Vor 200 Jahren hat Thadä Meßmer das heutige Gasthaus Linde an der Oberen Hauptstraße aufgebaut. Das Besondere daran war, dass der Bäcker, der bereits an der Hafnergasse ein Bierwirtschaft betrieb, dazu den Schutt der „Kümmernis-Kapelle“ nutzte. Das einstige Kirchlein stand auf dem heutigen Parkplatz des Restaurants.
Noch vor der Gründung der Stadt Löffingen existierte dort um 550 das Dorf Löffingen, so die Chronik von Emil Ketterer. Um 700 waren es christliche Missionare, die dort eine der ältesten Kirchen der Baar bauten und sie dem heiligen Martin widmeten. Ob Kapelle und Kirche zusammengehörten, ist unklar. Im Pfarrarchiv ist 1650 von der Kapelle St. Kümernä die Rede.
1823 verfügte das Ministerium des Inneren für den Abbruch. Versteigert wurden die Inneneinrichtung und 50 Kubikmeter Steine, welche der Lindenwirt erwarb. Nicht so das geschnitzte Bild der Kümmernis. Laut den Unterlagen des Heimatforschers Leo Ratzer hatte die Familie Meßmer großes Unglück im Stall, sodass Thadä Meßmer das Bild zurückkaufte und es auf den Speicher stellte. Allerdings soll es in heiligen Nächten gespukt haben. Daraufhin hat die Wirtsfamilie das Bild in einer Nische in der südlichen Friedhofsmauser aufgestellt, wo es viele Mütter heranwachsender Töchter und Jungfrauen besuchten.
Um 1933, so Emil Ketterer, hätten Kunstgeschichtler der Universität Berlin und danach ein Volkskundler der Universität Breslau sich nach dem Kümmernis-Bild erkundigt. Vermutlich auf deren Anregung sei das Bild in die Obhut der Pfarrkirche genommen worden. Heute ist die heilige Kümmernis in der Löffinger Stadtkirche im ehemaligen Beichtstuhl aufgehängt.
Bevor Thadä Meßmer das Gasthaus Linde eröffnen durfte, musste er seine Bierwirtschaft aufgeben. Auch sein Schwiegervater Josef Bleiler musste auf sein Braurecht am Gasthaus Adler verzichten. Ebenso durfte der Lindenwirt nur aus dem fürstlichen Brauhaus zu Fürstenberg das Bier beziehen. Dieser hatte in der Zwischenzeit die Schankwirtschaft und Landwirtschaft an der Oberen Hauptstraße aufgebaut.
1832 verlieh ihm die großherzoglich-badische Regierung des Seekreises zu Konstanz das Recht zum Betrieb einer „Tafernenwirschaft“. Somit durfte er als Wirt der Linde Speisen verabreichen, Wein, Bier und gebrannte Wässer ausschenken und Gäste beherbergen. So wurde die Linde zum Ort der Begegnung vor allem von Pilgern und Besuchern der Kornmärkte. Den Grundstein für den Hotelbetrieb legten Rolf und Ingrid Meßmer, die das Haus in fünfter Generation übernahmen. Auf die Volksfrömmigkeit von einst folgen heute die Verehrung und Wertschätzung der Natur. Küchenmeister Michael Meßmer, der im Öschberghof seine Lehre absolvierte, Sohn Marc und Schwiegertochter Anna setzen auf Wildkräuter, eigenen Gemüseanbau und Tierwohl.