas schwerer geworden ist“, sagt die SPD-Fraktionssprecher Kerstin Skodell. Gute Bildungseinrichtungen hält sie für die Lebensadern einer Kommune.

Nach dem Willen der SPD Fraktion sollten jetzt Nägel mit Köpfen gemacht werden und mit einer optionalen Baumaßnahme in einem Zug, sowohl das Dach der Aula, als auch der Westbestandsbau komplett mit Dach und Fassade für die neuen und künftigen Anforderungen saniert werden. Aus Sicht der SPD-Fraktion macht es keinen Sinn, jetzt wieder nur das Nötigste zu sanieren, um in ein paar Jahren nochmals eine neue Baustelle einzurichten, mit allen damit verbundenen Belastungen für den Schulalltag. Auch in den weiteren Jahren sei mit einer Überhitzung der Baukonjunktur zu rechnen und somit mit überproportional steigenden Preisen.

Eine Gesamtlösung hätte auch die Vorteile nur einer einzigen Baustelleneinrichtung, mit nur einem gebündelten Bauablauf und den damit verbundenen Synergieeffekten gehabt. Dafür sind im Moment durch das Förderprogramm des Bundes und der Länder zur Schulsanierung Zuschüsse in Höhe von 50 Prozent zu erwarten. „Wer weiß, ob es solche Zuschüsse in ein paar Jahren auch noch gibt“, teilt die SPD mit.

Der SPD-Fraktion sei wichtig, eine einmalige optimale abschließende Lösung umzusetzen, auch damit endlich ein Strich unter die Dauerbaustelle Lucian-Reich-Schule gemacht werden kann. „Die Schule ist uns wichtig“, betont die Fraktionsvorsitzende Kerstin Skodell. „Gerade weil hier über die Lebenschancen entschieden wird und weil dies auch die Wertschätzung gegenüber den Schülern und den Lehrern ausdrückt.“ Sigmund Vögtle sagt dazu: „Unsere Gemeinschaftsschule ist für die Größe von Hüfingen zudem ein nicht zu unterschätzender Standortvorteil.“ Leider hätte es für die komplette Sanierung des Westbestandbaus im Gemeinderat keine Mehrheit gegeben, weil die CDU geschlossen nur für die minimalste Sanierung mit dem Dach der Aula gestimmt hat.

„Man fragt sich, ob hier der ideologische Grabenkampf gegen die Gemeinschaftsschule im Untergrund immer noch schwelgt“, mutmaßt SPD-Stadtrat Sigmund Vögtle und fügt hinzu: „oder ob manche den Wert und die Bedeutung von Bildung in unserer Gesellschaft immer noch nicht klar erkannt haben?“

Ganz anders sieht das CDU-Fraktionssprecher Franz Albert: „Wir haben uns für eine Gemeinschaftsschule entschieden. Wir haben sie zu keinem Zeitpunkt infrage gestellt und wir werden auch keinen Rückzieher machen“, stellt Albert deutlich klar. Den Vorwurf eines „ideologischen Grabenkampfes“ weist er weit zurück. Für solche Vorwürfe gebe es keine Grundlage, noch wäre es ein „guter politischer Stil“. Und schließlich ginge es bei der Entscheidung noch nicht einmal um das pädagogische Konzept der Schule. „Wir haben in der letzten Zeit so viel Geld in die Schule gesteckt“, erklärt der CDU-Fraktionssprecher.

Der Blick auf die Finanzen der Stadt zeigt: Aktuell wird ein Neubau für 12,3 Millionen Euro geplant. Für die Aula sind es 685 000 Euro und noch einmal 150 000 Euro kommen für die Sportanlagen hinzu. Und im Hüfinger Haushalt sind die Investitionen in den vergangenen Jahren zusammengefasst: „Für die Erweiterung zur Ganztagsschule, Mensa, energetische Maßnahmen und andere Maßnahmen an der Lucian-Reich-Schule wurden im Zeitraum 2004 bis 2016 rund zwölf Millionen verausgabt“, steht dort geschrieben.

