„Das ist reine Abzocke“: Hans Rohrbach ärgert sich – und zwar richtig. Der Rentner aus Königsfeld-Neuhausen wurde jüngst geblitzt.
Dies jedoch nicht irgendwo: Das rote Licht der Radarfalle erwischte ihn in Mönchweiler, nicht weit vor dem Ortsende-Schild.
Doch wie ist das eigentlich: An welchen Stellen darf überhaupt zur Jagd auf Temposündern geblasen werden?
Ein beliebtes Autofahrer-Gerücht
Fast jeder Autofahrer hat es wohl schon mal gehört: Im Bereich von soundsoviel Metern vor dem Ortsschild darf nicht geblitzt werden. „Soundsoviel“ ist dabei je nach Quelle, jeweiligem Wissensstand und beteiligten Gesprächspartnern eine variable Größe. Jedoch: In Wahrheit gibt es „soundsoviel“ gar nicht.
Und das steckt dahinter
„In Baden-Württemberg gibt es bereits seit 2015 keine Vorschriften mehr, nachdem bei Geschwindigkeitsmessungen ein Mindestabstand vor oder nach einem Orts- oder Geschwindigkeitsschild eingehalten werden muss“, stellt Heike Frank, Pressesprecherin des Landratsamts Schwarzwald-Baar, klar.
Der Blitzer vor Mönchweilers Ende, er stand dort also mit Fug und offiziellem Recht.

42 Stundenkilometer, exakt zwölf zu viel, hatte Hans Rohrbach an jenem Novembermittag auf dem Tacho. 50 Euro werden dafür fällig, hat er ein paar Tage später in einem Schreiben des Landratsamts erfahren.
Eigentlich, so sagt Rombach, habe er gar nichts gegen Geschwindigkeitskontrollen. Aber hier, an diesem Standort? „Es gibt hier keinen Kindergarten, keine Schule, kein Altenheim, überhaupt fast keine Fußgänger“, kritisiert er.
„Ich dachte immer, bei den Kontrollen geht es um die Verkehrssicherung“, fragt er sich nun.
Hier wird gerne wieder Gas gegeben
„Es ist zu beobachten, dass gerade am Ortsausgang gerne direkt wieder auf das Gaspedal getreten wird“, sagt dagegen Landkreis-Sprecherin Frank. Auch Einwohner, die Ortsein- oder -ausgängen wohnen, hätten ein Recht darauf, von Lärmschutzmaßnahmen zu profitieren, unabhängig von der Dichte der dortigen Bebauung.
In Hans Rohrbachs Fall gilt in Mönchweiler seit September das Tempolimit von 30 Stundenkilometern. Und der Blitzer sei mindestens 100 Meter entfernt vom Ortsschild gestanden, so Heike Frank. „Hier stehen etliche Häuser, in denen auch Familien mit Kindern wohnen.“
Generell, so die Sprecherin, trage jede Geschwindigkeitsmessung, unabhängig vom Standort, zur Verkehrssicherheit bei.
Selbstverständlich würden auch Bereiche um Schulen, Kindergärten, Seniorenheimen und ähnlichen Einrichtungen regelmäßig überwacht.
Zähneknirschend bezahlt
Hans Rohrbach versteht die Autofahrer-Welt trotzdem nicht mehr ganz. Er selbst wohnt an einer dicht bebauten Durchgangsstraße mit Tempo-30-Limit.
„Da hält sich keiner dran, aber geblitzt wird hier trotzdem nie“, sagt er und schüttelt den Kopf. Die 50 Euro Bußgeld, die hat er jetzt trotzdem zähneknirschend überwiesen.