Während sie bei Carmen Brockhammer vor der Kamera standen, diskutierte die politische Öffentlichkeit in Deutschland gerade, ob es Kinder wie sie in Zukunft überhaupt noch geben soll. Es ging um Pränataldiagnostik, mit der schon beim Fötus festgestellt werden kann, ob ein Kind mit Trisomie 21, dem Down-Syndrom, zur Welt kommen würde. 97 Prozent der Eltern, die von dieser Diagnose erfahren, entscheiden sich danach für eine Abtreibung.

Beim Gesprächskreis Einzigartig 21 treffen sich regelmäßig jene Eltern, die sich anders entschieden haben, oder gar nichts vom Down-Syndrom ihres ungeborenen Kindes wussten und es so akzeptierten, wie es auf die Welt gekommen war. „Als es um diese Bluttests ging, hatten wir die Idee zu diesem Fotoprojekt, um zu zeigen, dass auch unsere Kinder gewollt und geliebt werden“, erklärt Isabell Jakob. Sie hat beim Gesprächskreis diesen Impuls aufgegriffen und mit der Dunninger Fotografin Carmen Brockhammer die Fotoserie „Every Life Has Value“ auf die Beine gestellt, die kürzlich auch im Landratsamt in Villingen ausgestellt war.

Was die dabei entstandenen Bilder für eine Kraft haben, hat dann aber alle überrascht. „Auch ich hätte mir gewünscht, während der Schwangerschaft einmal solche lebendigen Eindrücke von anderen Kindern mit Down-Syndrom zu sehen, statt nur abstrakte Informationen zu bekommen“, sagt Jakob. Entsprechend „überwältigend“ seien auch die Rückmeldungen zu den bisherigen Ausstellungen gewesen, wie Fotografin Carmen Brockhammer bestätigt.
Beruflich arbeitet sie eigentlich als Krankenschwester, fotografiert aber seit etwa zehn Jahren nebenbei, wobei sie das Thema Inklusion schon immer bei dieser Arbeit begleitet habe.

„Ich empfinde als Fotografin die Arbeit mit Kindern mit Handicap als viel direkter und unverstellter, man kann so ein Kind einfach nicht stellen“, sagt sie. Mit diesen Bildern habe sie auch einen Denkanstoß zur Diskussion über Pränataldiagnostik leisten wollen. „Man muss sich schon die Frage stellen, welche Kriterien bei diesen Tests angesetzt werden. Erst wollen die Leute vielleicht kein Kind mehr mit Down-Syndrom, danach sind es vielleicht die blauen Augen, die den Eltern nicht gefallen“, so die Fotografin. Sie hat für sich aus all diesen Eindrücken und Gedanken daher einen ganz eigenen Schluss gezogen: „Für mich wäre es nach diesem Projekt keine Frage mehr – ich würde ein Kind mit Down-Syndrom auf jeden Fall bekommen wollen.“