
Eine besondere Verkehrserziehung gab es für Viertklässler der Friedrich-von-Schiller-Grundschule Burgberg. Doch nicht die Schüler wurden erzogen. Vielmehr durften die Schüler Verkehrsteilnehmer für vorbildliches Verhalten loben und diejenigen mit einer Kinderverwarnung belegen, die gegen die Straßenverkehrsordnung verstoßen hatten.

In beiden Richtungen gilt Schritttempo
Im Fokus der Aktion, die das Busunternehmen Petrolli aus Niedereschach-Fischbach seit einigen Jahren gemeinsam mit der Verkehrsprävention des Polizeipräsidiums Tuttlingen durchführt, stand der Paragraf 20 der Straßenverkehrsordnung (StVO). Der besagt, dass an Omnibussen des Linienverkehrs und an gekennzeichneten Schulbussen, die mit eingeschaltetem Warnblinklicht an Haltestellen stehen, nur in Schrittgeschwindigkeit vorbeigefahren werden darf.

Martin Wetzel will Autofahrer sensibilisieren
Diese Vorschrift gilt ebenso für den Gegenverkehr. Und hier tappten die meisten Autofahrer in die Falle. „Wir machen diese Aktion seit einigen Jahren zum Schuljahresanfang“, erklärt Martin Wetzel. Er ist Busfahrer und Ausbildungsleiter bei Petrolli. Das Thema Sicherheit liegt ihm sehr am Herzen. „Viele Autofahrer wissen gar nicht, wie gefährlich das zu schnelle Vorbeifahren an einem stehenden Schulbus ist.“ Mit der Aktion will er Verkehrsteilnehmer sensibilisieren.

Warnblinker weisen auf die Gefahr hin
Der Omnibus mit Warnblinker in der Neuhauser Straße in Fahrtrichtung Neuhausen in Obereschach ist nicht zu übersehen. Ein Alarmzeichen für jeden Verkehrsteilnehmer, denn jederzeit können Fahrgäste aus dem Bus heraus und auf die Fahrbahn treten.
Viele Autos sind zu schnell
Doch so manchem Verkehrsteilnehmer scheint das Gefahrenpotenzial nicht bewusst. Insbesondere Autofahrer auf der Gegenfahrbahn brausten deutlich zu schnell an dem Omnibus vorbei. Die Geschwindigkeit wurde per Lasergerät gemessen und die Fahrer wenige Meter weiter von der Polizei herausgewunken, mit ihrem Fehlverhalten konfrontiert und von den Schülerpolizisten getadelt.

Ermahnung statt Knöllchen
„Bitte das nächste Mal langsamer fahren“, baten die Schüler, die mit lilafarbenen Westen ausgestattet waren, während sie den Autofahrern den Zettel mit der Kinderverwarnung und einem roten Daumen, der nach unten zeigt, überreichten, verbunden mit einer Belehrung zum Thema Schrittgeschwindigkeit.

Die ertappten Autofahrer nahmen sich die Verwarnung der Kinder und die Belehrung durch die Polizei zu Herzen. „Gut zu wissen“, gab ein Berufskraftfahrer zu, dem die Regelung, wonach man auf der Gegenfahrbahn nur mit Schrittgeschwindigkeit vorbeifahren darf, nicht geläufig war.

Dagegen durften die Schüler, die an einem zweiten Kontrollpunkt auf die herausgewunkenen Autofahrer warteten, häufig Urkunden mit einem grünen Daumen für vorbildliches Verhalten verteilen. „Die Aktion ist gut. Meine Nachbarn haben zwei kleine Kinder, da fährt man automatisch vorsichtiger“, sagt Florian Grießhaber aus Erdmannsweiler, der die vorgeschriebene Schrittgeschwindigkeit eingehalten hat. Ebenso wie Myriam Deusch aus Neuhausen. „Die Aktion ist großartig. Gerade zum Schuljahresanfang. Man ist oft in Gedanken unterwegs.“

So mancher Verkehrsteilnehmer hätte bei einer „echten“ Polizeikontrolle übrigens ein saftiges Bußgeld kassiert oder sich gar ein Fahrverbot eingehandelt, erklärt Polizist Jürgen Sommer. Einige Fahrer seien statt der erlaubten vier bis sieben km/h mit fast Tempo 50 an dem Bus vorbeigefahren. Das liegt eindeutig im Anzeigenbereich mit Bußgeld und Fahrverbot.
Sechs Tipps für mehr Sicherheit im Verkehr
Zum Schulstart in dieser Woche hat die Polizei einige Hinweise für Eltern und auch die Erstklässler selbst, die sich in diesen Tagen zum ersten Mal auf den Weg in die Schule machen. Auf ihrem Schulweg sind sie auf die Rücksicht und Besonnenheit der anderen Verkehrsteilnehmer angewiesen. Insbesondere die Erwachsenen stehen in der Pflicht, nicht verkehrsgerechtes Verhalten der Schüler zu kompensieren, erklärt die Polizei. Das kann mit diesen Hinweisen getan werden:
- Bedenken Sie als Eltern von Schulanfängern, dass sich Kinder zum Schulanfang erst auf Verkehrswege und Situationen einstellen müssen. Der Weg zur Schule muss gelernt werden.
- Vermitteln Sie Ihrem Kind auf kindergerechte Weise ein Verständnis für schwierige Übergangssituationen und mögliche Gefahrenpunkte auf dem Weg zur Schule.
- Gehen Sie den Weg mehrmals mit Ihrem Kind ab und schaffen Sie so Selbstvertrauen und Sicherheit.
- Tauschen Sie spielerisch die Rolle mit Ihrem Kind: Lassen Sie sich von ihm zur Schule führen und so die bereits verfestigten Entscheidungen zur Gefahrenbewältigung selbst treffen.
- Geben Sie den Kindern die Chance, neue Erfahrungen zu sammeln. Nutzen Sie beispielsweise bei gutem Wetter die Möglichkeit zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule zu kommen. Verzichten Sie auf Fahrten mit dem Auto zur Schule.
- Denken Sie daran: Es läuft nicht immer alles nach Plan. Baustellen, eine gesperrte Unterführung oder eine ausgefallene Fußgängerampel können den Schulweg merklich verlängern.