Ein unabhängiger Gutachter soll den Behlaer Weiher untersuchen. Was zunächst nicht nach einem kontroversen Vorschlag klingt, hat für ordentlich Streit im Hüfinger Gemeinderat gesorgt.
Das Thema stand gleich zweimal auf der Tagesordnung. Einmal unter Tagesordnungspunkt 12 „Gewässer an der B 27 nahe Behla“ und unmittelbar danach erneut als Tagesordnungspunkt 13 „Antrag der BFSO/Die Grünen-Fraktion: Gutachten Behlaer Weiher“. Das gestaltete die Diskussion schwierig, denn eigentlich erhält zuerst die antragsstellende Fraktion das Wort. So konnten sich aber zuerst Bürgermeister Michael Kollmeier und die anderen Räte zu Punkt 12 austauschen, bevor die Fraktion BFSO/Die Grünen ihren Antrag begründen konnte. „Eine Farce“, nannte das Hannah Miriam Jaag, Fraktion BFSO/Die Grünen.
Doch was ist nun mit dem Weiher?
Das Gewässer gibt es seit den 1970er-Jahren, immer wieder ist die Wasser- und Bodenqualität ein Thema. Über einen Lamellenfilter entwässert die B 27 in den Weiher. Die Verwaltung hat 2019 außerdem einen Überlauf verschlossen, um zu verhindern, dass Abwässer in den Weiher geleitet werden. Im Laufe der Zeit sind bereits mehrere Gutachten beauftragt worden, zuletzt hatte die Fima Dieck im März 2022 das Gewässer untersucht, um zu entscheiden, ob man den Weiher entschlammen soll.
Das Ergebnis: In dem Gutachten wurde das Sediment untersucht, um zu überprüfen, ob man den See vom Schlamm befreien kann, denn das Gewässer verlandet immer mehr. In einer Probe des Schlamms traten erhöhte Arsen-Eluatwerte auf. Das bedeutet: Würde man den Schlamm aus dem Weiher holen, könnte man ihn nicht zur Düngung auf ein Feld verteilen, sondern müsste ihn wie Abfall behandeln.
Kosten-Nutzen-Verhältnis kritisch
Für die Stadt lohnt sich daher eine Entschlammung nicht. „Die Verwaltung sieht nach mehreren Gesprächen mit dem Landratsamt, der Fischervereinigung Hüfingen und dem Umweltbüro das Kosten-Nutzen-Verhältnis einer Entschlammung kritisch“, heißt es in der Sitzungsvorlage.
Bei der anschließenden Abstimmung waren neun Räte dafür, die Entschlammung nicht weiter zu verfolgen. Das ungewöhnliche: Die Fraktion BSFO/Die Grünen nahm aus Protest nicht an der Abstimmung teil und signalisierte auch keine Enthaltung.
Unabhängiger Gutachter gefordert
In der dann folgenden Stellungnahme zu ihrem Antrag fand Hannah Miriam Jaag deutliche Worte. „Die Märchenstunde des Bürgermeisters ist nun vorbei“, sagte Jaag. Bei dem Weiher handle es sich um ein Biotop, dass aktiv und strafrechtlich relevant von der Stadt zerstört wurde. Ihre Fraktion fordert daher einen unabhängigen Gutachter, der sowohl das Weiher als auch alle Unterlagen, die zu diesem Thema von städtischer Seite existieren, untersuchen soll.
Erfreut war darüber weder der Bürgermeister noch die anderen Ratsmitglieder. „Sie sticheln immer nur“, warf CDU-Sprecher Christof Faller Jaag vor. Bei der anschließenden Abstimmung über den Antrag war lediglich die Fraktion BSFO/Die Grünen dafür einen unabhängigen Gutachter zu beauftragen, zehn Ratsmitglieder stimmten dagegen, der Rest enthielt sich.