Ob Erdöl, Kohle oder Edelmetalle: Auf der ganzen Erde werden die Rohstoffe knapper. Eine Lösung könnte auf den hunderten Recyclinghöfen in ganz Deutschland liegen – also auch in Villingen-Schwenningen. „Urban Mining“, übersetzt „städtischer Bergbau“, lautet das Stichwort. „In einer Tonne Elektroschrott findet man oft mehr Gold als in einer Tonne Gestein in Afrika", sagt Martin Fetscher.
Kabel, Telefone, Rechner
Der Leiter des Abfallwirtschaftsamtes im Schwarzwald-Baar-Kreis steht an diesem sonnigen Spätnachmittag vor einem der großen Container auf dem Gelände des Recyclingzentrums am Villinger Krebsgraben. Gut zur Hälfte ist der Stahlkoloss schon gefüllt. Fernbedienungen, ausrangierte Telefone, Rechner, Kaffeemaschinen, dazwischen unzählige Kabel: Hier wird man fast alles los, was nicht in den Gelben Sack, in Bio- oder Papiertonne oder in die Schadstoffsammlung gehört.

Und vieles davon, was hier an jedem einzelnen Öffnungstag angeliefert wird, lässt sich recyceln – oder aber auch zu Geld machen. „Mit den Erlösen aus Edelmetallen können die Recyclingkosten der Geräte fast gedeckt werden“, sagt Martin Fetscher.
Deutschlands Städte sind regelrechte Rohstofflager. Wertvolle Metalle wurden über viele Jahre hinweg verbaut und können theoretisch neu genutzt werden, wenn man denn Rückgewinnung betreibt.
Sortenreines Sammeln
Dazu ist es wichtig, den Abfall sortenrein zu sammeln, so wie es die Recyclingzentren tun. Großgeräte, Bildschirme, Problemholz, Autoreifen, Frittierfett, große Folien, Glasscheiben, Möbelholz oder Styroporchips: Für alles gibt es Behälter und Container, für Kartons eine Presse.
Damit alles an den richtigen Platz kommt, sind immer zwei bis drei Mitarbeiter auf dem Recyclinghof im Einsatz. Sie dirigieren die Bürger zu den richtigen Containern und müssen mitunter auch ein Machtwort sprechen. Beispielsweise dann, wenn wieder einmal Sperrmüll angeliefert wird, der Klassiker sind Matratzen.

Und was passiert mit dem Elektroschrott? Die Geräte werden – getrennt nach groß und klein – von Spezialfirmen geschreddert und zertrümmert, die einzelnen Bestandteile herausgepflückt. „Gold, Silber und Kupfer sind für die Verwerter am interessantesten“, sagt Martin Fetscher.

Auch CDs lassen sich verwerten: Was in den Tonnen auf dem Recyclinghof gesammelt wird, geht an die Firma CR-Solutions im bayrischen Eibelstadt. Die Scheiben bestehen hauptsächlich aus Polycarbonat, das in der Firma gereinigt, granuliert und anschließend neu eingeschmolzen wird.

„Datenschutz können wir bei der Sammlung hier jedoch nicht gewährleisten“, betont Martin Fetscher, „zumal wir hier auch manchmal ungebetenen nächtlichen Besuch haben.“
Wer also CDs oder DVDs mit persönlichen Daten entsorgen möchte, tut gut daran, die Datenträger beispielsweise zu zerkratzen. Gleiches gelte für Festplatten. „Wer da auf absolute Nummer sicher gehen will, sollte die Festplatte von einem Profi entsorgen lassen.“

In Sachen Datenschutz unkritisch ist hingegen das, was Carsten Krümmer wenige Meter weiter vom Anhänger lädt: Grünschnitt aus dem Garten, Sohn John hilft fleißig mit, die Thuja-Äste in den großen Container zu werfen. Vor allem im Frühling und Herbst sind die Grüngutcontainer gefragt und der Recyclinghof stark frequentiert, weiß Martin Fetscher.
Aufgrund der Corona-Verordnung dürfen aktuell nur zehn Fahrzeuge gleichzeitig auf dem Hof sein. Sind es mehr, wird das Tor so lange geschlossen, bis ein Auto das Gelände verlässt. Vor allem im Frühjahr, als die Menschen während des Lockdowns fleißig ausmisteten und den Garten auf Vordermann brachten, bildeten sich am Krebsgraben teils lange Rückstaus.
Im Herbst ist viel los
Ganz so dramatisch ist es längst nicht mehr, aber viel los ist dennoch: Auch im Herbst strömen die Bürger erfahrungsgemäß zu den Recyclinghöfen, wenn Gärten und Balkone winterfest gemacht werden.