„Wir sind bei dem Neubau mit sechs Millionen Euro gestartet und nun bei zwölf Millionen Euro“, erklärt Albert. Und auch die Aula, die ursprünglich bei 575 000 Euro lag, soll mittlerweile durch die genaueren Berechnungen 685 000 Euro kosten. „Irgendwann ist das für die Bevölkerung auch nicht mehr nachvollziehbar“, so Albert. Schließlich gebe es in der Stadt und auch in den Ortsteilen noch andere Projekte, die ebenfalls finanziert werden müssen.

Und nach allem, was in den vergangenen Jahren an der Schule gemacht worden sei, müsste man den Nachfolgern ja auch noch Arbeit überlassen: „Früher hat man ein Schulhaus für 100 Jahre gebaut, mittlerweile ist das so schnelllebig geworden. Wir haben auch schon preisgekrönte Pavillons nach nur 40 Jahren abgerissen“, erklärt Albert. Und wer wüsste, was die Schule in 20 oder 30 Jahren braucht. Für die Sanierung des Daches und der Westfassade gebe es momentan keine Veranlassung. „Weder aus pädagogischer Sicht noch aus irgendeinem anderen Grund.“

Die Lucian-Reich-Schule ist seit Jahren eine Dauerbaustelle. Als Nächstes stehen der Abriss des Querbaus und die Errichtung eines Neubaus an dieser Stelle an. Doch es geht auch um das westliche Bestandsgebäude.

  • Die Vorgeschichte: Mit dem geplanten Neubau, der den Querbau ersetzten soll, braucht die Schule gerade während der Übergangszeit Platz, um auch alle Klassen unterbringen zu können. Deshalb sollten im westlichen Gebäude in der Aula Lerninseln entstehen. Doch ganz so einfach ist die ursprünglich angedachte Lösung nicht: Denn sowohl der Brandschutz als auch die klimatischen Bedingungen lassen es nicht zu, dass in der Aula einfach Lernzonen eingerichtet und dort Schüler unterrichtet werden. Bei den Untersuchungen hat das Planungsbüro festgestellt, dass es an dem Bestandsgebäude wesentlich mehr zu machen gebe, als ursprünglich geplant.
  • Die Varianten: Drei Pakete standen für die Gemeinderäte zur Auswahl: Aula, Dach und Westfassade. Für die Sanierung der Aula hatten sich die Stadträte bereits im Januar ausgesprochen. Hier ist mit 685 000 Euro zu rechnen, um die Aula überhaupt für den langfristigen Aufenthalt für die Schüler umzubauen. Bei der großen Lösung würden auch das Dach und die Westfassade saniert. Mit der Westfassade mit 467 000 Euro und dem Dach mit 209 000 Euro würden bei der großen Lösung nochmals Kosten in Höhe von 1,4 Millionen Euro hinzukommen.
  • So wurde abgestimmt: Selten war der Gemeinderat in den vergangenen Monaten so unterschiedlicher Meinung wie bei der Sanierung des westlichen Bestandsgebäudes der Lucian-Reich-Schule. Die SPD hätte gerne alle Aufgaben auf einmal erledigt. Allerdings stimmten nur die SPD und FW/FDP/UWV-Stadtrat Joachim Seidel für diese Variante. Von FW/FDP/UWV-Fraktion, Adolf Baumann, gab es den Kompromiss-Vorschlag, jetzt das Dach und die Aula zu sanieren und die westliche Fassade noch nicht in den Angriff zu nehmen. Die SPD hätte damit leben können, allerdings nicht FW/FDP/UWV-Stadtrat Julius Bausch und die CDU. Bausch hätte sogar am Liebsten die schon getroffene Entscheidung, die Aula zu sanieren, zurückgenommen. Letztendlich setzte sich die CDU-Meinung durch: Nur die kleine Sanierung war mehrheitsfähig.
  • Die Umsetzung: Mit der Sanierung der Aula wird nun allerdings noch etwas gewartet, denn für diese Arbeiten gibt es ein Zuschussprogramm mit einer Förderung in Höhe von bis zu 50 Prozent. Schulleiter Franz Dury ist über seine Schmerzgrenze gegangen und hat deshalb eine andere Übergangslösung gesucht.