205 Pferdestärken
So stark sind im Durchschnitt die 14 Dienstfahrzeuge der Bürgermeister und des Landrats motorisiert. Damit sind die Rathauschefs deutlich flotter unterwegs als der durchschnittliche Bundesbürger, deren Neuwagen laut Statistischem Bundesamt 153 PS unter der Haube haben. Das Thema ist sensibel. Nicht überall wird gern über die Fahrzeuge gesprochen, geht es doch um den Zwiespalt, dass ein repräsentatives Auto letztlich aus knappen Steuermitteln finanziert werden muss.
Über die Konditionen herrscht oft Stillschweigen
Fünf BMWs, vier Audis, drei Daimler und jeweils ein Ford, Subaru und Renault stehen den Stadtoberhäuptern und dem Landrat zur Verfügung. Die Wahl der Automarke hat nicht nur Prestige-Gründe, sondern auch finanzielle Aspekte. Die Automobilhersteller gewähren Bürgermeistern ungewöhnlich gute Konditionen, meist auf Leasingfahrzeuge. Davon versprechen sich die Hersteller einen Imagegewinn. Über die genauen Konditionen wahren die Händler meist eisernes Stillschweigen.
Der Gemeinderat entscheidet über den Dienstwagen
Über die Nutzung eines Dienstfahrzeuges entscheidet laut Gemeindeprüfungsanstalt (GPA) der Gemeinderat. So muss laut GPA für jedes Fahrzeug eine Wirtschaftlichkeitsberechnung gemacht werden, die die ökonomisch sinnvollste Lösung ermitteln soll. „Bei geringen Fahrleistungen von wenigen tausend Kilometern im Jahr kann die Vorhaltung eines Dienstwagens infrage gestellt und der Rückgriff auf private Fahrzeuge mit Erstattung der Kosten sinnvoller sein“, heißt es. Darüber hinaus muss auch die „Angemessenheit“ und die „Leistungsfähigkeit der Kommune„ beachtet werden.
Welches Auto ist angemessen?
Ein häufiges Argument bei der Fahrzeugwahl ist der Hinweis, dass der Wagen dienstlich genutzt wird, sozusagen als rollendes Büro. Emails checken, Anrufe tätigen, Sprachnachrichten aufnehmen, wichtige Gäste transportieren und zu Sitzungen in die Landeshauptstadt fahren – all das geht mittlerweile jedoch auch in vernünftig ausgestatteten Kompaktwagen. Letztlich haben die Gemeinderäte einen laut GPA „weiten Beurteilungsspielraum“ bei der Frage, welches Auto angemessen ist.
Große Unterschiede zwischen den Kommunen
Ein Blick in die Auswertung zeigt: Innerhalb des Schwarzwald-Baar-Kreises gibt es große Unterschiede bei den Dienstwagen. Den mit Abstand leistungsstärksten Wagen fährt der Blumberger Bürgermeister Markus Keller. Sein Audi A 7 schöpft aus drei Litern Hubraum 326 PS.
Das viertürige Coupé basiert technisch auf der nüchterneren A 6-Limousine, ist preislich jedoch im Modelljahr 2020 gut 6000 Euro höher positioniert. Die Entscheidung Kellers für den A 7 war bereits im vergangenen Jahr Gegenstand einer hitzigen Debatte, nachdem der SÜDKURIER über das Fahrzeug berichtet hatte.
Die Top 3 erreichen spielend Tempo 250
Platz zwei unter den Bürgermeistern nimmt der Königsfelder Rathauschef Fritz Link ein. Link verfügt über einen geleasten BMW 530d Baujahr 2019, der jüngst das baugleiche, zwei Jahre alte Vorgängermodell abgelöst hat.

Und auch Landrat Sven Hinterseh verfügt über einen Audi A6, der knapp an der 300-PS-Grenze kratzt.
Zum Vergleich: Mit den Dreiliter-Sechszylindern, die alle spielend die 250 km/h-Begrenzung erreichen und über mehr Drehmoment als die aktuelle Version des Porsche 911 Carrera verfügen, spielen die Bürgermeister in derselben Liga wie die Ersten Bürgermeister der Stadtstaaten Hamburg und Bremen.
