Eine "biologische, lebensfrohe Wohngemeinschaft" soll schon bald im Schwarzwald-Baar-Kreis entstehen. So steht es auf der Internetseite der Schwarzwald-Genossenschaft, die sich derzeit in der Gründung befindet. Das Wohnprojekt soll Platz für bis zu 25 Menschen in einem großen Gemeinschaftshaus bieten. Auf einem 15.000 Quadratmeter umfassenden Gelände sollen zudem 20 sogenannte Tiny-Häuser Platz finden. Das sind kleine, ökologische Holzhäuser auf einem bis zu neun Meter langen Auflieger mit etwa 20 bis 40 Quadratmeter Wohnfläche. Die Mini-Häuser ähneln einem großen Bauwagen und den Mobilheimen auf Campingplätzen.

"Weg von der Monotonie, hin zum bunten vielseitigen Leben", beschreibt Gudrun Heimrath das Konzept, das Menschen mit gleichen Zielen zusammenbringen und alternatives Wohnen in Tiny-Häusern ermöglichen soll. Dabei geht es auch darum, Ressourcen zu schonen.
Die Idee
Hinter dem Projekt stehen die Gründungsmitglieder der Schwarzwald-Genossenschaft, allen voran das Ehepaar Gudrun Heimrath und Frank Müller aus Gütenbach sowie Gerhard Brummer aus Trossingen und Karin Prigan aus Überlingen. Heimrath hatte vor zwei Jahren die Idee, eine naturnahe und umweltschonende Wohngemeinschaft zu gründen, für Menschen, die biologisch erzeugtes Obst und Gemüse, seltene Blumen, Bienen und alte Hühnerrassen schätzen.
In den vergangenen zwei Jahren besuchte sie andere Kommunen in Deutschland, wie Schloss Tonndorf, Schloss Tempelhof und das Öko-Dorf in Herrischried. Dabei bildete sich Heimarth zum Thema Gemeinschaftsbildung fort. Weitere Mitstreiter kamen an Bord und im Dezember 2018 fand im Waldcafe in Hochemmingen das erste Gruppentreffen statt. Seither nahm das Projekt schnell Fahrt auf.

Was bisher geschah
Die Genossenschaft befindet sich aktuell in der Gründungsphase. Die Satzung ist entworfen, ein Prüfverband hinzugezogen. "Wir wollen ein bis zu 15 000 Quadratmeter großes Grundstück samt landwirtschaftlichem Anwesen im Schwarzwald-Baar-Kreis kaufen", erzählt Gudrun Heimrath. Die Gespräche mit den Besitzern würden vielversprechend verlaufen.
Die Finanzierung werde derzeit von einer Genossenschaftsbank geprüft. "Wir haben das Konzept mit einem Investitionsplan, einer Einnahmen-Ausgaben-Rechnung sowie einer Rentabilitätsvorschau bei Vollbelegung bei der Bank vorgestellt", so die 46-Jährige. Nun muss noch ein Hofgutachten erstellt und bei Bedarf das Grundstück neu vermessen werden. Auch mit der Gemeindeverwaltung habe es bereits positive Gespräche gegeben.
Fakten zum Wohnprojekt
Bis zu 50 Menschen sollen in der Gemeinschaft leben. Es wird einen Aufenthaltsraum, einen Seminarraum und eine Bibliothek, Sauna und verschiedene Nutzräume im Haupthaus geben. Im gesamten Hof, welcher über 800 Jahre alt ist, gilt ein Rauchverbot. "Der große Werkraum wird allen Bewohnern zur Verfügung stehen. Hier soll sich jeder verwirklichen können", erzählt Heimrath.
Räume, Geräte und Maschinen werden gemeinsam genutzt. Das Gelände wird zur Handy- und WLAN-freien Zone erklärt. "Auch elektrosensible Menschen sollen hier einen Platz finden." Auf Internet und Telefon müssen Bewohner dennoch nicht verzichten. Tiny-Häuser und Wohnungen sollen über Kabel angeschlossen werden.
In der Küche wird für alle Bewohner Essen zubereitet. Die Teilnahme ist freiwillig. Jeder darf auch im eigenen Wohnbereich kochen. Im Kochtopf sollen ausschließlich Bio-Produkte und regionale Erzeugnisse landen. Eine Gastronomie und ein Hofladen sind weitere Ideen der Verantwortlichen. Für die Bewirtung und die Vermarktung müsse noch ein Verein gegründet werden. "Wir können uns vorstellen, eigene Produkte wie Honig, Marmelade, Seifen und Nudeln herzustellen", erzählt Heimrath.
Entscheidungen werden ausschließlich gemeinsam getroffen. "Im Konsens", sagen die Gründungsmitglieder und fügen hinzu: "Es soll für jeden passen. Keiner darf bei Entscheidungen Bauchschmerzen haben." Um Ärger untereinander zu vermeiden, gilt die 100-Prozent-Mehrheitsregel. Das hat man von ähnlichen Wohn-Projekten übernommen.

