85.709 Menschen über 18 Jahren sind im Landkreis Schwarzwald-Baar mittlerweile geboostert. Die Quote der Drittimpfungen liegt damit aktuell bei 40,3 Prozent. Viele Menschen haben sich bereits im November und Dezember die dritte Spritze verabreichen lassen können. Viele fragen sich jetzt: Was ist mit der vierten Dosis – gibt es die und ab wann und für wen? Hier kommen die Antworten.

Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar.
Heike Frank, Sprecherin des Landratsamtes Schwarzwald-Baar. | Bild: Landratsamt

Wer sich aktuell im Schwarzwald-Baar-Kreis zur Fortsetzung der Impfkampagne informiert, der bekommt beim Landkreis folgende Auskunft: Behördensprecherin Heike Frank sagt, dass sich „das Impfangebot auch hier nach den Vorgaben der Stiko richten wird“. Die Experten der Ständigen Impfkommission haben sich zu dieser Frage noch nicht konkret geäußert, dafür aber Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). Er geht davon aus, dass eine vierte Impfung nötig sein wird.

Arnold Schuhmacher hat die Infrastrukturen für die Impfdurchgänge im Schwarzwald-Baar-Kreis aufgebaut und geleitet.
Arnold Schuhmacher hat die Infrastrukturen für die Impfdurchgänge im Schwarzwald-Baar-Kreis aufgebaut und geleitet. | Bild: Trippl, Norbert

Der Landkreis Schwarzwald-Baar will weiterhin den Betrieb in seinen Impfzentren aufrecht erhalten. Das sagt Mitte Januar der zuständige Amtsleiter im Landratsamt, Arnold Schuhmacher. Er macht gegenüber dem SÜDKURIER klar, dass es auch darum gehe, „das eingespielte Personalteam beisammen zu halten“. Auch Schuhmacher rechnet mit weiterem Impf-Bedarf.

Der Landkreis wäre eigentlich startklar

Wann genau eine vierte Impfung möglich sein werde, kann auch er aktuell nicht sagen, lässt aber Bereitschaft erkennen, vor allem für besonders anfällige Gruppen wie Senioren rasch ein konkretes Angebot aufstellen zu wollen. Bei der dritten Impfung gelang dies im Schwarzwald-Baar-Kreis. Ähnlich soll auch bei einer eventuellen vierten Impfung verfahren werden – also frühzeitig den Schutz anzubieten, erklärt er.

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Interessant ist der Blick voraus auch, weil sich beim Angebot der dritten Impfung der Landkreis etwas antizyklisch verhalten hatte. Als einige Hausärzte ihre Patienten noch nicht mit einem Booster versehen wollten, und dabei auf die von der Stiko gesetzte Sechs-Monats-Frist nach der Zweitimpfung verwiesen, impfte das Kreisimpfzentrum markant anders. Wer wollte, konnte sich hier schon nach fünf Monaten den Boosterschutz spritzen lassen, so wie auch bei zahlreichen Hausärzten, die nicht geschlossen auf Ablauf der Sechs-Monats-Frist warteten.

So bürgernah boosterte Schwarzwald-Baar

Heike Frank vom Landratsamt dementiert diese Abläufe im Januar 2022 nicht. Lächelnd sagt sie, „damals sei eben alles im Fluss gewesen“. Viele Bürger waren froh, dass sie unbürokratisch vor den Festtagen oder dem Skiurlaub den Zusatzschutz erhalten konnten.

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Gibt es bei der vierten Dosis wieder auf Wunsch einen bürgernahen Sonderweg des Landkreises? Wer mit den Verantwortlichen Mitte Januar spricht, der erfährt den intensiven Eindruck, dass aktuell alle auf einen Fingerzeig der Politik und der Stiko warten. Doch der kommt nicht. Die daraus resultierende Frage ist, ob sich für früh Geboosterte mit Ablauf der Drei-Monats-Phase womöglich eine persönliche Risiko-Lücke eröffnen könnte, weil die Boosterwirkung nach drei Monaten nicht mehr so hoch sein soll wie in den ersten Monaten.

