Ende September wird das Unterkirnacher Restaurant Fohrenhof seine Türen schließen. Der Gaststättenbetrieb mit integrativem Ansatz muss sich offenbar den finanziellen Zwängen seines Hauptgesellschafters, des Caritasverbandes Schwarzwald-Baar fügen. Dieser dreht den Geldhahn für den Vorbildbetrieb zu. Das erfuhr der SÜDKURIER aus zuverlässiger Quelle.
Michael Stöffelmaier, Vorstandsvorsitzender der Caritas des Kreises, möchte diese Information am Donnerstag, 6. Juni, zunächst ausdrücklich nicht kommentieren, er dementierte sie aber auch nicht.
Herzlichkeit der Mitarbeiter wird fehlen
Im Spätsommer 2011 eröffnete das Restaurant Fohrenhof in der Ferienanlage Hapimag. Im Gastraum empfangen den Besucher gemütliche Schwarzwälder Atmosphäre und die Herzlichkeit der Mitarbeiter.
Damals wie heute ist der im Fohrenhof gelebte Ansatz vorbildhaft. Der Betrieb steht für ein soziales Miteinander von Menschen mit und ohne Behinderung.
Er bietet Menschen mit Behinderung einen Arbeitsplatz, die mit einer speziellen Förderung und Assistenz in der Lage sind auf dem sogenannten ersten Arbeitsmarkt zu arbeiten. Sie arbeiten im Service, in der Verwaltung, im Hausmeisterdienst oder in der Küche. Das soll Vorzeigecharakter für andere Betriebe haben.
Die Struktur hinter dem Projekt
Erst zu Beginn des Jahres ging die Betriebsleitung des Restaurants Fohrenhofs von Katja Welz auf Thomas Frey über.

Der Fohrenhof in Unterkirnach ist ein Projekt der inklusiv gemeinnützigen gGmbH Schwarzwald-Baar, einer 90-prozentigen Tochter des Caritasverbandes Schwarzwald-Baar mit Beteiligung der Gemeinde Unterkirnach und der Firma Weis aus Niedereschach.
Trotz etlicher Förderer auf Spendenbasis arbeitet der Fohrenhof aber seit Jahren deutlich defizitär, so die Informationen des SÜDKURIER.
Prominenter Unterstützer
Zu den Unterstützern gehören Unternehmen und Privatleute, aber auch allen voran Samuel Koch als Schirmherr, der bei der Eurovisionssendung „Wetten, dass …?“ Ende 2009 als Wettkandidat live bei Thomas Gottschalk schwer verunglückte und seither auf den Rollstuhl angewiesen ist.
Caritas finanziell stark unter Druck
Wie geht es dem Caritasverband finanziell denn insgesamt? Stimmt die Information, dass der Verband generell stark unter Druck steht? Caritas-Chef Stöffelmaier bestätigt das in einem zweiten Telefongespräch. Der Kreisverband stehe derzeit so unter Druck, dass stark defizitäre Bereiche leider nicht weiter betrieben werden könnten. Konkrete Zahlen wollte Stöffelmaier aber nicht nennen.
Das unterstreicht die der Redaktion vorliegenden Informationen, dass es eben diese finanziellen Defizite sind, die nun dem Restaurant jetzt zum Verhängnis werden dürften. Es fehlt offenbar schlicht das Geld, das Restaurant Fohrenhof in der notwendigen Form zu unterstützen.
Der Caritas bleibt deshalb wohl nur das Ziehen der Reißleine. Am 30. September soll der Fohrenhof schließen. Die Mitarbeiter sollen kurzfristig in einer Mitarbeiterversammlung informiert werden.
Kommen die Mitarbeiter anderweitig unter?
Inwiefern sie andere Möglichkeiten der Weiterbeschäftigung finden, bleibt abzuwarten. Klar ist, aller Orten klagen Gaststättenbetriebe über fehlende Arbeitskräfte. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass der eine oder andere Betrieb den mittlerweile in der Gastronomie erfahrenen Mitarbeitern eine adäquate Chance bietet.
Für die Tourismusgemeinde Unterkirnach bedeutet die Schließung des Fohrenhofs einen weiteren herben Verlust einer Gaststätte. Schon jetzt beklagen Bürger und Gäste das Fehlen von Einkehrmöglichkeiten.