Senioren-Wohngruppe
Die Genossenschaft will eine Wohngruppe für vier bis fünf Senioren anbieten. Dafür sollen im Haupthaus seniorengerechte Wohnungen eingerichtet werden. Eine Präsenzkraft, die sich um die Senioren kümmert, wird von den Bewohnen selbst finanziert. Das ist die Bedingung der Krankenkasse, dass derartige Wohnformen mit 214 Euro pro Bewohner im Monat bezuschusst werden.
Wie es weitergeht
Wenn alles wie geplant funktioniert, könnte bereits in drei Monaten ein Vorvertrag mit den Hofbesitzern unterzeichnet werden, der allen Parteien Planungssicherheit bietet. Die endgültige Übernahme sowie der Projektstart ist für 2020 anvisiert, da die Prüfung durch den genossenschaftlichen Prüfverband, der Darlehnsvertrag und die Eintragung der Genossenschaft in das Amtsgerichtregister einige Zeit in Anspruch nehmen.

Finanzierung
Ein Genossenschaftsanteil soll 500 Euro kosten. Um Vollmitglied zu werden und damit Anspruch auf Wohnraum oder einen Stellplatz für ein Tiny-Haus zu haben, sind zwanzig Anteile für insgesamt 10 000 Euro notwendig. Zusätzlich wird für alle Wohnungen und Stellflächen ein Mietzins fällig. Wohnungen im Haupthaus sollen demnach zwischen sechs und 6,50 Euro pro Quadratmeter im Monat kosten, Stellplätze für Tiny-Häuser rund 140 Euro. Sobald alle Kredite abgezahlt sind, verringert sich dieser Betrag laut Satzung deutlich.
Investoren haben die Möglichkeit, das Wohnprojekt mit dem Kauf von Anteilen zu unterstützen. Die obere Investitionsgrenze liegt bei 25 000 Euro. Die Rendite der Investitionsgelder werden in Form von Übernachtungen in einem Tiny-Haus, oder in einem Ferienzimmer vergütet. "Ein Ausgleich der Rendite über selbst erzeugte Produkte ist ebenfalls denkbar", so die Gründungsmitglieder. Geschäftsanteile können jährlich gekündigt werden und werden nach Einlagengröße gestaffelt innerhalb von drei Jahren zurückgezahlt. So soll die finanzielle Sicherheit und der Bestand der Genossenschaft gewährleistet werden.
Die Mini-Häuser müssen die Eigentümer selbst finanzieren. Das Haus von Gudrun Heimrath mit rund 25 Quadratmetern Wohnfläche kostet zum Beispiel 38.000 Euro. Im Sommer dieses Jahres soll es fertig werden. Aus den Anteilen, den Mieteinnahmen, den Zuschüssen und den Einnahmen aus dem gewerblichen Betrieb sollen alle Kosten gedeckt und parallel dazu Rücklagen gebildet werden.

Infos und Kontakt
Die Schwarzwald-Genossenschaft ist derzeit auf der Suche nach weiteren Mitstreitern, die sich ein Leben in der Gemeinschaft vorstellen können. Fragen zum Wohnprojekt beantworten die Verantwortlichen gerne. Interessierte können sich per Email an die Gemeinschaft wenden: info@schwarzwald-genossenschaft.de. Es finden auch regelmäßige Gruppentreffen statt. Dabei wird das weitere Vorgehen besprochen. Zu den Treffen sind auch alle Interessenten herzlich eingeladen. Neben den kommenden Terminen findet man auf der Internetseite der Gemeinschaft viele Informationen zu den Zielen, zur Mitgliedschaft sowie zu den Tiny-Häusern: www.schwarzwald-genossenschaft.de