Der Verein Hanfwerk Süd hatte bis vor kurzem den Aufnahmeprozess für neue Mitglieder vorerst mal auf Eis gelegt. Das hat vor allem mit der Flut an Anfragen und Anmeldungen zu tun, die bei dem jungen Verein eingegangen sind. Daran geknüpft ist nämlich ein Politikum, das in den vergangenen Monaten groß diskutiert wurde: die Legalisierung von Cannabis in Deutschland.
Die Entscheidung ist auf politischer Ebene gefallen, jetzt müssen Bürokratie und Infrastruktur in der Sache noch nachziehen und die passenden Bedingungen schaffen. Dazu zählen etwa auch die sogenannten Cannabis Social Clubs. Ein solcher ist Hanfwerk Süd e.V. mit Sitz in Donaueschingen.
Das ist dann also eine Gruppe, die sich trifft, um gemeinsam Cannabis zu rauchen? Darauf kommt ein entschiedenes „Nein“ von Andreas Breuninger. Er und Johannes Ritter gehören zur Vorstandsriege des Vereins. „Bei uns gibt es das Cannabis nicht zu kaufen. Wir sind nicht kommerziell und wir treffen uns nicht, um dann zu konsumieren“, erklärt er.
Verein ist eine Anbauvereinigung
Hanfwerk Süd ist eine sogenannte Anbauvereinigung. Das bedeutet, man kümmert sich gemeinsam um den Anbau der Pflanzen, will rund um Cannabis aufklären: „Da herrschen die wildesten Mythen“, sagt Breuninger. In Donaueschingen wolle man voneinander lernen und Tipps geben. So habe man etwa auch eine Präventionsbeauftragte. Jeder Social Club brauche einen Suchtbeauftragten. Der verantwortungsvolle Umgang mit der Pflanze steht im Fokus.
Wer Mitglied im Verein ist und es entsprechend beantragt, der bekommt dort auch Cannabis: „Der Verein stellt es, dort findet aber kein Konsum statt“, sagt Johannes Ritter. Auch Alkohol darf dort nicht ausgeschenkt werden. Allgemein gelten für den Konsum von Cannabis bestimmte Einschränkungen. Er ist in Sichtweite, angegeben in 100 Meter Abstand vom Eingangsbereich, von Schulen, Kinderspielplätzen, Kinder- und Jugendeinrichtungen und Sportstätten verboten. Schnellstmöglich wolle der Club auch auf die Polizei zugehen, sich dort austauschen.
Die Mitgliedschaft in einem Social Club ist eigentlich ab 18 Jahren möglich, in Donaueschingen will man das jedoch anders handhaben: „Wir ziehen ab 21 Jahren die Grenze“, sagt Breuninger. Man sei der Meinung, man solle mit dem Konsum nicht in jungen Jahren anfangen.
Was sagen die Behörden?
Außerdem müssen potenzielle Mitglieder mindestens sechs Monate in der Bundesrepublik leben und dort ihren ständigen Wohnsitz haben. „Ein Kriterium ist auch, dass die Mitglieder nur in einem Club dabei sind“, erklärt Johannes Ritter. Bislang liege man im Club bei den Anfragen bei einem Altersdurchschnitt von 37 Jahren, die älteste Person, die eine Mitgliedschaft angefragt hat, sei 71 Jahre alt.
Passender Standort wird gesucht
Was für den jungen Verein jetzt als Nächstes ansteht, ist die Suche nach einem passenden Standort. „Es muss flächenmäßig passen, zudem brauchen wir mindestens 200 Meter Abstand zu Kitas und Schulen“, erklärt Breuninger. Die Innenstadt-Lage wäre daher wohl weniger geeignet. „Wir bräuchten eine Halle mit 100 bis 200 Quadratmetern.“ Im ersten Schritt soll es hauptsächlich um den Anbau gehen. Werden die Pflanzen selbst angebaut, biete sich die beste Möglichkeit zur Qualitätskontrolle. Das Vorhaben mit einem Standort will der Verein kostengünstig stemmen.
Und ginge das nicht theoretisch auf einem Feld im Freien? Das wäre eher ungeeignet. Theoretisch sei das zwar möglich, „aber wir müssten das Feld dann umzäunen und auf die natürlichen Begebenheiten Acht nehmen. Die Nachteile überwiegen deutlich“, erklärt Ritter. Thema sei schließlich auch der Geruch der Pflanzen: „Das riecht man deutlich – und wir wollen niemanden stören.“
Wie lange es dauert, bis man mit Standort und Anbau soweit ist – das stehe noch in den Sternen: „Es hängt davon ab, wie schnell wir ein Gebäude bekommen. Außerdem müsse noch klar sein, welches Amt dann für uns zuständig ist“, erklärt Ritter. Und die Ämter werden dann auch eine gewisse Zeit brauchen, alles zu prüfen – und sich entsprechend einzustellen. „Das ist auch sinnvoll“, ergänzt Ritter. Eine Anbaugenehmigung für Cannabis sei allerdings erst ab dem 1. Juli zu bekommen. Bis dann – im Optimalfall – eine erste Ernte ansteht, werde es sicher Januar.
Viele Anfragen an den Verein
Bis dahin wird der Hanfwerk Süd Verein vermutlich weiter mit Anfragen überhäuft, wie es bereits jetzt der Fall ist. Was bedeutet überhaupt Anbauvereinigung? Wie und wann bekommt man hier Cannabis? „Die vor kurzem veröffentlichten Abgabevorschriften des Bundesgesundheitsministeriums besagen, dass Vereinsmitglieder bis zu 25 Gramm Genuss-Cannabis pro Tag beziehen dürfen“, erklärt Breuninger. Dies entspricht der maximalen Eigenbesitzmenge. Mitglieder von Anbauvereinen dürfen jedoch maximal 50 Gramm Cannabis pro Monat beziehen.
Wie genau das dann aussehen wird, will man später noch ausformuliert auf der Homepage des Vereins erklären. Genauso wie und wieviel bezahlt werden muss. Momentan koste eine Mitgliedschaft fünf Euro im Monat. Für ein Gramm Cannabis habe man sich vorerst auf zehn Euro festgelegt: „Das wird sicher reduziert, wir brauchen hier eine genaue Kostenrechnung“, so Breuninger. Alles werde in der Beitragsordnung aufgefangen, die vom Verein bereits in einer ersten Fassung ausgearbeitet wurde.
Keinen Gewinn machen
Wichtig ist: „Auf Vereinsebene werden wir so keinen Gewinn machen. Wir sind im besten Fall gemeinnützig, jeder kann mitmachen“, so Ritter. Und positive Rückmeldungen habe man ob der investierten Mühe rund um Vereinsgründung und die Organisation bereits erhalten – und zwar vom Vereinsregister.
Klar ist, dass mit der neuen Gesetzgebung und den damit entstehenden Vereinen gesellschaftliche Vorurteile eingerissen werden müssen, die über Jahrzehnte bestanden: „Es gibt viele Vorurteile und es wird viel Stigmatisierung betrieben“, erklärt Andreas Breuninger. Der Verein werde ehrenamtlich betrieben und es sei wichtig, dass man transparent sei und über das Thema aufkläre. „Wir sind hundert Prozent offen – und jeder bekommt Einsicht. Es geht uns auch darum, ein breites Wissen mit möglichst vielen Menschen zu teilen“, so Breuninger weiter.