Über der Arbeit des örtlichen Malteser Hilfesdienstes, einer christlich fundierten Hilfsorganisation, liegt ein schwerer Schatten. Ein Mitarbeiter aus dem Behindertenfahrdienst in Villingen wurde kürzlich von der Arbeit freigestellt, und schließlich fristlos gekündigt. Grund: Er steht unter Verdacht, seine Fahrdiensttätigkeit ausgenutzt und ein Kind sexuell missbraucht zu haben.
Der Vorfall soll nach SÜDKURIER-Informationen bereits vor einigen Wochen stattgefunden haben. Allerdings bewahrten die Eingeweihten Stillschweigen über den mutmaßlichen Kindesmissbrauch. Die Mitarbeiter vor Ort, die über den Vorfall informiert wurden, sollen aufgefordert worden sein, über den Vorgang zu schweigen.
Das sagen die Malteser
Der örtliche Dienststellenleiter des Malteser Hilfsdienstes in der Geschäftsstelle der Lantwattenstraße, Rainer Kühl, äußerte sich gegenüber dem SÜDKURIER nicht zu dem Vorgang und verwies Anfragen umgehend an den Präventionsbeauftragten des Malteser Hilfsdienstes Baden-Württemberg, Uwe Jahnke, in Karlsruhe.
Dieser bestätigte allerdings ohne Umschweife: „Wir müssen diesen Vorfall leider einräumen.“ Der Malteser Hilfsdienst verfüge zwar über ein gutes Schutzkonzept für die ihm anvertrauten Menschen, um solche Vorfälle möglichst auszuschließen. „Doch wir können leider nicht in die Köpfe der Mitarbeiter schauen.“
Weiter sagte er: Der Malteser Hilfsdienst kooperiere vollumfänglich mit der Kriminalpolizei, die seit einigen Wochen in dieser Sache ermittle. Außerdem habe der Malteser Hilfsdienst den Betroffenen umgehend seine Hilfe durch eine externe Fachberatung angeboten. Außerdem sei der Fahrdienst der Malteser in Villingen personell nach den Wünschen der Betroffenen verändert worden.
Verdächtiger freigestellt, später entlassen
Gegenüber dem Beschuldigten, so Jahnke weiter, seien umgehend „arbeitsrechtliche Konsequenzen“ gezogen worden. Er sei umgehend freigestellt und dann auch fristlos gekündigt worden. Der Beifahrer, der mit im Auto gewesen war, sei intern versetzt worden, habe dann selbst gekündigt. Wie Jahnke betonte, lägen gegen den Beifahrer bislang keine Verdachtsmomente wegen einer Straftat vor.

Bekannt ist bisher nur ein Fall
Nach Aussage des Präventionsbeauftragten liege bislang nur der Verdacht vor, dass ein Kind sexuell missbraucht worden sein soll. „Wir wissen nur von einem direkt betroffenen Kind“, so Jahnke. Ob da noch mehr gewesen sei, soll nun durch die Ermittlungen der Kriminalpolizei erhellt werden.
Über die Details des Vorfalls will sich der Malteser Hilfsdienst nicht auslassen. Es gehe nicht darum, den Täter zu schützen. Vor allem müssten die Betroffenen „zur Ruhe kommen“ und deren Stigmatisierung vermieden werden. Es gehe jetzt darum, dass die Kriminalpolizei den Sachverhalt sauber aufklären könne.
Verein will Aufklärung unterstützen
„Aus unserer Sicht ist das Gute und Mögliche getan worden“, erklärte der Präventionsbeauftragte. Auch die Polizei habe bislang signalisiert, dass kein Fehlverhalten des Hilfsdienstes vorgelegen habe. Die Diözesan-Geschäftsführerin Sabine Kuri in Freiburg lässt sich mit den Worten zitieren: „Es tut uns sehr leid für die Betroffenen, was passiert ist. Wir tun alles, um die Sache aufzuklären.“
Erhebliche weitere Brisanz bekommt der Fall durch den Umstand, dass es sich bei dem Tatverdächtigen um eine Person handelt, die sich seit vielen Jahren als Trainer im Jugend- und Kinderbereich eines anderen Vereins in der Region engagiert.
Verein beurlaubt den Verdächtigen
Der betreffende Verein ist dem SÜDKURIER bekannt. Angesichts des unbewiesenen Verdachts verzichtet die Redaktion darauf, den Verein zu nennen.
Der verantwortliche Vereinsvorsitzende auf Nachfrage: „Wir haben nach Bekanntwerden der Vorwürfe die Person gleich beurlaubt, um den Kontakt zwischen ihm und dem Verein zu unterbinden.“ Der Verein warte nun ab, ob es zu einer Verurteilung kommt. „Solange nicht Schwarz auf Weiß bewiesen ist, tun wir uns schwer, jemand aus dem Verein zu werfen“, betonte der Vorsitzende.
Trainer werden befragt
Der Vorstand habe sich natürlich auch die Frage gestellt, ob es durch den Beschuldigten zu Übergriffen im Verein gekommen sein könnte. Sondierungen im Trainerbereich hätten allerdings keine Verdachtsmomente zutage befördert.
Als Vorgehensweise habe des Vereinsvorstands daher abgesprochen, zunächst Distanz zum Beschuldigten zu wahren, aber eine Vorverurteilung zu vermeiden. Auch mit der Polizei sei zusammengearbeitet worden.