Beim VS-Forum, das der SÜDKURIER seit 1999 in der Neuen Tonhalle veranstaltet, sprach er mit Chefredakteur Stefan Lutz eloquent und gut gelaunt über die großen Themen, die Deutschland aktuell bewegen – aber auch darüber, ob er sich eine Rückkehr zur Parteipolitik vorstellen kann.
Was Boris Palmer sagt
Hier haben wir zehn prägnante Zitate des Abends zusammengestellt. Das ganze VS-Forum, das aufgrund der immensen Nachfrage auch als Livestream übertragen wurde, gibt es außerdem hier zum Nachschauen.
Wurden radikale Kräfte gestärkt?
Zur Frage, ob das Vermeiden direkter Kommunikation und Missständen womöglich dazu geführt hat, dass radikale Kräfte – rechts wie links – gestärkt wurden.
„Das Moralisieren der Politik ist ein Übel, das hat sich tatsächlich in vielen Feldern eingeschlichen. Ganz besonders in der Migrationspolitik, leider aber auch in der Klimapolitik. Da wurde die Aufnahme von Flüchtlingen wurde zur moralischen Frage und wer Probleme mit der Machbarkeit bei der Zahl und der Geschwindigkeit formuliert hat, der wurde nicht mit Antworten bedacht, die hinterfragt haben: Stimmt das, das was der sagt, gibt es Schwierigkeiten (...) bei der Wohnraumversorgung bei den Sprachkursen (...)? Sondern die Tatsache, dass diese Probleme angesprochen wurden, wurde beantwortet mit: Dann geh doch zur AfD.“

Deutschland, wie geht‘s?
Über den aktuellen Ist-Zustand in der Bundesrepublik:
„Wir haben seit drei Jahren Stagnation in der Wirtschaft. Wenn man mit Unternehmen spricht, war die Stimmung noch nie so schlecht. In Deutschland investieren ist eigentlich kein Thema mehr. Wenn, dann wird im Ausland investiert und allmählich wird sich das auch auf den Arbeitsmarkt auswirken.“
Wenn die Großmächte nicht mehr mitspielen
Über die Probleme, mit denen die Wirtschaft konfrontiert wird:
„Das deutsche Geschäftsmodell der letzten 20 Jahre funktioniert nicht mehr: Die Russen liefern billiges Gas, die Chinesen kaufen die Autos und die Amerikaner zahlen für die Sicherheit. Alle drei Großmächte spielen nicht mehr mit.“
Das Publikum und das Alter
Zur demografischen Entwicklung:
„Dann haben wir noch unsere Binnenstruktur, die kann man hier im Saal auch sehen, nämlich eine starke Überalterung (Zwischenapplaus und Gelächter). Sie können das jetzt auch anstatt als Beschimpfung auf Sie aufgrund Ihres Alters auch als Beschimpfung der Jungen, weil die nicht kommen (auffassen).“

52 – und jünger als der Durchschnitt
Zur Altersstruktur des Publikums:
„Ich wage die These, dass ich mit meinen 52 hier jünger bin als der Durchschnitt.“
Bildung und Spracherwerb
Über Herausforderungen im Bildungssystem:
„Der Absturz des Bildungssystems kommt daher, dass immer mehr Kinder versorgt werden müssen, die die Sprache gar nicht gelernt haben. Wenn du ein Kind integrieren musst geht‘s noch, zwei gehen auch noch, wenn es fünf sind, bist du nur noch mit denen beschäftigt und alle anderen lernen halt nix mehr.“
Wenn die Art der Unterbringung die Integration erschwert
Zum Thema Flüchtlingspolitik und der Frage, wie sich die Situation in Tübingen aktuell darstellt:
„Der Gemeinderat hat bei uns gerade die nächste Containersiedlung beschlossen, was anderes geht nicht mehr. Wir müssen jetzt einfach, was niemand will, städtebaulich katastrophal was die Integration sicher nicht erleichtert, große Einheiten, 200er, 300er-Blöcke in Gewerbegebieten bilden.“
Klimaschutz geht nicht alleine
Warum Klimaschutz eine globale Aufgabe ist:
„Ist überhaupt nicht zu erwarten, dass wir mit der Idee: Jetzt verzichten wir auf Heizung und Auto und Flugreise und Fleisch in ganz Afrika Begeisterungsstürme auslöst, weil die sagen: Da wollen wir auch hin. Die sind da nämlich schon, die wollen da aber weg, die wollen auch ein gutes Leben.“

Klartext bei Straftaten
Zum Umgang mit straffällig gewordenen Geflüchteten:
„Man muss mit diesen Typen Klartext reden und da habe ich noch nicht von Grenze oder Abschiebung gesprochen.“
Zurück in den Schoß der Partei?
Auf die Frage, ob er sich eine Rückkehr zur Parteipolitik vorstellen könne:
„Ich brauche keine weitere Parteierfahrung, da reicht mir eine völlig.“
Ob er nochmal zu den Grünen zurückkehren könne, ließ er offen, machte aber deutlich, dass ihm das Thema Klimaschutz noch immer sehr am Herzen liegt.