Die Teilnehmer der Demo wollen keine weiteren Investitionen für große Straßenbauprojekte wie die Umfahrung von VS sehen. Stattdessen fordern sie dazu auf, Geld für Bus und Bahn sowie Rad- und Fußwege zu investieren.
Auf der Bundesstraße 33 vom Landratsamt bis hinter die Wüba radeln war dank Polizei am Freitagnachmittag reibungslos möglich. Der kritische Punkt der Rundfahrt kam ganz am Anfang. Dort, wo der Pulk auf die Bundesstraße aufschleifte, sei es am gefährlichsten gewesen, fasste ein Polizeisprecher vor Ort zusammen.
Eine kleine Panne gab es, als zu Beginn auf der Bundesstraße plötzlich zehn vereinzelte Autos auf der Gegenfahrbahn unterwegs waren. Diese sollte eigentlich gesperrt sein.

Unterwegs auf der Radler-Demo herrschte beste Stimmung. Coole Musik kam aus einem Sound-Wagen, den Amarin Lawton durch die Straßen pedalierte – mit Unterstützung eines E-Motors.
Die Polizisten hatten eine schweißtreibende Aufgabe. Sie radelten in schusssicheren Westen mit. Ein Beamter machte gegenüber dem SÜDKURIER klar, dass diese gepanzerten Kleidungsstücke nicht abgelegt werden. Ansonsten drohe bei Verletzungen der Verlust des Versicherungsschutzes.
„Verpisst euch“, stand auf einem Plakat am Eckweg. Dort beschimpfte auch ein jüngerer Autofahrer sichtlich entnervt die Radler.
Teils mussten die Autofahrer lange stoppen, bis der Pulk samt Polizei vorbei war.
Der Tross wurde reibungslos bis ins Stadtzentrum zu eskortiert. Zehn Polizisten Beamten rotierten zusammen mit vier Mitarbeitern des Ordnungsamtes von Kreuzung zu Kreuzung und sperrten frühzeitig ab. Am Ziel folgte dann eine Kundgebung.
Das sind die Argumente bei der Kundgebung
Was bewegt die Demonstranten, gegen ein Straßenstück zu Felde zu ziehen, das seit über 40 Jahren geplant und bis heute nicht realisiert ist? Nach der Abschlusskundgebung bezogen die Initiatoren Position.
Erster am Mikrofon im Stadtzentrum war Amarin Lawton. Er stürzte sich in seiner Rede zunächst auf die Projektdaten. Die vor Jahren berechneten Projektkosten von 26 Millionen Euro ergäben umgerechnet den Bau von 194 Kilometern Radweg – sofort gab es zustimmenden Jubel in der Menge.
„Wir brauchen die Verkehrswende und mit dem gesparten Geld vom Lückenschluss können wir sie ein Stück weit finanzieren“, holte er aus. Wieder gab es Jubel. Dann griff er die Autofahrer an: „Die wollen doch nur 20 Minuten Zeit sparen“, warf er den Unterstützern vor. Lag es an der Hitze in der Innenstadt? Barfuß stand er auf dem Villinger Pflaster.
Jonas Klein, ebenfalls von der örtlichen Fridays-Gruppe, setzte nachdenklichere Akzente. Mit dem Tonfall eines Predigers formulierte er: „Wir brauchen ein Umdenken. Menschen müssen über den Zielen einzelner Unternehmen stehen“, sagte er. Dass viele Menschen mit einer anderen Meinung wie er hinter dem Straßenbauprojekt stehen, blendete er aus.
Plädoyer für die Schiene
Vor allem die Region Sankt Georgen und Mönchweiler will den Lückenschluss der Straße vom Neuen Markt zum Mönchsee zur Stabilisierung der dortigen Arbeitsplätze. Eine Demonstrantin hatte dazu ein Plakat dabei: Die Bahn sei doch das ideale und elektrifizierte Transportmittel, um den Nordteil des Landkreises mit Güterwagons anzukoppeln, beschrieb sie ihre Auffassung.
Die B523 soll am Neuen Markt vor Villingen nicht in einer Linkskurve in das Stadtgebiet fortgeführt sondern geradeaus über Wiesen und Felder zum Mönchsee geführt werden. Fast fünf Kilometer lang ist das Stück. Die geplante Trasse berührt auch fast die Wohngebiete von Haslach und Wöschhalde. Etwa 8000 Menschen wohnen dort.

Einer on ihnen ist Peter Sachse. Er sprach am Freitag in der City ebenfalls zu den Demonstranten. Er erinnerte daran, dass es „vor Jahrzehnten bereits eine Bürgerinitiative in Villingen gegen das Vorhaben“ gegeben habe. Auch er unterstrich noch einmal, dass es in den beiden großen Wohngebieten etliche Menschen gebe, die gegen das Vorhaben seien.