Dieses Ergebnis ist für die Volksparteien CDU und SPD nichts anderes als eine Klatsche. Andreas Schwab, schon seit 2004 im Europaparlament, verliert in seinem Heimatlandkreis mehr Prozente als im Bundesdurchschnitt, was wohl auch an dem blutleeren Wahlkampf der CDU gelegen hat.
Kulis und Plakate reichen nicht mehr
Kugelschreiber und Plakate reichen heutzutage nicht mehr, um die Bürger zu überzeugen. Der Automatismus, dass die CDU im Südwesten stets gute Ergebnisse einfährt, ist zumindest ein Stück weit gebrochen, und zwar auch ohne Klima-Demos und Rezo-Video. Dass Letzterer durch einfaches Hinterfragen der CDU-Bilanz die Partei in die Bredouille gebracht hat, zeigt, wie sehr sich die Union von der jungen Generation entfernt hat. Vor der Partei liegt gerade hier vor Ort die riesige Aufgabe, den Kontakt zu jenen jungen Menschen zu suchen, die sich für ein mehr als legitimes Anliegen engagieren.
Rote Karte für Neonazis
Bitter ist der Abend auch für die SPD, die es im Landkreis ohnehin schwer hat. Das in Summe halbierte Ergebnis passt in das bundesweite Gesamtbild. Zufrieden sein können hingegen die Liberalen. Nach ihrem Absturz von 2014 können sie gestärkt aus der Wahl hervorgehen, auch im Schwarzwald-Baar-Kreis. Auch die AfD schafft es, ihre Wähler zu mobilisieren. Schön: Neonazis spielen im Landkreis keine Rolle.
Die Grünen zeigen, wie es geht
Vor allem aber können die Grünen jubeln. Hier spielen neben dem Zeitgeist sicher auch regionale Sympathieträger wie Martina Braun eine Rolle. Die Partei zeigt seit 2011, dass sie überwiegend pragmatisch regieren kann. So wurde dem selbst postulierten Anspruch der Christdemokraten, die einzige Regierungspartei im Ländle zu sein, auch im Landkreis schrittweise die Luft abgelassen. Dieser Eindruck hat sich nun auch bei den Europawahlen bestätigt: Die Grünen repräsentieren einen Teil des bürgerlichen Lagers, das von der Bierzelt-Folklore und den harten, unchristlichen CDU-Positionen zur Einwanderungspolitik genug hat.