Mehr als sechs Millionen Menschen haben 2022 den Europa Park in Rust besucht. Er ist der größte Freizeitpark Europas. Vier Leute aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis sind indes fast das ganze Jahr dort. Sie gehören zum Hüfinger Holzbauunternehmen Fürst. Wer im Europa Park etwa das große trojanische Pferd im griechischen Themenbereich bewundert, der bewundert eine Arbeit, die in Hüfingen entstanden ist.
„Unsere Produktion befindet sich in der Seemühle“, sagt Stefan Fürst, Geschäftsführer der Holzkompetenz Leistungszimmerei. An der Seemühle sind viele der Bauten entstanden, die jetzt im Europa Park für das passende Flair sorgen.
Unternehmen will sich die Anfahrt sparen
Und das tun sie auch heute noch, wie Stefan Fürst erklärt. In den Auftragsbüchern findet sich der Park der Familie Mack weiter als großer Posten. Entsprechend will Fürst auch den Mitarbeiterstab dahingehend ausbauen: „Wir sind gerade dran, eine neue Truppe zu etablieren, die vor Ort wohnt. Das ist einfacher, weil man nicht immer hin und her muss.“
Wie eine zweite Heimat
Das Hin und Her kennt Fürst von Kindesbeinen an: „In Rust ist es wie eine zweite Heimat für uns. Ich bin dort auch groß geworden und war fast jeden Tag vor Ort.“
Angefangen hat alles mit dem Vater von Stefan und Marc Fürst. Ende der 1980er-Jahre ordert der Park Holz im FF-Sägewerk. Beiläufig wird gefragt, ob es denn nicht auch eine Zimmerei für ganz spezielle Aufgaben gebe. Roland Fürst kommt ins Spiel, ein Auftrag kommt zustande – und bleibt nicht lange allein. „Als erstes ist die norwegische Stabkirche im skandinavischen Bereich entstanden“, sagt Fürst.

Es folgen weitere große Projekte, das Walliser Dorf, Teile des deutschen Themenbereichs, Russland auch die Nachbildung von Shakespeares Globe Theatre im englischen Bereich ist in Hüfingen entstanden.
Es geht nicht nur um die Attraktionen
An vielen der Hotels hat das Unternehmen mitgearbeitet: „Da hatte ich teilweise bald jeden Ziegel mal in der Hand“, sagt Stefan Fürst. Ab 1998 ist er bei den Baustellen voll mit im Boot.
Und schließlich entstand um die 2000er-Jahre auch ein ganz besonders Bauwerk: das trojanische Pferd bei der Wasser-Achterbahn Poseidon im griechischen Bereich. Das hölzerne Ross ist zehn Meter hoch und entstand in wochenlanger Arbeit in der Zimmereihalle.

Was tut sich aktuell?
Wenn der Europa Park rufe, dann sei die Zimmerei parat. So ist das aktuell auch wieder der Fall. Im neuen kroatischen Teil habe man Bereiche des Eingangs mit Holz vertäfelt. Der Campingbereich soll groß erweitert werden, hierfür werde an Chuckwagons gearbeitet, in denen dort übernachtet werden kann. Und schließlich muss die Santa Maria auf Vordermann gebracht werden.

Dabei handelt es sich um ein Schiff, dass sich im portugiesischen Bereich befindet – und zwar bereits seit 2005. „Dafür haben wir in der Werkstatt damals die Spanten geleimt, Bretter gebogen“, sagt Fürst. Wie so ein besonderer Bau entsteht, dazu müsse man sich erst Gedanken machen: „Es wurde dann vieles probiert und wir haben uns herangetastet.“

Das Schiff ist mittlerweile in die Jahre gekommen. „Die Außenhaut ist kaputt und wird diesen Winter komplett restauriert.“
Die Arbeit ist ein Privileg
Er sei glücklich, solche Aufgaben übernehmen zu dürfen: „Es ist abwechslungsreich und immer was anderes dabei“, erklärt Fürst. Die Arbeit sei ein Privileg, entsprechend müsse auch die Qualität stimmen: „Das muss stimmen, da muss man abliefern. Wenn etwas nicht passt, dann muss es eben neu gemacht werden.“
Zimmerei prägt das Bild des Parks
Der Park scheint indes mit der Arbeit des Hüfinger Unternehmens glücklich zu sein.
„Seit vielen Jahrzehnten arbeiten wir eng mit der Zimmerei Fürst aus Hüfingen zusammen. Insbesondere das großartige Teamwork und die kreative Projektentwicklung schätzen wir dabei sehr. Viele der Holzbauten, die gemeinsam mit der Zimmerei Fürst entstanden sind, prägen das Erscheinungsbild des Europa-Park Erlebnis-Resorts und tragen zur einzigartigen Thematisierung bei, die Jahr für Jahr Millionen Gäste aus aller Welt in ihren Bann zieht“, sagt Mariella Hutt von der Pressestelle des Europa Parks.
Für andere Aufgaben gibt es Spezialisten
Am Aufbau der Holzachterbahn Wodan seien die Hüfinger allerdings nicht beteiligt gewesen: „Das hat eine amerikanische Firma übernommen, die darauf spezialisiert ist.“ Das Konstrukt benötige jetzt viel Pflege und Wartung. „Ein wahnsinniger Aufwand.“

Und die Arbeit dort, bringe auch eine Bereicherung für andere Kunden. Etwa was die verschiedenen Techniken betrifft. In Zürich werde an Möbeln gearbeitet, die mit der Yakisugi-Technik hergestellt werden.
Gemeint ist das Verkohlen der Holzoberfläche. Dadurch wird es widerstandsfähig gegen Fäulnispilze. Was auf dem Markt neu daherkommt, habe man im Europa Park schon vor Jahren eingesetzt, etwa als das Schweizer Dorf entstanden sei: „Das machen wir schon jahrelang.“
Die Zusammenarbeit mit dem Europa Park dürfte auch in Zukunft weitergehen. Immerhin ist der Park darauf bedacht, sein Repertoire an Sehenswürdigkeiten und Attraktionen ständig auszubauen. „Es gibt dort immer etwas zu tun“, sagt Stefan Fürst. Er bewundere die gigantische Logistik hinter dem Unternehmen der Familie Mack.