Nur zwei Hybridautos, aus gutem Grund
Mit Blick auf den Umweltschutz fällt auf: Unter den 15 Autos, die zum weit überwiegenden Teil Baujahr 2016 bis 2019 und damit so gut wie neuwertig sind, finden sich nur zwei teilelektrische Autos, der Ford Mondeo von Michael Kollmeier aus Hüfingen und der Audi A 3 e-tron von Jonathan Berggötz aus Bad Dürrheim. Das hat einen guten Grund: Wie mehrere Rathäuser betonen, sind die Leasingraten für E-Fahrzeuge deutlich höher. Hier gilt das Gebot der größten Wirtschaftlichkeit.
E-Fahrzeuge sind bis zu vier Mal teurer
Auch in Königsfeld, einer Gemeinde, die beim Klimaschutz hervorragend dasteht, wurde bereits über die Anschaffung eines Tesla nachgedacht. „Bedauerlicherweise bieten die Hersteller von Elektrofahrzeugen bisher deutlich schlechtere Leasingkonditionen. So liegt bei gleicher Vertragsdauer die monatliche Leasingrate des Elektrofahrzeuges um das Vierfache höher als die Rate des gewählten Fahrzeuges“, erklärt Bürgermeister Fritz Link. Da die Gemeinde auch unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte zu einer sparsamen Haushaltsführung verpflichtet sei, konnte bei diesem Preis keine andere Entscheidung getroffen werden, so Link.
Mit 245 PS meist nur durch die Stadt
Ähnliches ist aus Villingen-Schwenningen zu hören. Laut Pressesprecherin Oxana Brunner sei ein Elektroauto dreimal teurer als ein vergleichbares Dieselfahrzeug. Doch warum braucht VS-Bürgermeister Detlev Bührer ein Mercedes-Benz Allrad-SUV vom Typ GLC 300 4matic mit 245 PS? Der 2019 zugelassene Wagen wiegt leer etwa 1,8 Tonnen und hat 75 PS mehr als das Vorgängerfahrzeug aus selbem Hause. 15 000 Kilometer sei Bührer im Jahr unterwegs, viel im Stadtgebiet, gelegentlich auch in den Umlandgemeinden oder in Freiburg und Stuttgart.
Brunner erklärt, dass der Erste Bürgermeister immer wieder auch auf Waldwegen unterwegs sei und dass Allrad im Winter Sinn mache. Zudem sei Bührer mit 1,93 Metern groß gewachsen und brauche ein passendes Auto, die alte C-Klasse sei zu klein gewesen. Allerdings bietet das neue Auto, das deutlich mehr CO2 ausstößt und auch mit der Leistung des Vorgängerautos von etwa 170 PS verfügbar gewesen wäre, laut Daimler nur 25 Millimeter mehr Kopf und zwei Millimeter weniger Beinfreiheit.
Diese Amtschefs fahren keinen Dienstwagen
Acht Bürgermeister verzichten indes ganz auf einen Dienstwagen. In Dauchingen, Gütenbach, Furtwangen, Niedereschach, Tuningen, Unterkirnach und Vöhrenbach steht kein Dienstwagen vor dem Rathaus. Und während der Donaueschinger Bürgermeister Severin Graf ab kommender Woche mit einem Mercedes C-Klasse-Kombi unterwegs ist, lässt OB Erik Pauly ausrichten, dass er mittlerweile innerhalb der Kernstadt überwiegend mit dem Fahrrad oder zu Fuß unterwegs ist. Für dienstliche Fahrten benutzt Pauly sein Privatauto.
Bescheiden ist man auch im Bregtal. In Furtwangen können alle Mitarbeiter einen VW Golf und einen VW Polo reservieren. Einen eigenen Wagen hat Bürgermeister Josef Herdner, dessen Kommune von der Größe her in etwa mit Blumberg vergleichbar ist, nicht. Auch die Gütenbacher Bürgermeisterin Lisa Wolber hat keinen Dienstwagen. „Wir haben lediglich einen Daihatsu Sirion, der allen Mitarbeitern als „Dienstwägelchen“ zur Verfügung steht.“