Die Donaueschinger Nexus AG hat mit TA Associates, ein weltweit agierendes Private-Equity-Unternehmen aus den USA, eine Investorenvereinbarung getroffen. Laut Bekanntmachung der Nexus AG will der US-Finanzinvestor die Mehrheit an der Nexus AG übernehmen.

Das soll so ablaufen: TA will ein freiwilliges, öffentliches Übernahmeangebot abgeben. Angestrebt wird eine Mehrheitsbeteiligung, also über 50 Prozent aller Aktien. Um Aktionäre die Übernahme schmackhaft zu machen, werden 70 Euro pro Aktie in bar geboten. Laut Mitteilung entspräche das einer Prämie von 44,2 Prozent auf den Schlusskurs der Nexus Aktie am 4. November 2024, oder 35,3 Prozent auf den volumengewichteten Durchschnittskurs der Aktie in den vergangenen drei Monaten.

Wie viele Aktionäre machen mit?

TA habe bereits unwiderrufliche Andienungsvereinbarungen für 26,9 Prozent der Nexus-Aktien erhalten, unter anderem von Vorstands- und Aufsichtsratsmitgliedern, von einer anderen Beteiligungsgesellschaft und von weiteren langjährigen Investoren. Die weiteren nötigen Anteile für eine erfolgreiche Übernahme will TA über das öffentliche Angebot generieren.

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Die Fristen laufen jetzt

Das kann Hannes Wehinger bestätigen. Er ist kaufmännischer Leiter der Nexus AG. Am Montag sei das Angebot von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) freigegeben worden: „Das Angebot ist durch“, sagt Wehinger. Jetzt laufen die Fristen. Der Börsenhandel ist noch bis Dienstag, 17. Dezember, und anschließend bis Freitag, 3. Januar, 24 Uhr: „Das ist gesetzlich so verankert. So haben die Anleger ausreichend Möglichkeiten“, erklärt Wehinger.

Hannes Wehinger, kaufmännischer Leiter Nexus AG.
Hannes Wehinger, kaufmännischer Leiter Nexus AG. | Bild: Roland Sigwart

An der Börse hatte die Nachricht um das Interesse an Nexus spürbare Folgen. Noch am Tag der Veröffentlichung am 5. November schnellte der Aktienkurs von 48,50 Euro am Vortag auf 68,40 Euro nach oben, also knapp unter den angekündigten Angebotspreis.

Unternehmen will die Börse verlassen

Im Falle einer erfolgreichen Übernahme soll die Nexus AG zu gegebener Zeit von der Börse genommen werden, so der Plan. „Es wird ein Delisting angestrebt“, erklärt Wehinger. Damit ist die Aufhebung der Börsennotierung gemeint.

Sollten nicht alle sich für einen Verkauf entscheiden und die Übernahme kommt zustande, sei es anschließend wesentlich komplizierter, die Anteile noch abzuwickeln. Wie viele bei Nexus geht Wehinger jedoch davon aus, dass die meisten verkaufen werden: „Das ist ein sehr attraktiver Preis. Es gab einen Aufschlag von 40 Prozent.“

Was das für den Standort Donaueschingen bedeutet

Wie das Unternehmen mitteilt, unterstützen Vorstand und Aufsichtsrat das Angebot und sehen in der strategischen Partnerschaft einen erheblichen Mehrwert für die Nexus AG und ihre Kunden. TA werde als strategischer Partner für zusätzliche Expertise im Softwaregeschäft, für größere finanzielle Flexibilität und eine stabile Eigentümerstruktur sorgen, heißt es weiter.

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„Wir sind als eines der letzten Unternehmen Anfang der 2000er-Jahre an den neuen Markt. Im Vergleich zu damals haben wir eine riesige Wertsteigerung erreicht“, sagt Wehinger. Nexus rangiert aktuell auf einem Wert von 1,21 Milliarden Euro.

Der Markt ist im Umbruch

„Der Markt für E-Health-Lösungen befindet sich im Umbruch“, sagt Ingo Behrendt, Geschäftsführer der Nexus AG. Einrichtungen im Gesundheitswesen stellten immer höhere Anforderungen an digitale Unterstützungen und seien außerdem mehr und mehr auf Digitalisierungslösungen angewiesen.

„Gleichzeitig scheiden weitere Anbieter aus dem Markt aus. Für die Nexus AG ergibt sich in diesem Umfeld die Möglichkeit, Marktanteile zu erhöhen und Marktpräsenz zu erweitern“, sagt Behrendt. Das Unternehmen sei darauf fokussiert, die steigenden Kundenerwartungen an Digitalisierungslösungen zu erfüllen oder gar zu übertreffen.

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Diese Ausrichtung sollte Vorrang vor kurz- und mittelfristiger Gewinnorientierung haben und TA trägt diese Markt- und Strategiesicht uneingeschränkt mit. Durch ihre umfassende Branchen-Expertise und Erfahrungen mit Wachstumsstrategien in Softwareunternehmen sei TA ein wertvoller, langfristiger Partner für die Nexus AG und ihre Kunden, so der Geschäftsführer weiter.

Zwei Jahre unabhängig

In der Mitteilung ist zudem zu lesen, dass TA beabsichtige, für einen Zeitraum von mindestens zwei Jahren ab Vollzug des Angebots keinen Beherrschungs- oder Gewinnabführungsvertrag mit der Nexus AG abzuschließen. Das bedeutet, „dass wir in den ersten zwei Jahren nach Übernahme komplett unabhängig agieren“.

Erst nach Ablauf der zwei Jahre werde dann weiteres geregelt. Das sei wichtig für das Unternehmen und auch Teil der Investoren-Absprache gewesen.

TA und die Nexus AG hätten sich zudem darauf verständigt, dass die Führung des Unternehmens beim derzeitigen Vorstand der Nexus AG verbleiben wird. Der Firmensitz in Donaueschingen sowie alle anderen wesentlichen Standorte sollen erhalten bleiben. Bei Nexus sind über 2000 Mitarbeiter beschäftigt, in Donaueschingen sind es ungefähr 200.

Wie geht es nun weiter?

Die Stimmung im Unternehmen sei gut, sagt Wehinger. Die Übernahme geschehe einvernehmlich: „Sie bietet uns mehr Flexibilität, um uns langfristig weiterzuentwickeln“, erklärt Hannes Wehinger. 25 Jahre sei Nexus als börsennotiertes Unternehmen gut unterwegs gewesen, bald biete sich Platz für noch mehr Wachstum.

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