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Fallbeispiel Pflegeheime: Hier wurde mit den Drittimpfungen im Schwarzwald-Baar-Kreis bereits am 2. September 2021 begonnen. Das letzte Pflegeheim der Region wurde am 29. September mit Booster-Angeboten versorgt. Das heißt, unter Beachtung der Drei-Monats-Phase, dass in den Einrichtungen nach Anlauf von Oktober, November und Dezember eigentlich zu Jahresbeginn die Frage nach der Anschluss-Impfung stellt. Planungen dazu gibt es aber noch keine, außer dass der Landkreis bei Freigabe sofort startklar wäre, mit mobilen Impfteams die Heime erneut zu besuchen.

Johannes Probst ist Arzt in St. Georgen. Bei Corona spricht er auch als Genesener.
Johannes Probst ist Arzt in St. Georgen. Bei Corona spricht er auch als Genesener. | Bild: Matthias Jundt

Was sagen Hausärzte zu den Perspektiven? Ein erfahrener Mediziner aus der Region ist Johannes Probst. Er ist seit 1985 mit einer Praxis in Sankt Georgen ansässig. Er sagt, dass es aus seiner Sicht falsch wäre, „jetzt einfach drauflos zu impfen“.

Der Mediziner und seine Bedenken

Probleme sieht er bei einer vierten Dosis auch, dass im Schwarzwald-Baar-Kreis aktuell eine Inzidenz von fast 600 erreicht sei. „Dann würden wir auch in eine Phase hineinimpfen, in der viele das Virus unerkannt im Körper haben. Dazu dann noch die Impfung, die den Körper ebenfalls stresst, das ist nicht gut.“ Die aktuell grassierende Virusvariante Omikron gilt als hochinfektiös, viele Menschen haben aber keine Symptome, wenn sie sich angesteckt haben.

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Johannes Probst hatte kurz vor Weihnachten selbst Corona. Die Omikron-Variante hat ihn am Dienstag, 21. Dezember, erkennbar krank werden lassen, „am Freitag ging es mir aber schon wieder gut, auch wenn ich noch unter Quarantäne bleiben musste“, schildert er.

Zu kurzfristig, zu irritierend?

Probst sagt, dass es aus seiner Sicht besser wäre, einen sich in der Entwicklung befindlichen „neuen Impfstoff abzuwarten“. Biontech/Pfizer und Moderna haben diese Arbeiten für März als abgeschlossen angekündigt. Für den erfahrenen Mediziner, der viele Jahre auch in der Standesvertretung engagiert war, heißt das Gebot der Stunde „weiter boostern“.

Für Risikogruppen braucht es eine Lösung

Jetzt „kurzfristig weiter zu impfen“, hält er für die falsche Vorgehensweise. „Das würde zu noch mehr Impfmüdigkeit bei der Bevölkerung sorgen“, meint er. Dass über eine vierte Impfung für Risikogruppen nachgedacht werden müsse, hält er andererseits für richtig. Der Boosterschutz „lässt nach drei Monaten nach“, bestätigt auch er unter Verwies auf Studien.

Caritas-Geschäftsführer Michael Stöffelmaier.
Caritas-Geschäftsführer Michael Stöffelmaier. | Bild: Caritasverband SBK

In den Pflegeheimen wird die Lage aktuell beobachtet. Michael Stöffelmaier ist für die Caritas Schwarzwald-Baar für mehrere große Häuser in der Region verantwortlich. „Wir warten auf die Positionierung der Stiko“, sagt er am 18. Januar.

Das sind die aktuellsten Einschätzungen zu Dosis vier

Aktuell wird in Israel die vierte Impfung auf den klinischen Prüfstand gestellt. In Zwischenergebnissen der Studie des Sheba-Krankenhauses ist von „bislang enttäuschenden Ergebnissen“ die Rede. Dies liege an der Resistenz der Omikron-Variante, schreibt auch die „Times auf Israel“ dazu. In einem Bericht des renommierten Blattes heißt es dazu weiter, dass die vierte Dosis zwar hohe Antikörpermengen erwirke, die das Omikron-Virus aber offenkundig nicht weiter aufzuhalten vermögen.

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