Löffingen – Solarparks sind heute keine Seltenheit mehr, wohl aber der in Löffingen. Zur Inbetriebnahme der neuen Anlage kam sogar Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir in das Baarstädtchen. Mit dabei eine große Anzahl von Journalisten, zahlreiche Politiker, Gäste aus der Wirtschaft und natürlich auch nicht wenige interessierte Besucher.
Die neuartige Solaranlage bedürfe auch einer außergewöhnlichen Eröffnung, so Landwirt Wolfram Wiggert, der zusammen mit dem Solarunternehmen Next 2 Sun als Betreiber fungiert. Zwar war das rote Band gespannt, doch es wurde nicht etwa mit Scheren durchschnitten, sondern Bundesminister Özdemir nahm auf dem großen Traktor Platz, um instruiert von Wolfram Wiggert durchs Band zu fahren.
Die Eröffnungszeremonie – alle Gäste wurden mit Bussen zum Solarfeld transportiert – hielt sich aufgrund des Schnees und Kälte in zeitlichen Grenzen. Erst in den wärmeren Hallen des Biolandwirts Wiggert konnten die Gäste viel über die neuartige Solaranlage erfahren. „Wir müssen die Energiewende mit Menschen auf dem Land gemeinsam gestalten und dabei auch wertvolle Agrarflächen schützen“, so die Festrede des Bundesministers. Der Agri-Solarpark sei ein innovatives Paradebeispiel. Dank der senkrechten Module werde kaum Fläche verbraucht. Der bundesweit bekannte und ausgezeichnete Haslachhof kombiniere seit Jahren Landwirtschaft und nachhaltige Energieerzeugung, so Özdemir. „Es braucht mehr Leuchtturmprojekte wie hier in Löffingen, in denen sich Innovation und Mut durch ein Konzept der Bürgerbeteiligung für alle Beteiligten rechnen.“
Biolandwirt Wolfram Wiggert informierte, dass die Agri-PV-Anlage ein ideales Beispiel sei, mehr Solarstrom zu erzeugen, ohne dabei die notwendigen landwirtschaftlichen Flächen zu reduzieren. Zusammen mit dem Betreiber Next 2 Sun habe man eine innovative Lösung entwickelt. Durch den Reihenabstand von 13,5 Metern könne diese Fläche sowohl als Grünland als auch für Ackerbau und Rinderhaltung genutzt werden. Wolfram Wiggert hatte schon genau Pläne. Angebaut werden sollen beispielsweise Dinkel, Hafer oder Buchweizen. Auch setzt der Biolandwirt auf Wildpflanzen-Saatgutvermehrung.
Ein nicht zu unterschätzender Aspekt, so Wiggert, sei die Windbremse, welche durch die senkrechten Module gerade in trockenen Jahren starke Verdunstung auf der Fläche vermindert. Heiko Hildebrandt, Vorstandsvorsitzender des Solar-Unternehmens Next 2 Sun, sprach von einer neuen technischen Entwicklung hinsichtlich der Windlast, denn erstmals wurden drei Module übereinander gebaut, um ganz gezielt die Bedürfnisse der Landwirtshaft zu realisieren, gleichzeitig aber auch wirtschaftlich den Stromertrag zu maximieren.
Zufrieden zeigte sich auch Bürgermeister Tobias Link über dieses Solarfeld: „Hier wurden regenerative Energiegewinnung, Erzeugung regionaler Lebensmittel und regionale Wertschöpfung zusammengebracht.“ Vor allem aber könnten sich an diesem Projekt die Bürger beteiligen. Für die Stadt sei dieser Solarpark ein richtiger und wichtiger Schritt in die Zukunft. Die Stadt Löffingen setzt schon seit vielen Jahren auf klimafreundliche Energie, angefangen von der Nahwärme durch die Biogasanlage bis zu regenerativer Energie aus Sonnenlicht.
Der neue Solarpark ist eine vertikale, bifaziale Photovoltaikanlage, die sowohl mit der Vor- als auch der Rückseite Strom produziert. „Es ist also keine übliche Freiflächen-Photovoltaikanlage, sondern die erste mit bifazialen Modulen, die zudem – ebenfalls erstmals – dreireihig übereinander gebaut wurden“, so der Bundesminister. Durch die Ost-West-Ausrichtung wird Strom in Zeiten produziert, in denen es keinen Stromüberfluss, dafür aber Strombedarf gebe, ergänzten Wolfram Wigger und Heiko Hildebrandt.