Mehr als zwei Jahre ist das Hüfinger Neubaugebiet „Hondinger Straße“ bereits geplant, doch der Spatenstich zieht sich noch weiter hin. Ursprünglich ebnete der Gemeinderat bereits im Dezember 2019 den Weg. Geplant war, auf 30.000 Quadratmetern privaten Wohnraum für knapp 40 Grundstücke zu schaffen.

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Ämter und die Bevölkerung waren im beschleunigten Verfahren eingeladen, bei der Stadtverwaltung ihre Stellungnahmen zum Neubaugebiet einzureichen. Alles schien perfekt zu laufen. Auch die Diskussionen mit dem Naturschutz, um Streuobstwiesen und Ausgleichsmaßnahmen, fanden ein für beide Seiten zufriedenstellendes Ende.

Denkmalamt legt Bauvorhaben vorerst auf Eis

Doch dann kam das Landesdenkmalamt, das Fundstücke aus der Römerzeit im Neubaugebiet vermutete. Im Osten des Baugebiets soll einst ein römischer Gutshof gestanden haben. Seither gehen die Experten der Denkmalbehörde davon aus, dass ein weiterer Beweis der bedeutenden römischen Vergangenheit Hüfingens unter dem Westhang des Fürstenbergs liege.

Die Villa Rustica im Deggerreuschen Wald ist in der Nähe der Baaarblickhütte auf Tafel 5 des römischen Lehr- und Erlebnispfades beschrieben.
Die Villa Rustica im Deggerreuschen Wald ist in der Nähe der Baaarblickhütte auf Tafel 5 des römischen Lehr- und Erlebnispfades beschrieben. | Bild: Rainer Bombardi

Das Mitte 2020 eingeleitete beschleunigte Verfahren kam zum Stillstand. Seither stehen die Grabungen nach den Funden aus der Römerzeit im Vordergrund. Interessenten für einen der Bauplätze suchen nun Bauplätze für ihr Eigenheim in benachbarten Wohnorten oder kehren der Region ganz den Rücken.

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Denn eine Erschließung und Bebauung der Grundstücke ist erst nach Abschluss der Sicherungsmaßnahmen für Bodendenkmäler und der Freigabe durch das Amt für Denkmalpflege möglich. Zudem ist die Zahl von ursprünglich 40 Bauplätzen aufgrund von Lärmschutzmaßnahmen inzwischen auf 31 gesunken.

Erste Hinweise stammen von 1913

Wie Matthias Nicke vom Landesamt für Denkmalpflege auf Anfrage dieser Zeitung schreibt, seien im Bereich des Neubaugebiets „Hondinger Straße“ bereits im Jahr 1913 römische Fundamentreste dokumentiert worden. Vor diesem Hintergrund habe das Landesamt für Denkmalschutz „weiterführende Erkundungen“ vor Ort veranlasst, nachdem es in das Genehmigungsverfahren des Bebauungsplans eingebunden worden war.

Was konnten die Ausgrabungen zu Tage fördern?

Laut Nicke habe mittlerweile eine Grabungsfirma die Arbeiten übernommen. „Im Rahmen der Ausgrabung konnten keine römischen Gebäude direkt erfasst werden, allerdings weisen eine entsprechende Schuttschicht und weitere Funde auf eine römerzeitliche Bebauung in der unmittelbaren Nähe hin“, so Nicke. Zudem habe man eine zuvor nicht bekannte vorgeschichtliche Siedlung und spätbronzezeitliche Brandgrubengräber nachweisen können.

Wann wird das Baugebiet erschlossen?

„Vor diesem Hintergrund sind weitere Rettungsgrabungen erforderlich, um zumindest den dokumentarischen Wert der archäologischen Zeugnisse zu sichern“, erklärt Nicke. Wann die Grabungen beendet seien und ein Abschlussbericht vorliege, sei bislang unklar. „Derzeit wird auf Grundlage der notwendige Umfang der Rettungsgrabungen eruiert, sodass diese möglichst zeitnah durchgeführt werden können“, heißt es vom Denkmalamt aus Stuttgart.

Werner Bäurer, Ortsvorsteher von Fürstenberg.
Werner Bäurer, Ortsvorsteher von Fürstenberg. | Bild: Werner Bäurer

Wie Ortsvorsteher Werner Bäurer sagt, fühle er sich „im Regen stehen gelassen“. Bäurer hätte keine Einwände gegen die Grabungen gehabt, doch allmählich frage er sich, was das Denkmalamt damit bezwecke, die Arbeiten derart in die Länge zu ziehen.